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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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bewegten sich drohend ein Stück auf
die Lichter zu. Aber das war nur ein halbherziger Versuch. Ganz offensichtlich
behagten ihnen diese vielen sich bewegenden Lichter nicht. Nach einigen Augenblicken
trotteten sie davon, die Lichter folgten ihnen und trieben sie am Tennisplatz
vorbei.
    Thorne setzte
sich in Bewegung.
    Er hörte Sarah
sagen: »Doc? Sie kommen besser raus, bevor sie zurückkehren.«
    Thorne ging
schnell auf die Lichter zu und sah plötzlich Levine und Sarah vor sich. Sie
schwenkten Taschenlampen.
    Gemeinsam
kehrten sie zum Laden zurück.
     
    Drinnen warf Levine die Tür zu und ließ
sich dagegenplumpsen. »So viel Angst hatte ich in meinem ganzen Leben noch
nicht.«
    »Richard«,
mahnte Sarah mit kalter Stimme. »Reißen Sie sich zusammen.« Sie durchquerte den
Laden und legte die Taschenlampen auf die Theke.
    »Da rauszugehen
war Wahnsinn«, sagte Levine und wischte sich die Stirn. Er war schweißgebadet,
sein Hemd hatte dunkle Flecken.
    »Nein, es war
ein Volltreffer«, erwiderte Sarah und wandte sich dann an Thorne. »Wir konnten
sehen, daß die Tiere bei der Hautreaktion eine gewisse Verzögerung zeigen. Sie
reagieren zwar sehr schnell, verglichen zum Beispiel mit einer Krake, aber eine
gewisse Verzögerung gibt es. Ich vermute, daß diese Dinosaurier sich verhalten
wie alle Tiere, die sich auf Tarnung verlassen. Sie sind nicht besonders
schnell oder aktiv. Sie stehen stundenlang bewegungslos in einer sich nicht verändernden
Umgebung, verschmelzen mit dem Hintergrund und warten, bis ein argloses Beutetier
vorbeikommt. Aber wenn sie sich dauernd an neue Lichtverhältnisse anpassen
müssen, wissen sie, daß sie sich nicht mehr verstecken können. Sie bekommen
Angst. Und wenn sie genug Angst haben, laufen sie weg. Genau das ist passiert.«
    Levine drehte sich
um und starrte Thorne wütend an. »Sie sind an allem schuld. Wenn Sie nicht
einfach so mir nichts, dir nichts da rausgegangen wären –«
    »Richard!« Sarah
schnitt ihm das Wort ab. »Wir brauchen Benzin, sonst kommen wir nie von hier
weg. Wollen Sie denn nicht von hier weg?«
    Levine sagte
nichts. Er schmollte.
    »Na ja«, sagte
Thorne. »In dem Schuppen war sowieso kein Benzin.«
    »He, Leute«,
sagte Sarah. »Schaut mal, wer da kommt.«
     
    Arby humpelte, auf Kelly gestützt, auf
sie zu. Er hatte sich frische Sachen aus dem Laden angezogen: eine Badehose und
ein T-Shirt mit der Aufschrift: »InGen – Wir machen die Zukunft«.
    Der Junge hatte
ein blaues Auge, einen geschwollenen Wangenknochen und auf der Stirn einen
Schnitt, den Sarah verbunden hatte. Arme und Beine waren mit blauen Flecken
übersät. Aber er ging, und er schaffte sogar ein schiefes Lächeln.
    Thorne fragte:
»Na, wie geht’s, mein Sohn?«
    »Wissen Sie, was
ich mir im Augenblick mehr als alles andere wünsche?« entgegnete Arby.
    »Was?« fragte
Thorne.
    »Ein Diät-Cola«,
sagte Arby. »Und jede Menge Aspirin.«
    Sarah beugte
sich zu Malcolm hinab, der leise summend in die Luft starrte.
    »Wie geht’s
Arby?« fragte er.
    »Der wird schon
wieder.«
    »Braucht er
Morphium?« fragte Malcolm.
    »Nein, ich
glaube nicht.«
    »Gut«, sagte
Malcolm, krempelte den Ärmel hoch und streckte den Arm aus.
     
    Thorne fegte das Nest aus der Mikrowelle
und erhitzte einige Dosen mit Rindfleischeintopf. In einem Regal fand er ein
Paket Plastikteller mit Halloween-Motiven – Kürbisse und Fledermäuse – und
verteilte das Essen auf die Teller. Die beiden Kinder griffen hungrig zu.
    Schließlich gab
er Sarah einen Teller und wandte sich dann an Levine. »Was ist mit Ihnen?«
    Levine starrte
zum Fenster hinaus. »Nein.«
    Thorne zuckte
die Achseln.
    Arby kam mit
seinem leeren Teller zu ihm. »Gibt’s noch mehr?«
    »Klar«, sagte
Thorne und gab ihm seine Portion.
     
    Levine ging zu Malcolm und setzte sich
neben ihn. »Also, wenigstens eins wissen wir jetzt sicher«, sagte er. »Diese
Insel ist wirklich eine Vergessene Welt – ein urtümliches, unberührtes Ökosystem.
Wir hatten von Anfang an recht.«
    Malcolm drehte
den Kopf und sah ihn an. »Machst du Witze?« sagte er. »Was ist mit all den
toten Apatosauriern?«
    »Ich habe
darüber nachgedacht«, antwortete Levine. »Offensichtlich haben die Raptoren sie
getötet. Und dann haben sie sie –«
    »Was?« fragte
Malcolm. »Sie zu ihrem Nest geschleppt? Diese Tiere wiegen 50 Tonnen, Richard.
Keine 100 Raptoren könnten die schleppen. Nein. Nein.« Er seufzte. »Die Kadaver
sind wahrscheinlich im Fluß zu dieser Biegung getrieben

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