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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»ich lasse mich nie und von nichts täuschen.«
    »Na ja, ich habe
natürlich nicht gemeint –«
    »Und ich sage
dir, das ist keine Echse«, sagte Levine.
    »Tut mir leid«,
entgegnete Guitierrez kopfschüttelnd. »Aber ich kann dir nicht zustimmen.«
    Vor dem weißen
Hubschrauber standen die Männer in einer Gruppe zusammen und legten weiße
Operationsmasken an.
    »Ich verlange ja
nicht, daß du mir zustimmst«, sagte Levine und wandte sich wieder dem Kadaver
zu. »Die Diagnose ist leicht gestellt, wir brauchen nur den Kopf freizulegen
oder eins der Glieder, zum Beispiel diesen Schenkel hier, der, wie ich glaube
–«
    Er hielt inne
und beugte sich über den Kadaver. Er musterte die Rückseite des Schenkels.
    »Was ist denn?«
fragte Guitierrez.
    »Gib mir dein
Messer.«
    »Warum?«
    »Gib’s mir
einfach.«
    Guitierrez zog
sein Taschenmesser heraus und legte den Griff in Levines ausgestreckte Hand.
Levine ließ den Kadaver nicht aus den Augen. »Ich glaube, das wird dich interessieren.«
    »Was?«
    »Da an der Haut
der Schenkelunterseite ist ein –«
    Plötzlich hörten
sie Geschrei, und als sie aufblickten, sahen sie, daß die Männer aus dem Hubschrauber
über den Strand auf sie zugelaufen kamen. Sie trugen Behälter auf den Rücken
und schrien etwas auf spanisch.
    »Was schreien
die denn?« fragte Levine stirnrunzelnd.
    Guitierrez
seufzte. »Sie wollen, daß wir zurücktreten.«
    »Sag ihnen, wir
sind beschäftigt«, sagte Levine und bückte sich über den Kadaver.
    Aber die Männer
schrien weiter, und plötzlich war lautes Fauchen zu hören, und als Levine sich
umdrehte, sah er, daß Flammenwerfer angezündet wurden, die große rote Feuerstrahlen
ins Abendlicht stießen. Er rannte um den Kadaver herum und auf die Männer zu
und schrie: »Nein! Nein!«
    Aber die Männer
beachteten ihn nicht.
    »Nein!« rief er.
»Das ist ein unschätzbares –«
    Der erste der
Uniformierten packte Levine und stieß ihn grob in den Sand.
    »Was zum Teufel
soll denn das?« schrie Levine und rappelte sich hoch. Doch im selben Augenblick
sah er, daß es zu spät war, die ersten Flammen hatten den Kadaver bereits erfaßt,
die Haut färbte sich schwarz, das Methan in den subkutanen Gastaschen entzündete
sich in knallenden, blauen Stichflammen. Rauch stieg in dicken Schwaden in den
Himmel.
    »Aufhören!
Aufhören!« Levine drehte sich zu Guitierrez um.
    »Mach, daß sie
aufhören!«
    Aber Guitierrez
rührte sich nicht, starrte nur den Kadaver an. Der Torso knisterte in den Flammen,
das Fett brutzelte, unter der verbrennenden Haut kamen die schwarzen, flachen
Rippen des Skeletts zum Vorschein, und plötzlich drehte sich der ganze Torso,
der Hals reckte sich in die Flammen, in Bewegung versetzt von der schrumpfenden
Haut. Und in den Flammen sah Levine eine lange, spitze Schnauze, Reihen scharfer
Raubtierzähne und leere Augenhöhlen, und das Ding brannte wie ein
mittelalterlicher Drache, der sich lodernd in die Luft erhebt.
     
     
     

San José
     
     
    Levine saß in der Bar des Flughafens von
San José, nippte an einem Bier und wartete auf seine Maschine in die Vereinigten
Staaten. Guitierrez saß neben ihm an dem kleinen Tisch und sagte nicht viel.
Schon seit ein paar Minuten herrschte verlegenes Schweigen, und Guitierrez
starrte Levines Rucksack an, der neben seinen Füßen auf dem Boden stand. Es war
eine Sonderanfertigung aus Gore-Tex, mit speziellen Seitentaschen für elektronisches
Gerät.
    »Nicht schlecht,
das Ding«, sagte Guitierrez. »Wo hast du den überhaupt her? Sieht aus wie ein
Thorne-Rucksack.«
    Levine trank
einen Schluck. »Ist einer.«
    »Toll«, sagte
Guitierrez und sah ihn sich genauer an. »Was hast du denn da oben drauf? Ein
Satellitentelefon? Und einen Empfänger für die GPS-Satelliten? Mann, was denen
so alles einfällt. Irre. Hat bestimmt ‘ne Stange Geld –«
    »Marty«,
unterbrach ihn Levine ungehalten. »Laß den Scheiß. Sagst du es mir jetzt oder
nicht?«
    »Was soll ich
dir sagen?«
    »Ich will
wissen, was zum Teufel hier eigentlich los ist.«
    »Richard, hör
zu, es tut mir leid, wenn du –«
    »Nein.« Levine
schnitt ihm das Wort ab. »Das war ein sehr wichtiger Fund an diesem Strand,
Marty, und er wurde zerstört. Ich verstehe nicht, warum du das zugelassen
hast.«
    Guitierrez
seufzte. Er musterte die Touristen an den anderen Tischen und sagte dann leise:
»Aber das muß unter uns bleiben, okay?«
    »Schon gut.«
    »Es gibt hier
ein großes Problem.«
    »Und zwar?«
    »Hier an der
Küste

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