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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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bekanntmachen?«
    »Kennen Sie eine
bessere Möglichkeit zur Legitimierung?« erwiderte Baselton. »Es ist durchaus
angemessen, diese Entdeckung unseren gelehrten Kollegen zu präsentieren. Natürlich
wird das eine Debatte auslösen – aber was für eine? Akademisches Gezänk, ein
Professor hackt auf den anderen ein, und das Ganze wird drei Tage lang die Wissenschaftsseiten
der Zeitungen füllen, bis es von den neuesten Meldungen über Brustimplantate
verdrängt wird. Und in diesen drei Tagen haben wir unsere Ansprüche geltend gemacht.«
    »Und Sie
schreiben den Artikel?«
    »Ja«, antwortete
Baselton. »Und ich glaube, später dann noch einen Artikel im American
Scholar oder vielleicht in der Natural History . Was von der
Entdeckung von allgemeinem Interesse ist, was sie für die Zukunft bedeutet, was
sie uns über die Vergangenheit verrät und so weiter …«
    Dodgson nickte.
Er sah, daß Baselton recht hatte, und wurde wieder einmal daran erinnert, wie
sehr er ihn brauchte und wie klug es gewesen war, ihn mitzunehmen. Dodgson
dachte nie an die öffentliche Reaktion. Baselton dagegen an nichts anderes.
    »Das ist ja
alles schön und gut«, sagte Dodgson. »Aber leider ohne Bedeutung, wenn wir es
nicht auf die Insel schaffen.« Er sah noch einmal auf die Uhr.
    Er hörte hinter
sich die Tür aufgehen, und sein Assistent Howard King kam mit einem kräftigen,
schnurrbärtigen Costaricaner im Schlepptau herein. Der Mann hatte ein sonnengegerbtes
Gesicht und blickte mürrisch drein.
    »Ist das der
Kerl?« fragte Dodgson.
    »Ja, Lew.«
    »Wie heißt er?«
    »Gandoca.«
    »Señor
Gandoca.« Dodgson
hielt ihm Levines Foto hin. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Gandoca warf nur
einen flüchtigen Blick auf das Foto. »Sí. Es Señor Levine.«
    »Stimmt. Der
beschissene Señor Levine. Wann war er hier?«
    »Vor ein paar
Tagen. Ist mit Dieguito, meinem Cousin, losgefahren. Sie sind noch nicht
zurück.«
    »Und wo sind sie
hin?«
    »Isla Sorna.«
    »Gut.« Dodgson
trank sein Bier aus und schob die Flasche von sich weg. »Haben Sie ein Boot?«
Er wandte sich an King. »Hat er ein Boot?«
    »Er ist
Fischer«, sagte King. »Also hat er auch ein Boot.«
    Gandoca nickte.
»Ein Fischerboot. Sí .«
    »Gut. Ich will
auch auf die Isla Sorna.«
    » Sí ,
Señor, aber heute ist das Wetter –«
    »Das Wetter ist
mir egal«, sagte Dodgson. »Das Wetter wird schon besser. Ich will sofort
fahren.«
    »Später
vielleicht –«
    »Sofort.«
    Gandoca breitete
die Hände aus. »Es tut mir sehr leid, Señor –«
    King öffnete
eine Aktenmappe. Fünf 1000-Colon-Scheine lagen darin. Gandoca riß die Augen
auf, nahm einen der Scheine, untersuchte ihn. Dann legte er ihn wieder zurück
und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich will sofort
fahren«, sagte Dodgson.
    » Sí ,
Señor«, sagte Gandoca. »Wir brechen auf, wenn Sie fertig sind.«
    »Klingt schon
besser«, sagte Dodgson. »Wie lange dauert es bis zur Insel?«
    »Ungefähr zwei
Stunden, Señor.«
    »Gut«, sagte
Dodgson. »Sehr gut.«
     
     
     

Hochstand
     
     
    »Und los geht’s!«
    Ein Klicken war
zu hören, als Levine das Drahtseil an der Motorwinde des Explorers befestigte
und die Winde einschaltete. Das Seil rollte sich langsam im Sonnenlicht auf.
    Sie waren mit
Gespann und Explorer auf die weite, grasbewachsene Ebene am Fuß des Steilhangs
gefahren. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel und tauchte den felsigen Kraterrand
in grelles Licht. Die Ebene flirrte vor Hitze.
    In einiger
Entfernung graste eine Herde Hypsilophodons, und die grünen, gazellenartigen
Tiere hoben jedesmal die Köpfe aus dem hohen Gras, wenn sie das metallische Klappern
hörten, das Eddie und die Kinder verursachten; sie legten gerade die
Aluminiumstreben für das Gerüst zurecht, über das es in Kalifornien so viele
Spekulationen gegeben hatte. Noch sah das Gerüst, so wie es jetzt im hohen Gras
lag, aus wie ein wirrer Haufen dünner Streben – wie etwas zu groß geratene
Zeltstangen.
    »Jetzt werden
wir sehen«, sagte Levine und rieb sich die Hände.
    Der Motor zog
die Streben langsam in die Höhe. Das so entstehende Gerüst wirkte klapprig und
schwach, aber Thorne wußte, daß die Querstützen ihm erstaunliche Standfestigkeit
verleihen würden. Die Struktur wuchs immer weiter, zuerst drei Meter, dann fünf
Meter, und hörte schließlich auf. Die kleine Kabine obendrauf befand sich jetzt
knapp unter den tiefsten Ästen der nahen Bäume und wurde beinahe von ihnen verdeckt.
Das Gerüst selbst jedoch

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