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1099 - Der Werwolf und die Tänzerin

1099 - Der Werwolf und die Tänzerin

Titel: 1099 - Der Werwolf und die Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Warum denn?«
    »Sie darf uns nicht sehen. Noch nicht…«
    Ich folgte Janes Wunsch und duckte mich in die Reihe der gepolsterten Stühle hinein, deren Sitzflächen hochgeklappt waren. Alles passierte heimlich, und ebenso klammheimlich hatte Jane Collins und ich auch das Theater betreten. Durch einen Seiteneingang, zu dem Jane einen Schlüssel oder Nachschlüssel besessen hatte.
    Ich wußte nicht so genau, worum es ging. Jane hatte sehr geheimnisvoll getan, und von einer seltsamen Sache gesprochen, die durchaus größere Dimensionen bekommen konnte. Auf derartige nicht ausgegorene Dinge ließ ich mich nur ungern ein, aber die Detektivin gehörte nun mal zu meinen ältesten Freundinnen. Da hatte ich ihr den Wunsch einfach nicht abschlagen können. Hinzu kam, daß sie mich so manches Mal auf Fälle gebracht hatte, die mich, den Geisterjäger, durchaus etwas angingen. Hier sollte es angeblich ähnlich sein.
    Auch sie hatte sich in die zweitletzte Reihe im Zuschauerraum hineingedrückt. Wir hockten dicht beisammen. Das Licht blieb weiter vorn auf die Bühne beschränkt. In unserer Nähe war es dunkel.
    Da umschwamm uns die Finsternis wie Tinte.
    Es war für Jane so etwas wie ein Auftrag gewesen, hierher zu kommen. Jemand hatte sie engagiert.
    Den Namen hatte sie mir nicht verraten. Zudem wußte sie nicht, ob alles auch so eintreffen würde, wie sie es sich vorgestellt hatte. Garantien gab es nicht, und blamieren wollte sie sich auch nicht.
    Es waren beileibe keine neuen Sitze, die hier im leicht ansteigenden Zuschauerraum standen. Alte, muffige Möbel, in deren Polsterung der Staub klebte.
    Ich sah das Gesicht der Detektivin dicht vor meinem, und Jane mußte sehen, wie ich die Augen verdrehte.
    »Nun fasse dich in Geduld«, wisperte sie. »Es wird schon gleich losgehen.«
    »Was denn?«
    »Der Tanz.«
    »Und deshalb hast du mich hergelockt?«
    Jane schielte über die Kante der Vordersitze hinweg. »Genau das ist der Grund gewesen. Madeleine Bishop ist eine besondere Frau. Darauf kannst du dich verlassen, und außerdem wirst du das bald sehen. Es kann nicht mehr lange dauern.«
    Ich nickte gottergeben, obwohl ich lieber im Bett gelegen hätte. Aber man kann eben nicht alles haben. Außerdem fühlte ich mich leicht angeschlagen. Der letzte Fall, der mich auf die Insel Sylt geführt hatte, war nicht so leicht zu verkraften, denn ich hatte im Hotel noch zwei schwere Nächte an der gemütlichen Bar hinter mich bringen müssen, und man wird ja auch nicht jünger. So träumte ich eigentlich davon, in meinem Bett zu liegen und richtig durchzuschlafen. Statt dessen aber hockte ich eingeklemmt in dieser Sitzreihe im alten Theater und wartete darauf, daß irgend etwas vorn auf der Bühne passierte.
    Madeleine Bishop stand dort wie eine Statue. Es war auch nicht zu sehen, daß sie atmete. Sie drehte uns ihr Profil zu. Die langen braunen Haare hatte sie im Nacken mit einem roten Band zusammengebunden. Der Rücken war durchgedrückt, der Kopf leicht zurückgelehnt, so daß wir ihr Profil mit der geraden Nase besonders deutlich erkennen konnten. Auf mich wirkte sie wie ein Mensch, der auf ein bestimmtes Zeichen wartete, um dann eingreifen zu können.
    »Müssen wir mit Musik rechnen?« flüsterte ich.
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Was will sie denn auf der Bühne?«
    »Tanzen.«
    »Für wen?«
    Jane zuckte die Achseln. »Bestimmt nicht für uns. Für sich selbst oder für jemand, den wir nicht kennen und auch nicht sehen. Das liegt noch alles in der Schwebe.«
    »Und das sollte mich interessieren, Jane?«
    »Ich denke schon.«
    »Na ja…«
    Es war schon bewundernswert, daß sich Madeleine Bishop so perfekt hielt, als wäre sie eingefroren.
    Sie tat überhaupt nichts. Sie schien auch nicht zu atmen. Sie hatte sich völlig unter Kontrolle. So etwas schaffte man nur nach jahrelanger Übung. Ich war mittlerweile wirklich gespannt, was die Zukunft brachte.
    Der Ruck!
    Obwohl ich auf eine Bewegung vorbereitet war, überraschte er mich. Madeleine war wie aus einer Trance erwacht. Der Körper streckte sich, für einen Moment blieb sie auf den Zehenspitzen stehen, riß die Arme hoch, streckte dabei die Hände und legte sie hoch über dem Kopf mit den Handflächen gegeneinander.
    Und dann tanzte sie.
    Ich hatte mich schon leicht müde abwenden wollen, aber schon nach den ersten Sekunden war ich von den Bewegungen dieser Frau einfach fasziniert. Kein Mensch besteht aus Gummi. Bei ihr konnte man durchaus den Eindruck haben. Madeleine

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