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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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tauchen immer wieder, äh … anomale Formen auf. Das geht schon seit ein
paar Jahren so.«
    »Anomale
Formen?« wiederholte Levine und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Das ist der
offizielle Name für diese Funde«, sagte Guitierrez. »Niemand in der Regierung
ist bereit zu präziseren Angaben. Es fing vor ungefähr fünf Jahren an. Da
wurden oben in den Bergen, in der Nähe einer einsam gelegenen Forschungsfarm, die
mit Sojabohnen experimentierte, verschiedene Tiere entdeckt.«
    »Sojabohnen«,
wiederholte Levine.
    Guitierrez
nickte. »Anscheinend werden diese Tiere von den Bohnen und bestimmten Gräsern
angelockt. Es wird vermutet, daß sie Nahrung mit einem hohen Anteil der Aminosäure
Lysin brauchen. Aber niemand ist wirklich sicher. Vielleicht schmecken ihnen
bestimmte Pflanzensorten einfach besser –«
    »Marty«,
unterbrach ihn Levine. »Von mir aus können ihnen auch Bier und Salzbrezeln schmecken.
Die einzig wichtige Frage ist: Woher kamen diese Tiere?«
    »Das weiß
niemand«, erwiderte Guitierrez.
    Levine gab sich
mit der Antwort zufrieden, zumindest für den Augenblick. »Und was ist mit
diesen anderen Tieren passiert?«
    »Sie wurden alle
vernichtet. Und soweit ich weiß, wurden danach jahrelang keine neuen mehr
entdeckt. Aber jetzt scheint es wieder anzufangen. Im letzten Jahr haben wir
die Überreste von vier weiteren Tieren gefunden, das Exemplar, das du heute
gesehen hast, mit eingerechnet.«
    »Und was wurde
unternommen?«
    »Die, äh,
anomalen Formen werden immer vernichtet. Auf dieselbe Art, wie du es gesehen
hast. Von Anfang an hat die Regierung jeden nur möglichen Schritt unternommen,
um sicherzustellen, daß niemand etwas davon erfährt. Vor ein paar Jahren hatten
ein paar nordamerikanische Journalisten berichtet, daß auf einer Insel, der
Isla Nublar, irgend etwas nicht in Ordnung sei. Menendez lud eine Gruppe Journalisten
zu einer Inselbesichtigung ein – und ließ sie auf eine falsche Insel fliegen.
Die haben den Unterschied gar nicht bemerkt. Und ähnliche Geschichten. Ich
meine, die Regierung nimmt diese Sache sehr ernst.«
    »Warum?«
    »Sie machen sich
Sorgen.«
    »Sorgen? Worüber
sollten die sich denn Sorgen machen?«
    Guitierrez hob
die Hand und rutschte auf dem Stuhl nach vorne. »Krankheiten, Richard.«
    »Krankheiten?«
    »Ja. Costa Rica
hat eins der besten Gesundheitssysteme der Welt«, sagte Guitierrez. »Unsere
Epidemiologen sind einem komischen Typ von Enzephalitis auf der Spur, die
anscheinend zunimmt, vor allem an der Küste.«
    »Enzephalitis? Welchen
Ursprungs? Viral?«
    Guitierrez
schüttelte den Kopf. »Bis jetzt wurde kein Erreger gefunden.«
    »Marty …«
    »Wenn ich’s dir
sage, Richard. Niemand weiß es. Ein Virus ist es nicht, weil die Antikörper-Konzentration
sich nicht erhöht und die Auszählung der weißen Blutkörperchen keine Unterschiede
ausweist. Bakteriell ist es auch nicht, weil nichts je kultiviert werden
konnte. Es ist ein vollkommenes Rätsel. Die Epidemiologen wissen nur, daß die
Krankheit vorwiegend Bauern befällt, Leute also, die mit Tieren zu tun haben.
Und daß es eine echte Enzephalitis ist – rasende Kopfschmerzen, geistige
Verwirrung, Fieber, Delirium.«
    »Todesfälle?«
    »Bis jetzt
scheint sie selbstlimitierend zu sein und dauert ungefähr drei Wochen. Dennoch
macht die Regierung sich Sorgen. Das Land ist vom Tourismus abhängig, Richard.
Niemand will Gerede über unbekannte Krankheiten.«
    »Die Regierung
glaubt also, daß die Enzephalitis mit diesen anomalen Formen zu tun hat?«
    Guitierrez
zuckte die Achseln. »Echsen können viele Viruskrankheiten übertragen«, sagte
er. »Sie sind als Ansteckungsherde bekannt. Es ist deshalb nicht von der Hand
zu weisen, daß es eine Verbindung geben könnte.«
    »Aber du hast
doch gesagt, daß es keine Viruskrankheit ist.«
    »Was es auch
sein mag, die Leute hier glauben, es gibt einen Zusammenhang.«
    »Aber das ist
doch um so mehr ein Grund herauszufinden, woher diese Echsen kommen«, erwiderte
Levine. »Man hat doch bestimmt schon gesucht …«
    »Gesucht?«
wiederholte Guitierrez lachend. »Natürlich hat man gesucht. Jeden Quadratzentimeter
dieses Landes hat man kontrolliert, immer und immer wieder. Es wurden Dutzende
von Suchtrupps ausgeschickt – ich habe selber ein paar geleitet. Es wurden
Luftinspektionen durchgeführt. Der Dschungel wurde überflogen, die Inseln vor
der Küste ebenso. Das ist an sich schon eine ziemliche Aufgabe. Du weißt, daß
es eine ganze Reihe von Inseln

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