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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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so
recht wußte, wie sie sich verhalten sollte. Denn sie waren nicht nur am
Schlammloch, sondern auch vor und neben dem Auto.
    Beim Anblick der
Pachycephalosaurier beschlich Sarah ein unbehagliches Gefühl. Sie hatte schon
viel Zeit mit wilden Tieren verbracht, aber gewöhnlich waren das Tiere, die sie
gut kannte. Aus langer Erfahrung wußte sie, wie nahe sie herangehen konnte und
unter welchen Umständen. Wäre das eine Herde Weißschwanz-Gnus, würde sie ohne Zögern
direkt hindurchgehen. Wäre es eine Herde amerikanischer Büffel, wäre sie zwar
vorsichtig, würde sich ihnen aber trotzdem nähern. Wenn es dagegen eine Herde
afrikanischer Büffel wäre, würde sie sich nicht in die Nähe wagen.
    Sie drückte sich
das Mikrofon an die Wange und sagte: »Wieviel Zeit noch?«
    »20 Minuten.«
    »Dann mache ich
mich wohl besser an die Arbeit«, sagte sie. »Irgendwelche Vorschläge?«
    Eine Pause
entstand. Aus dem Funkgerät kam nur Knistern.
    »Levine sagt,
daß niemand etwas über diese Tiere weiß, Sarah.«
    »Na toll.«
    »Levine sagt,
daß bis jetzt noch kein vollständiges Skelett gefunden wurde. Es gibt also
nicht einmal Vermutungen über ihr Verhalten, außer daß es wahrscheinlich
aggressiv ist.«
    »Toll.«
    Sie musterte die
Umgebung des Autos und die überhängenden Äste. Es war ein schattiges Fleckchen,
friedlich und still lag es im frühen Morgenlicht.
    Das Funkgerät
knisterte. »Levine meint, Sie sollten versuchen, sich ihnen langsam zu nähern,
und schauen, ob die Tiere Sie durchlassen.«
    Sie sah sich die
Tiere an und dachte: Die haben diese gewölbten Köpfe für einen bestimmten
Zweck.
    »Nein danke«,
sagte sie. »Ich probiere was anderes.«
    »Was?«
     
    Im Laden fragte Levine: »Was hat sie
gesagt?«
    »Sie hat gesagt,
daß sie etwas anderes probieren will.«
    »Und was?«
fragte Levine. Er ging zum Fenster und sah hinaus. Der Himmel wurde immer heller.
Er runzelte die Stirn. Das hat Folgen, dachte er. Etwas, das ihm im Kopf herumschwirrte,
das er aber nicht in Gedanken fassen konnte.
    Irgend etwas mit
dem Tageslicht.
    Und Territorium.
    Territorium.
    Levine sah noch
einmal zum Himmel hoch und versuchte darauf zu kommen. Was für Folgen hatte es,
wenn der Tag anbrach? Er schüttelte den Kopf und ließ es für den Augenblick
sein. »Wie lange braucht sie, um die Schutzschalter wieder umzulegen?«
    »Nur ein oder
zwei Minuten«, sagte Thorne.
    »Dann könnte sie
es immer noch schaffen.«
    Statisches
Rauschen kam aus dem Funkgerät, und dann hörten sie Sarah sagen: »Okay, ich bin
über dem Auto.«
    »Wo sind Sie?«
    »Über dem Auto«,
sagte sie. »Auf einem Baum.«
     
    Sarah schob sich auf dem Ast nach außen
und spürte, wie er sich unter ihrem Gewicht bog. Der Ast schien geschmeidig zu
sein. Sie befand sich jetzt etwa drei Meter über dem Auto, und der Ast senkte
sich weiter. Nur wenige Tiere hatten zu ihr hochgesehen, aber die Herde schien
insgesamt beunruhigt zu sein. Tiere, die im Schlamm gesessen hatten, standen
auf und liefen durcheinander. Sarah sah, daß sie nervös mit den Schwänzen wedelten.
    Sie rutschte
noch weiter nach außen, und der Ast bog sich stärker durch. Er war glitschig
vom nächtlichen Regen. Sie versuchte, sich genau über dem Auto in Position zu
bringen. Sieht ziemlich gut aus, dachte sie.
    Plötzlich rannte
eins der Tiere auf den Baum zu, auf dem sie saß, und rammte ihn mit Wucht. Der
Aufprall war überraschend heftig. Der Baum schwankte, ihr Ast federte auf und
ab, und Sarah hatte Mühe sich festzuhalten.
    O Scheiße,
dachte sie.
    Sie stieg in die
Luft, sackte wieder ab und verlor schließlich den Halt. Feuchtes Laub und
feuchte Rinde rutschten ihr durch die Hände, und sie fiel. Im letzten Augenblick
sah sie, daß sie das Auto verfehlen würde. Und dann schlug sie hart auf der
schlammigen Erde auf.
    Direkt neben den
Tieren.
     
    Das Funkgerät knisterte. »Sarah?« fragte
Thorne.
    Es kam keine
Antwort.
    »Was tut sie
jetzt?« Levine begann nervös auf und ab zu gehen. »Wenn wir nur sehen könnten,
was sie tut.«
    Kelly, die in
einer Ecke des Ladens gedöst hatte, stand auf und rieb sich die Augen. »Warum benutzen
Sie nicht die Videoanlage?«
    »Was für eine
Videoanlage?«
    Kelly deutete zu
der Registrierkasse. »Das ist ein Computer.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich glaube
schon.«
     
    Kelly setzte sich gähnend vor den
Kassenautomaten. Er sah aus wie ein blödes Terminal, was bedeutete, daß man
damit wahrscheinlich keinen Zugang zu irgendwas Vernünftigem bekam,

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