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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sie mit gezogenen Waffen aus dem Auto.
    Die Eingangstür des Hauses stand ein Stück offen. Bosch und Rider verständigten sich mit Handzeichen und bezogen auf beiden Seiten der Tür Stellung. Dann stieß Bosch die Tür auf und betrat das Haus. Rider folgte ihm, und sie gingen sofort ins Wohnzimmer.
    Muriel Lost lag auf dem Boden. Neben ihr waren eine Pappschachtel und Verpackungsgegenstände. Um sie am Schreien zu hindern, war ihr Mund mit braunem Klebeband verklebt. Auch ihre Hand- und Fußgelenke waren damit gefesselt. Rider half ihr hoch und setzte sie gegen die Couch. Dann hielt sie einen Finger an ihre Lippen.
    »Ist er im Haus, Muriel?«, flüsterte sie.
    Muriel Lost nickte. Aus ihren weit aufgerissenen Augen sprach Panik.
    »In Rebeccas Zimmer?«
    Wieder nickte Muriel Lost.
    »Haben Sie einen Schuss gehört?«
    Muriel Lost schüttelte den Kopf und gab einen unterdrückten Laut von sich, der ein Schrei gewesen wäre, wäre das Packband um ihren Mund nicht gewesen.
    »Sie müssen ganz still sein«, flüsterte Rider. »Sie dürfen keinen Laut von sich geben, wenn ich jetzt das Klebeband abmache.«
    Muriel Lost nickte mit Nachdruck, und Rider machte sich an dem Klebeband zu schaffen. Bosch kauerte neben ihr nieder.
    »Ich gehe nach oben, in das Zimmer.«
    »Warte, Harry.« Riders Stimme war plötzlich lauter als ein Flüstern. »Wir gehen zusammen rauf. Mach ihre Füße los.«
    Bosch begann, das Packband von Muriel Losts Fußgelenken zu lösen. Endlich bekam Rider das Klebeband von Muriel Losts Mund los und zog es auf ihr Kinn hinab. Dabei gab sie besänftigende Laute von sich.
    »Es ist Beckys Lehrer«, flüsterte Muriel Lost. Ihre Stimme war eindringlich, aber nicht laut. »Er hat eine Pistole.«
    Rider nahm sich ihre Handgelenke vor.
    »Okay«, sagte sie. »Darum kümmern wir uns gleich.«
    »Was hat er vor?«, fragte Rebeccas Mutter. »War er es?«
    »Ja, er war es.«
    Muriel Lost gab ein langes, lautes und gequältes Seufzen von sich. Ihre Hände und Füße waren jetzt frei, und Rider und Bosch halfen ihr auf die Beine.
    »Wir gehen jetzt nach oben«, sagte Rider zu ihr. »Aber Sie verlassen das Haus.«
    Sie begannen, sie in Richtung Diele zu schieben.
    »Ich kann hier nicht weg. Er ist in ihrem Zimmer. Ich kann nicht …«
    »Sie müssen aus dem Haus, Muriel«, zischte Bosch schroff. »Hier ist es zu gefährlich. Gehen Sie zu den Nachbarn.«
    »Ich kenne meine Nachbarn nicht.«
    »Muriel, Sie müssen hier raus«, sagte Rider. »Gehen Sie die Straße runter. Es sind bereits weitere Polizisten auf dem Weg hierher. Machen Sie sich ihnen bemerkbar und sagen Sie ihnen, dass wir schon im Haus sind.«
    Sie schoben sie durch die offene Eingangstür und schlossen sie hinter ihr.
    »Lassen Sie nicht zu, dass er ihr Zimmer zerstört!«, hörten sie sie von draußen flehen. »Es ist alles, was ich noch habe!«
    Bosch und Rider gingen, so leise sie konnten, ans Ende des Gangs und die Treppe hinauf. Dann postierten sie sich zu beiden Seiten von Rebeccas Zimmertür.
    Bosch sah zu Rider hinüber. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Sobald Verstärkung eintraf, hätten sie es mit einer völlig veränderten Lage zu tun. Es war eine typische Situation, in der es zu einem polizeiinduzierten Selbstmord kommen könnte. Das hier war vielleicht ihre letzte Chance, an Stoddard heranzukommen, bevor er selbst oder ein SWAT-Cop eine Kugel durch seinen Kopf jagte.
    Rider deutete auf den Türgriff, worauf Bosch die Hand danach ausstreckte und versuchte, ihn lautlos zu drehen. Er schüttelte den Kopf. Die Tür war abgeschlossen.
    Sie entwarfen per Handzeichen einen Plan und nickten, als sie so weit waren. Dann trat Bosch zurück und machte sich bereit, neben dem Griff gegen die Tür zu treten. Er musste es mit einem Tritt schaffen. Danach wäre das Überraschungsmoment nicht mehr auf ihrer Seite.
    »Wer ist da draußen?«
    Es war Stoddards Stimme, die durch die Tür kam. Bosch sah Rider an. Von wegen Überraschungsmoment. Er zeigte auf Rider und legte den Finger auf den Mund. Das Reden würde er übernehmen.
    »Mr. Stoddard, hier ist Detective Bosch. Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht sehr gut.«
    »Ja, die Sache ist etwas außer Kontrolle geraten.«
    Stoddard antwortete nicht.
    »Wissen Sie was«, fuhr Bosch fort, »Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht lieber Ihre Waffe weglegen und rauskommen. Sie können von Glück reden, dass ich hier bin. Ich bin gerade hergekommen, um nach Mrs. Lost zu sehen. Aber mein Partner und das SWAT-Team

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