Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
wär’s.«
    Eddie stand auf
der heißen, stillen Lichtung und starrte hoch zu dem hohen, runden Rand des
Kraters, der sich in der Entfernung aus dem dichten Dschungel erhob. Der nackte
Fels schimmerte im Morgenlicht, die Wände wirkten schroff und abweisend. Er kam
sich verloren vor, wie in einer Falle. »Warum sollte irgendwer hierherkommen wollen?«
fragte er.
    Malcolm, der
sich auf seinen Stock stützte, lächelte. »Um mal von allem weg zukommen,
Eddie. Wollen Sie nicht manchmal von allem wegkommen?«
    »Nicht, wenn ich
die Wahl habe«, sagte Eddie. »Also ich habe immer gerne ‘ne Pizza-Hut in der
Nähe, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Na, die nächste
ist jetzt ein ganzes Stück weit weg.«
    Thorne ging zum
Heck des Caravan-Gespanns und zog zwei schwere Gewehre heraus. Unter jedem Lauf
hingen nebeneinander zwei Aluminiumbehälter. Ein Gewehr gab er Eddie, das andere
zeigte er Malcolm. »Haben Sie die schon mal gesehen?«
    »Hab davon
gelesen«, sagte Malcolm. »Das sind diese schwedischen Dinger, nicht?«
    »Ja.
Lindstradt-Luftgewehre. Das teuerste Gewehr der Welt. Robust, einfach, präzise
und verläßlich. Verschießt unterschallschnelle Fluger-Pfeile, die beim Aufprall
den Wirkstoff im Kolben freisetzen. Füllen können Sie sie mit einem Mittel
Ihrer Wahl.« Thorne öffnete das Magazin und zeigte Malcolm eine Reihe von
Plastikkolben, die mit einer strohfarbenen Flüssigkeit gefüllt waren. Jeder
Kolben hatte an der Spitze eine knapp zehn Zentimeter lange Nadel. »Wir haben
das konzentrierte Gift des Conus purpurascens , der südamerikanischen
Kegelschnecke, aufgezogen. Das ist das stärkste Neurotoxin der Welt. Wirkt innerhalb
von zwei Tausendstelsekunden. Das ist schneller als die Nervenleitgeschwindigkeit.
Das Tier ist am Boden, bevor es das Piksen des Pfeils spürt.«
    »Tödlich?«
    Thorne nickte.
»Das können Sie mir glauben. Aber vergessen Sie nicht, Sie sollten sich lieber
nicht aus Versehen in den Fuß schießen, weil Sie nämlich tot sind, bevor Sie merken,
daß Sie den Finger am Abzug hatten.«
    Malcolm nickte.
»Gibt es ein Gegenmittel?«
    »Nein. Aber
warum auch? Es wäre keine Zeit, um es zu verabreichen.«
    »Das macht die
Sache einfach«, sagte Malcolm und nahm die Waffe.
    »Habe mir nur
gedacht, Sie sollten es wissen«, sagte Thorne. »Eddie? Laß uns aufbrechen.«
     
     

Bach
     
     
    Eddie stieg in den Explorer, Thorne und
Malcolm in die Fahrerkabine des Caravan-Gespanns. Einen Augenblick später
klickte das Funkgerät. Eddie fragte: »Haben Sie schon Zugriff auf die Datenbank,
Doc?«
    »Bin gerade
dabei«, antwortete Thorne.
    Er steckte die
MO-Disk in den Schlitz am Armaturenbrett. Auf dem kleinen Monitor direkt vor
ihm tauchte die Insel auf, doch sie lag größtenteils unter ausgedehnten Wolkenfeldern
versteckt. »Wozu ist das gut?« fragte Malcolm.
    »Warten Sie«,
sagte Thorne. »Das ist ein System. Es trägt Daten zusammen.«
    »Daten von was?«
    »Radar.« Einen
Augenblick lang überlagerte ein Satellitenradarbild das Foto. Das Radar konnte
die Wolken durchdringen. Thorne drückte einen Knopf, und der Computer fuhr die
Ränder nach, arbeitete Details heraus und zeigte schließlich das dünne,
spinnennetzartige Geflecht der Straßen.
    »Nicht
schlecht«, sagte Malcolm, der auf Thorne ziemlich angespannt wirkte.
    »Ich hab’s«,
sagte Eddie über Funk.
    »Sieht er
dasselbe?« fragte Malcolm.
    »Ja. Auf seinem
Armaturenbrett.«
    »Aber vom GPS
bekomme ich nichts«, meldete Eddie besorgt. »Funktioniert das Ding nicht?«
    »Also Leute«,
sagte Thorne. »Ein bißchen Geduld. Das System liest gerade die Disk ein. Checkt
die Relaisstationen durch.«
    Auf dem Dach des
Caravans war ein kegelförmiger GPS-Empfänger montiert. Mit den Daten, die er
von Satelliten im Orbit erhielt, konnte das GPS die Position der Fahrzeuge bis
auf ein paar Meter genau berechnen. Augenblicke später blinkte auf der Karte der
Insel ein rotes X auf.
    »Okay«, sagte
Eddie über Funk. »Ich hab’s. Sieht aus, als würde von der Lichtung hier eine
Straße Richtung Norden abgehen. Fahren wir dahin?«
    »Würde ich
sagen, ja«, erwiderte Thorne. Nach der Karte schlängelte sich die Straße einige
Meilen lang durch das Innere der Insel und endete an einer Stelle, wo alle
Straßen sich zu kreuzen schienen. Es sah so aus, als würden sich dort auch Gebäude
befinden, doch mit letzter Sicherheit ließ sich das nicht sagen.
    »Okay, Doc. Los
geht’s.«
    Eddie zog an
ihnen vorbei und übernahm die Führung.

Weitere Kostenlose Bücher