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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Justice, das kalifornische Justizministerium, weitergeleitet. Zusammen mit Beweismaterial aus Dutzenden anderer Fälle, die bei der ersten Durchsicht der ungelösten Morde ausgewählt worden waren, wurde es in das DNS-Labor geschickt. Das DOJ besaß die wichtigste DNS-Datenbank des Staates Kalifornien. Aufgrund von Geld- und Personalmangel war die Wartezeit für DNS-Vergleiche allerdings bereits zum damaligen Zeitpunkt länger als ein Jahr gewesen. Infolge der Antragsflut seitens der neuen LAPD-Einheit dauerte es schließlich sogar fast achtzehn Monate, bis das Lost-Material von DOJ-Technikern neu in die Datenbank eingegeben und mit Tausenden von DNS-Profilen, die darin bereits gespeichert waren, verglichen werden konnte. Was dabei herauskam, war eine einzige Übereinstimmung, ein »kalter Treffer«, wie es im Jargon der DNS-Leute hieß.
    Bosch blickte auf den eine Seite umfassenden DOJ-Bericht hinab, der vor ihm lag. Darin stand, dass zwölf der vierzehn möglichen Marker die DNS von der Waffe, mit der Rebecca Lost ermordet worden war, einem inzwischen 35-jährigen Mann namens Roland Mackey zuordneten. Der letzte bekannte Wohnsitz des in Los Angeles geborenen Mannes war in Panorama City. Bosch spürte, wie das Blut beim Lesen des Berichts etwas schneller durch seine Adern zu strömen begann. Panorama City lag im San Fernando Valley, selbst bei starkem Verkehr höchstens eine Viertelstunde von Chatsworth entfernt. Dieser Umstand verlieh der Übereinstimmung zusätzliche Glaubwürdigkeit. Es war nicht so, dass Bosch kein Vertrauen in diese wissenschaftlichen Verfahren hatte. Ganz im Gegenteil. Allerdings war er auch der Überzeugung, dass man mehr als solche wissenschaftlichen Verfahren brauchte, um die letzten Zweifel der Geschworenen auszuräumen. Man musste die wissenschaftlichen Fakten durch Übereinstimmungen mit Indizienbeweisen und gesundem Menschenverstand unterfüttern. Und das war so eine Übereinstimmung.
    Bosch sah das Datum auf dem Begleitschreiben des DOJ-Berichts.
    »Hast du nicht gesagt, das wäre gerade erst reingekommen?«, fragte er Rider.
    »Ja. Am Freitag, glaube ich. Wieso?«
    »Das Datum hier drauf ist aber vom Freitag davor. Das wären zehn Tage.«
    »Die Mühlen der Bürokratie mahlen eben langsam«, bemerkte Rider achselzuckend. »Hat wahrscheinlich etwas gedauert, um von Sacramento bis hier runter zu kommen.«
    »Ich meine, der Fall ist zwar alt, aber man möchte trotzdem meinen, sie wären ein bisschen schneller.«
    Rider reagierte nicht. Bosch ließ die Sache auf sich beruhen und las weiter. Mackeys DNS befand sich in der DOJ-Datenbank, weil alle Straftäter, die in Kalifornien wegen eines Sexualdelikts verurteilt wurden, laut kalifornischem Gesetz Blut und einen Mundabstrich für die DNS-Datenbank zur Verfügung stellen mussten. Allerdings hätte sich darüber streiten lassen, ob in Mackeys Fall das Vergehen, dessentwegen seine DNS in die Datenbank aufgenommen worden war, diesen Schritt tatsächlich rechtfertigte. Mackey war zwei Jahre zuvor in Los Angeles wegen unzüchtigen Verhaltens in der Öffentlichkeit verurteilt worden. Der DOJ-Bericht enthielt keine Einzelheiten über sein Vergehen, nur den Vermerk, dass Mackey zwölf Monate auf Bewährung erhalten hatte, was darauf hindeutete, dass es sich um ein geringfügiges Vergehen handelte.
    Bosch wollte sich auf seinem Block gerade eine entsprechende Notiz machen, als er aufblickte und feststellte, dass Rider gerade die Mordakte mit der zweiten Hälfte der Dokumente schloss.
    »Fertig?«
    »Fertig.«
    »Und jetzt?«
    »Ich gehe mal rüber ins ESB, die Schachtel holen, während du hier zu Ende liest.«
    Bosch wusste sofort, was sie meinte. Die Welt der Abkürzungen und speziellen Polizeiausdrücke war ihm sofort wieder präsent geworden. Das ESB oder Evidence Storage Building war die Asservatenkammer drüben im Piper-Tech-Komplex. Von dort wollte Rider das Beweismaterial zu dem Fall holen. Dinge wie die Tatwaffe, die Kleidung des Opfers und alle sonstigen Gegenstände, die im Lauf des ursprünglichen Ermittlungsverfahrens zusammengetragen worden waren. Normalerweise wurden diese Beweismittel in einen mit Klebeband verschlossenen Karton gepackt und in ein Regal gestellt. Eine Ausnahme bildeten hier nur verderbliche und organische Beweismittel wie das Blut und das Gewebe von der Mordwaffe, die in Tresorräumen der Scientific Investigation Division gelagert wurden.
    »Gute Idee«, sagte Bosch. »Aber warum gibst du diesen Kerl nicht erst in

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