Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)
Elisa wollte davon nichts wissen.
„Unsinn! Und nun gräme dich nicht länger. Colin hat für heute Abend einen alten Freund eingeladen. Vielleicht wird dich das auf andere Gedanken bringen. Du solltest dir aber wirklich überlegen, ob du deine Witwentracht nicht wenigstens gegen ein dunkelblaues Kleid eintauschen willst. Du bist erst wenige Tage hier und dein Schwarz ermüdet mich bereits.“
„Elisa! Mein Mann ist erst vor wenigen Monaten von uns gegangen. Ich kann doch nicht …“
„Natürlich kannst du! Und du wirst! Ich habe einige Kleider im Schrank, die gedeckt genug sind, um den Anstand zu wahren, aber dich dennoch nicht wie einen Trauerkloß erscheinen lassen werden. Wenn du mich fragst, hat Matthew es nicht verdient, dass du überhaupt um ihn trauerst!“
Damit war dies beschlossene Sache, und, als sich Danielle wenige Stunden später in einem samtenen, dunkelbraunen Kleid vor dem Spiegel betrachtete, erschien es ihr, als erwache sie zu neuem Leben. Da sämtliche Kleider von Elisa Danielle viel zu kurz gewesen waren, hatte eine Näherin in der Kürze der Zeit einen goldenen, bestickten Saum untergenäht und mit dem glänzenden Stoff auch noch das tiefe Dekolleté unterlegt und die Ärmel gesäumt. Elisa war begeistert und hüpfte in ihrem leuchtend grünen Kleid wie ein lustiger Frosch um Danielle herum.
„Fantastisch, meine Liebe, einfach wunderbar! Wenn doch nur deine weiblichen Formen schon viel früher zum Leben erwacht wären, dann hättest du freie Wahl unter den Herren der feinen Gesellschaft gehabt. Deine Ballsaison wäre ganz anders verlaufen. Männer fängt man am besten mit einem tiefen Ausschnitt, hat meine Mutter mir damals mit auf den Weg gegeben“, schwelgte Elisa in Erinnerungen.
„Hör mir nur auf mit Männern! Dieses Kapitel habe ich vorerst abgeschlossen, und selbst meine neuesten Erkenntnisse in Bezug auf das starke Geschlecht wecken nicht gerade meinen Wunsch nach einer erneuten Verbindung“, gestand Danielle.
Während sie sich auf den Weg ins Kaminzimmer machten, wo sie zu Colin und seinem Gast stoßen wollten, setzten sie ihr Gespräch fort.
Elisa hatte ein neugieriges Funkeln in den Augen, als sie fragte: „Wie meinst du das? Wenn du sagst neueste Erkenntnisse , sprichst du dann davon, dass du einen Mann kennengelernt hast?“
Danielle verdrehte die Augen. Elisa war vollkommen aus dem Häuschen und platzte schier vor Neugier, als sie ihr die Tür ins Kaminzimmer aufhielt.
„Oh ja, das kann man wohl sagen! Aber nicht, dass du das falsch verstehst, ich hasse diesen ungehobelten, selbstverliebten, großspurigen Kerl, der es anscheinend nicht gewohnt ist, von einer Frau zurückgewiesen zu werden. Sein Name ist …“
Da die Herren gerade in die Betrachtung eines der Gemälde neben dem ausladenden Kamin vertieft waren, hatten die Damen sie übersehen. Nun kam Colin mit seinem Gast herbei und küsste Elisa die Hand, ehe er den Mann an seiner Seite vorstellte.
„Devlin Weston, Earl of Windham, dies ist meine reizende Gattin Elisa und ihre langjährige Freundin Lady Danielle …“
„Lady Langston, was für eine Überraschung“, überging Devlin Colins Vorstellung, und ein breites Grinsen zeigte seine ebenmäßigen Zähne.
Danielle ballte die Hände zu Fäusten und beschloss, in Zukunft immer eine Schaufel mit sich zu tragen, da die Erde anscheinend nie vorhatte, sich aufzutun und sie zu verschlucken, wenn sie es sich doch so dringend wünschte.
Danielles verbissene Miene und Devlins freudige Überraschung blieben Elisa keine Sekunde verborgen, und sofort durchschaute sie die Situation.
„Oh mein Gott! Seid Ihr Euch etwa bekannt?“, fragte sie, und ihr Blick huschte von einem zum anderen.
Mit einer ironischen Verbeugung erklärte Devlin:
„Ich nehme an, dass Lady Langston von mir sprach, als sie Euch von dem ungehobelten, selbstverliebten, großspurigen Kerl berichtete. Aber nur der Form halber will ich hinzufügen, dass es mir, seit ich Lady Langston kenne, zur Gewohnheit wird, zurückgewiesen zu werden.“
Sein diabolisches Zwinkern trieb Danielle das Blut in die Wangen, und Colin hustete verlegen.
„Nun, da wir uns ja demnach alle kennen, steht einem netten Abend nichts mehr im Wege“, beendete er das peinliche Aufeinandertreffen. „Elisa, meine Liebe, geht ihr doch ruhig schon in den Speisesaal vor, wir leisten euch sogleich Gesellschaft.“
Als sich die Tür hinter den Damen schloss, fuhr Colin wütend herum und funkelte Devlin böse
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