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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ganzen Stolz der Selous Scouts. Willem sieht in der blauen Jacke der holländischen Marine und der dazugehörigen weißen Schirmmütze vergleichsweise elegant aus, aber Ulrich kann in der grauen Jacke des KSK mit den roten Schulterstücken und dem dunkelroten Barett durchaus mithalten. Codys Barett ist ebenfalls rot, seine Jacke dunkelblau; Donovan trägt die militärgrüne Jacke und das schwarze Barett der Delta Force.
    Außerdem haben die Männer ihre Orden angelegt – Bronze Stars, Air Medals, die italienische Tapferkeitsmedaille, das Ehrenkreuz der Bundeswehr, das Georgs-Kreuz der Briten, den L’Ordre National du Mérite, den bronzenen Löwen der Holländer – und das sind nur die, die sie tragen dürfen, die anderen werden an geheimen Orten unter Verschluss aufbewahrt.
    Die gesamte jüngere Geschichte – der Golf, der Irak, Afghanistan, der Kongo und Somalia – lässt sich an den Farben ablesen, die diese Männer am Revers tragen.
    Nur Lev und Amir sind in Tarnkleidung erschienen – wenn auch sauber und frisch gebügelt. Bei der Sajeret Matkal gibt es keine Uniform, keine besondere Kleidung, das Abzeichen der Einheit ist geheim und wird außerhalb der Bruderschaft nie getragen. Amir hat die schwarze Gesichtsmaske der Al Qassam, mit der sie sich gegenüber Zionisten unkenntlich machten, nicht aufgesetzt. Aber er trägt das grüne Stirnband.
    Die Kantine ist so vornehm herausgeputzt wie nur möglich.
    Ein weißes Tischtuch liegt auf dem groben Holztisch und neben jedem Teller eine gefaltete Stoffserviette. Kerzen lassen den Tisch erstrahlen, und Flaschen mit Rot- und Weißwein sind gleichmäßig darauf verteilt.
    Die erstklassigen Steaks, die auf dem offenen Feuer brutzeln, duften verlockend, und Donovan macht einen vierzig Jahre alten Single Malt auf und schenkt jedem zwei Finger breit ein.
    »Gentlemen«, sagt er und hebt sein Glas. »Auf abwesende Freunde.«
    Einen Moment lang herrscht Stille.
    Es ist der Moment, in dem sie an gefallene Kameraden denken, an deren Witwen und Waisen, an Kreuze, Sterne und Halbmonde, an Grabsteine auf verlassenen Feldern und den hohen Preis der Tapferkeit.
    »Auf abwesende Freunde«, erwidern die Männer.
    Sie setzen ihre Gläser an und trinken.
    Jeder hebt einen Schluck auf und kippt ihn ins Feuer. Die Flammen zischen und knacken – ein fernes Echo vergangener Gefechte.
    Dann beginnt die Party. Es wird gelacht und gescherzt, die Männer nehmen sich gegenseitig auf den Arm und lassen die überstandenen Strapazen des Abschlussballs noch einmal Revue passieren. Die Stimmung ist heiter und gelöst, irgendwie aber auch gedämpft.
    Sie haben einen Freund am Strand zurückgelassen.
    Mit einem Bier in der Hand stellt sich Cody an den Rand des Camps und blickt zum Strand runter.
    »Hey! Schaut euch das an.«
    Die Männer gehen zu ihm und sehen, worauf Cody zeigt.
    Collins ist wieder auf den Beinen, hat die Arme um den Stamm geschlungen, versucht erneut, ihn zu heben.
    »Der Hurensohn gibt nicht auf.«
    »Der Wille entscheidet«, sagt Ulrich und zitiert damit den Wahlspruch seines Regiments.
    Sie stehen da und beobachten Collins, der immer noch versucht, seinen Auftrag auszuführen.
    Und daran scheitert.
    Und es erneut versucht.
    Ulrich geht als Erster. Er verlässt das Camp und steigt den Pfad runter zum Strand. Michel folgt ihm, dann gehen Willem, Alessandro und Simon. Danach Cody, Amir, Rolf und Lev.
    Donovan bleibt oben auf dem Felsen und sieht ihnen nach.
    Er ist stolzer auf seine Männer als je zuvor.
    Dave hängt wieder über dem Stamm.
    Er gräbt die Hände in den Sand darunter und versucht, fest zuzupacken.
    Der Stamm ist nass, und seine Hände wund, aber es gelingt ihm, ihn anzuheben.
    Wie durch ein Wunder bewegt er sich.
    Dave sieht Michel zupacken.
    Dann Ulrich.
    Alessandro, Willem, Simon.
    Cody, Rolf.
    Lev und Amir.
    Alle fassen mit an, heben ihn sich auf die Schultern, tragen ihn die Düne hinauf und setzen ihn ab.
    Dave bleibt wie in Schockstarre stehen.
    Ulrich sieht ihn an und sagt: »Worauf wartest du? Essen ist fertig.«
    Dave folgt seinen Brüdern ins Camp.


    Das Treffen findet auf Capri statt.
    Aziz ist unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen dorthin gereist. Baseyews Leute hatten ihm bis zum Hafen von Sorrento Deckung gegeben, dann setzte er mit der Fähre auf die Insel über. Dort angekommen, wurde er von einem gepanzerten Wagen abgeholt und auf die Westseite der Insel gebracht – nach Anacapri – und über eine steile Bergstraße zu Yusufs Villa

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