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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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das sich abnutzt
oder abbricht, und zwar in drei bis fünf Wochen, wenn das Bein geheilt ist. Was
haben wir in der Richtung?«
    Eddie runzelte
die Stirn. »Ich weiß nicht.«
    »Na, viel Zeit
haben wir nicht«, sagte Sarah.
    »Doc?« fragte
Eddie. »Das ist wie eine Ihrer Testfragen. Wie macht man einen Stützverband für
einen Dinosaurier mit nichts anderem als Q-Tips und Sekundenkleber?«
    »Ich weiß«,
sagte Thorne. Er war sich der Ironie der Situation durchaus bewußt. Drei
Jahrzehnte lang hatte er seinen Studenten solche Aufgaben gestellt. Und jetzt
sah er sich selbst mit einer ähnlichen konfrontiert.
    »Vielleicht
könnten wir das Harz chemisch abbaubar machen«, sagte Eddie. »Es mit Zucker mischen
zum Beispiel.«
    Thorne
schüttelte den Kopf. »Die Hydroxylgruppen in der Saccharose machen das Harz spröde.
Es härtet zwar gut aus, aber bei der ersten Bewegung des Tiers splittert es wie
Glas.«
    »Was, wenn wir
es mit in Zuckerlösung getränkten Stoffetzen mischen?«
    »Damit Bakterien
den Stoff zersetzen?«
    »Ja.«
    »Und dann der
Verband aufbricht?«
    »Ja.«
    Thorne zuckte
die Achseln. »Das könnte funktionieren«, sagte er.
    »Aber ohne Tests
wissen wir nicht, wie lange der Verband hält. Vielleicht nur ein paar Tage, vielleicht
aber ein paar Monate.«
    »Das ist zu
lange«, sagte Sarah. »Dieses Tier wächst schnell. Wenn der Verband das Wachstum
behindert, wird es trotzdem zum Krüppel.«
    »Was wir
brauchen«, sagte Eddie, »ist ein organisches Harz, das wir als abbaubares
Bindemittel verwenden können. Eine Art Gummi.«
    »Kaugummi?«
fragte Arby. »Weil ich nämlich genug davon –«
    »Nein, ich habe
an eine andere Art Gummi gedacht. Chemisch gesprochen ist das Polyesterharz –«
    »Auf chemischem
Weg werden wir das Problem nie lösen«, sagte Thorne. »Wir haben nicht das
Material dafür.«
    »Was können wir
denn sonst noch tun? Wir haben keine andere Wahl als –«
    »Warum bauen Sie
nicht was, das in verschiedenen Richtungen verschieden ist«, sagte Arby. »Stark
in die eine und schwach in die andere?«
    »Geht nicht«,
sagte Eddie. »Es ist ein homogenes Harz. Es ist überall dasselbe Zeug, pappiger
Kleber, der steinhart wird, wenn er austrocknet, und –«
    »Nein, Moment
mal«, sagte Thorne und wandte sich an den Jungen. »Wie meinst du das, Arby?«
    »Na ja«,
entgegnete Arby. »Sarah sagt, das Bein wächst. Das heißt, es wird länger, was
für den Verband unwichtig ist, und dicker, was wichtig ist, weil der Verband
das Bein irgendwann einzwängen wird. Aber wenn man ihn bezüglich des Umfangs
schwach macht –«
    »Er hat recht«,
sagte Thorne. »Wir können das Problem strukturell lösen.«
    »Und wie?«
fragte Eddie.
    »Indem wir eine
Sollbruchstelle einbauen. Dazu könnten wir Aluminiumfolie benutzen. Wir haben
welche zum Braten da.«
    »Das wäre doch
viel zu schwach«, sagte Eddie.
    »Nicht, wenn wir
sie mit einer Harzschicht überziehen.« Thorne wandte sich an Sarah. »Was wir
Ihnen machen können, ist ein Stützverband, der sehr widerstandsfähig gegen
vertikale Belastung, aber schwach bei lateraler Belastung ist. Es ist nur ein
einfaches konstruktives Problem. Das Baby kann mit seiner Manschette herumlaufen,
und alles ist okay, solange die Belastung nur vertikal wirkt. Aber wenn das
Bein dicker wird, bricht die Manschette an der Bruchstelle auf und fällt ab.«
    »Ja«, sagte Arby
mit einem Nicken.
    »Ist das schwer
zu machen?« fragte Sarah.
    »Nein. Es müßte
ziemlich einfach sein. Wir rollen einfach Aluminiumfolie zu einer Manschette
und beschichten die Folie mit Harz.«
    »Und was wird
die Manschette beim Beschichten zusammenhalten?«
    »Wie wär’s mit
Kaugummi?« fragte Arby.
    »Genau«, sagte
Thorne grinsend.
    In diesem
Augenblick bewegte sich der kleine Rex, seine Beine zuckten. Er hob den Kopf,
die Sauerstoffmaske rutschte ihm von der Schnauze, und er gab ein leises, schwaches
Quieken von sich.
    »Schnell«, sagte
Sarah und packte den Kopf. »Mehr Morphium.«
    Malcolm hielt
eine Spritze bereit. Er stieß sie dem Tier in den Hals.
    »Jetzt nur fünf
Kubikzentimeter«, sagte Sarah.
    »Warum nicht
mehr? Dann ist er länger k.o.«
    »Er steht unter
Schock wegen der Verletzung, Ian. Mit zu viel Morphium kannst du ihn umbringen.
Es kann einen Atemstillstand verursachen. Seine Nebennierendrüsen sind
wahrscheinlich auch gestreßt.«
    »Wenn er
überhaupt Nebennierendrüsen besitzt«, sagte Malcolm. »Hat ein Tyrannosaurus rex
Hormone? Die Wahrheit ist doch, wir wissen

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