Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)
sechzig.
„Darf ich erfahren, warum Ihr die ganze Stadt nach mir absucht?“, fragte Corbett ungehalten.
„Ihr seid nicht leicht zu finden, daher musste ich etwas tiefer graben“, gab Devlin unbeeindruckt zu. Wie gefährlich konnte ein Mann schon sein, der sich im Dunklen versteckte. Außerdem kam auch Devlin die Finsternis zugute, denn so bemerkte Corbett wohl kaum, dass Devlin unter dem Mantel eine Waffe auf ihn richtete. Sicher war sicher.
„Was wollt Ihr also von mir, Mister Weston?“
„Ich suche etwas, und man sagte mir, wenn mir jemand behilflich sein kann, dann Ihr.“
„Was denkt Ihr, was ich bin, Weston? Ein verdammtes Fundbüro? Hört auf, um den heißen Brei zu reden, sagt, was Ihr wollt, oder die Ausfahrt ist beendet“, verlangte der schwarze Schatten wütend.
„Ein Gemälde. Ich suche ein Gemälde. Die Venus von Lavinium , um genau zu sein.“
Corbett stieß einen leisen Pfiff aus.
„Soso, die Venus . So ein Zufall. In letzter Zeit scheinen sich sehr viele Leute für diesen Mythos zu interessieren.“
Devlin horchte auf. Er hätte sich ja denken können, dass der Artikel im Magazin der Künste nicht nur ihn neugierig machen würde, aber dennoch gefiel ihm die Vorstellung nicht.
„Ihr habt also von ihr gehört“, stellte er fest.
„Natürlich! Aber Ihr glaubt doch nicht wirklich an die Existenz dieses Gemäldes, Weston, oder?“
„Tut Ihr es denn?“, stellte Devlin die Gegenfrage.
„Was ich bei dieser Sache denke, spielt keine Rolle. Aber um Euch nicht länger auf die Folter zu spannen: Ja, ich habe von der Venus gehört. Angeblich soll sie zusammen mit einer Ladung anderer Kunstgegenstände und Gemälde aus Mittelitalien nach London gekommen sein. Es wird gemunkelt, dass alles zusammen an Audreys Museum verkauft wurde.“
„Audreys Museum?“ Devlin hatte noch nie davon gehört.
„Es ist ein Etablissement, welches keinen allzu guten Ruf genießt. Der Besitzer, Mister Audrey, rühmt sich zwar, die größten Kunstwerke Europas in seiner Ausstellung zu haben, aber nicht jeder glaubt an die Echtheit dieser Werke, wenn Ihr versteht, was ich meine.“
„Ich verstehe. Ihr denkt also, ich sitze einem Schwindel auf, wenn ich nach der Venus suche?“
„Sucht, wonach es Euch beliebt, Mister Weston. Aber seid gewarnt, es sind schon Leute zu Schaden gekommen, die sich zu sehr für die Göttin der Liebe interessiert haben.“
Devlins Hand um die Waffe spannte sich an.
„Wollt Ihr mir drohen, Corbett?“, fragte er mit dem unguten Gefühl, dass er nicht der Einzige in der Kutsche war, der eine Waffe in Händen hielt.
„Wo denkt Ihr hin, Mister Weston. Nichts liegt mir ferner. Ich will nur sichergehen, dass Ihr Euch nicht in Dinge einmischt, die Eurer Gesundheit schaden könnten.“
Mit einem leisen, aber nicht zu überhörenden Klicken spannte Devlin den Hahn seiner Waffe.
„Eure Sorge rührt mich, Corbett, aber ich denke, sie ist völlig unnötig. Ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Ich danke Euch für … das nette Gespräch. Ich steige hier aus.“
Corbett, der das metallene Geräusch durchaus vernommen hatte, klopfte mit einem Gehstock an die Kutschenwand und sogleich drosselten die Pferde ihr Tempo.
„Wie Ihr wollt, Weston. Sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt.“
„War das Haus nicht einfach wunderbar?“, schwärmte Elisa Bosworth, als sie in ihrem zitronengelben Kleid in die Halle ihres Stadthauses wirbelte. Danielles schwarze Gestalt dahinter wirkte fast, als wäre sie Elisas Schatten. Und so fühlte es sich auch fast an. Mit Elisas Freude sprühender Energie konnte Danielle einfach nicht mithalten. Sie reichten dem Butler ihre Mäntel und, ehe Danielle antworten konnte, packte Elisa sie am Arm und zog sie hinter sich in den Salon.
„Stell dir nur vor, wie wundervoll es wäre, wenn du das Haus kaufen würdest. Wir könnten uns jeden Tag sehen!“, rief Elisa.
Danielle lächelte. Das Wiedersehen mit ihrer alten Freundin tat ihr wirklich gut. Sie konnte fast all ihre Sorgen hinter sich lassen, und es kam vor, dass sie mehrere Stunden nicht an Matthew, Christopher oder den Einbruch denken musste.
„Ich weiß nicht, Elisa. In deiner Nähe zu wohnen, wäre sicherlich schön, aber hast du nicht gesehen, wie die Leute mich ansehen, wenn sie mich erkennen?“
„Papperlapapp! Natürlich müssen sie ihre Neugier befriedigen, aber schon bald werden sie sich spannenderen Dingen widmen.“
„Es ist so erniedrigend!“, gestand Danielle, aber
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