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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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herum. Klar und deutlich zeichnete sich das Bild ab. Alles passte zusammen. Stoddard passte. Mackeys letzte Worte passten. Stoddard war Rebeccas Lehrer. Er stand ihr nahe. Er war ihr Liebhaber und der spätabendliche Anrufer. Alles fiel an seinen Platz.
    Mr. X.
    Bosch stand auf und ging ohne ein Wort aus dem Zimmer. Er ging an Stoddards Bürotür vorbei. Sie war offen, der Schreibtisch nicht besetzt. Er ging ins Sekretariat.
    »Mrs. Atkins, wo ist Mr. Stoddard?«
    »Er war gerade hier, aber dann ist er wieder gegangen.«
    »Wohin?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht in die Cafeteria. Ich habe ihm gesagt, dass Sie und Ihre Kollegin mit Kaitlyn sprechen.«
    »Und dann ging er?«
    »Ja. Oh, da fällt mir gerade ein – vielleicht ist er auf dem Parkplatz. Er sagte, er hätte heute sein neues Auto gekriegt. Vielleicht zeigt er es einem der Lehrer.«
    »Was für ein Auto? Hat er das gesagt?«
    »Einen Lexus. Er hat mir irgendeine Modellbezeichnung mit einer Nummer genannt, aber an die kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Hat er einen festen Parkplatz?«
    »Ähm, ja, gleich in der ersten Reihe rechts, wenn Sie aus der Tür kommen.«
    Bosch drehte sich um und ging auf den Gang hinaus. Dort wimmelte es von Schülern, die aus der Cafeteria in die Klassenzimmer zurückkehrten. Bosch begann sich einen Weg durch sie hindurchzubahnen. Er wich Schülern aus und nahm Tempo auf. Bald hatte er das Gewimmel hinter sich gelassen und begann zu laufen. Er verließ das Schulgebäude und lief sofort an den parkenden Autos entlang nach rechts. Da, wo Stoddards Name auf dem Randstein stand, war eine Lücke.
    Er machte kehrt, um Rider zu holen. Gerade als er das Handy vom Gürtel nahm, sah er aus dem rechten Augenwinkel einen verschwommenen silbernen Fleck. Es war ein Auto, das direkt auf ihn zuschoss. Um ihm auszuweichen, war es zu spät.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    39
    Jemand half Bosch, sich auf dem Asphalt aufzusetzen.
    »Alles in Ordnung, Harry?«
    Sein Blick klärte sich, und er sah, dass es Rider war. Er nickte benommen. Er versuchte, sich zu erinnern, was gerade passiert war.
    »Es war Stoddard«, sagte er. »Er kam direkt auf mich zu.«
    »In seinem Wagen?«
    Bosch lachte. Das hatte er weggelassen.
    »Ja, in seinem neuen Wagen. Einem silbernen Lexus.«
    Bosch versuchte aufzustehen. Um ihn daran zu hindern, legte ihm Rider die Hand auf die Schulter.
    »Lass dir lieber etwas Zeit. Fehlt dir auch wirklich nichts? Tut dir irgendwas weh?«
    »Nur mein Kopf.«
    Jetzt kam es ihm wieder.
    »Ich habe ihn mir angeschlagen, als ich auf dem Boden gelandet bin«, sagte er. »Ich bin zur Seite gesprungen. Weißt du, ich habe seinen Blick gesehen. Die Wut darin, meine ich.«
    »Lass dir mal in die Augen sehen.«
    Er schaute zu ihr hoch, und sie hielt ihn am Kinn, während sie seine Pupillen untersuchte.
    »Es scheint dir nichts zu fehlen«, sagte sie.
    »Gut, dann bleibe ich hier noch ein bisschen sitzen. In der Zwischenzeit kannst du ja noch mal ins Sekretariat gehen und dir von Mrs. Atkins Stoddards Adresse geben lassen.«
    Rider nickte.
    »Gut. Warte hier.«
    »Aber mach schnell. Wir müssen ihn finden.«
    Sie rannte in die Schule zurück. Bosch hob die Hand und befühlte die Beule an seinem Hinterkopf. Er ließ das Geschehene noch einmal kurz Revue passieren. Er hatte Stoddards Gesicht hinter der Windschutzscheibe gesehen. Es war wutverzerrt gewesen.
    Doch dann hatte er das Steuer nach links gerissen, als Bosch in die andere Richtung gesprungen war.
    Bosch griff nach seinem Handy, um eine Personenbeschreibung und eine Suchmeldung für Stoddard durchzugeben. Es war nicht an seinem Gürtel. Er blickte sich um und sah es neben dem Hinterreifen eines BMW auf dem Asphalt liegen. Er kroch darauf zu, griff danach und stand auf.
    Ihm wurde schwindlig, und er musste sich an dem Auto abstützen. Plötzlich sagte eine elektronische Stimme: »Entfernen Sie sich bitte von dem Auto!«
    Bosch nahm die Hand weg und ging in den Bereich des Parkplatzes, in dem er seinen Wagen abgestellt hatte. Auf dem Weg dorthin rief er in der Zentrale an und gab die Suchmeldung für Stoddard und seinen silbernen Lexus durch.
    Dann klappte er das Handy zu und hakte es an seinem Gürtel ein. Er erreichte seinen Wagen, ließ ihn an und fuhr zum Eingang der Schule, um sofort losfahren zu können, wenn Rider mit der Adresse herauskam.
    Nach scheinbar endlosem Warten tauchte sie endlich auf und lief auf den Mercedes zu. Sie kam jedoch auf seine Seite und öffnete die

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