Vergib uns unsere Sünden - Thriller
dass er wie angewurzelt stehen blieb. Er streckte die Hand aus, um sich an der Mauer abzustützen.
Zu viele Zufälle. Einfach zu viele.
Miller atmete ein paarmal tief durch. Für ein paar Sekunden war ihm schwindelig, dann setzte er den Fuß auf die unterste Stufe und stieg hinauf zu Robeys Wohnung.
Auch diesmal schien John Robey von Millers Erscheinen nicht die Spur überrascht zu sein.
»Detective Miller«, bemerkte er sachlich, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
»Professor Robey«, antwortete Miller.
Es entstand eine Verlegenheitspause, dann senkte Robey für einen Moment den Blick. »Ich vermute, Sie haben noch ein paar Fragen.«
»Nein, keine Fragen mehr. Ich komme mit Antworten.« Miller lächelte, so gut er konnte. »Nicht direkt Antworten - eher Informationen, die keinen Sinn ergeben, und ich habe mir gedacht, dass ich, wenn ich mich erkläre …« Miller atmete tief durch. Er versuchte, sich zu sammeln, zu konzentrieren. Er wollte seinen Auftritt ruhig und gelassen und entschieden gestalten.
Robey zog die Tür weit auf und trat zurück an die Wand. »Treten Sie ein, Detective Miller.«
Miller machte einen Schritt nach vorn, dann noch einen, dann einen dritten. Er ging an Robey vorbei, und als er die Tür hinter sich zuklappen hörte, wusste er, dass es kein Entrinnen mehr gab.
»Kommen Sie weiter«, sagte Robey. »Kommen Sie und erzählen Sie mir, worum es eigentlich geht bei dieser Geschichte.«
Miller ließ Robey vorangehen und folgte ihm in ein Zimmer im hinteren Teil der Wohnung. Ein dunkler Teppich, ein Sofa an der rechten Wand, links das Fenster mit Blick auf den Hinterhof des Gebäudes. Die Wände waren einheitlich pergamentfarben gestrichen, und an der Wand ihm gegenüber hing eine Reihe von Federzeichnungen in Rahmen aus Edelstahl. Es waren acht Zeichnungen, keine größer als ein Quartheft.
»Interessieren Sie sich für Kunst, Detective Miller?«, fragte Robey.
Miller nickte.
»Es sind natürlich Drucke, aber ausgezeichnete. Sagt Ihnen der Name Albrecht Dürer etwas?«
»Ja, der Name sagt mir etwas.«
»Das hier sind Skizzen für Ritter, Tod und Teufel, Jeremias im Gehäus, Melancholia I . Die oberste ist aus der Apokalypse -Serie.«
»Wirklich nicht übel«, sagte Miller.
Robey lächelte. »Nicht übel ist gut«, erwiderte er leise, und obwohl seine Worte eigentlich Kritik implizierten, fühlte Miller sich nicht kritisiert.
»Bitte … nehmen Sie Platz«, sagte Robey und deutete auf das Sofa. »Möchten Sie etwas trinken?«
Miller schüttelte den Kopf. »Nein danke, Professor.«
Robey nahm einen Stuhl von der Wand und stellte ihn auf die andere Seite eines kleinen Couchtischs.
»Wohnen Sie allein hier?«, fragte Miller.
Robey lächelte. »Das wissen Sie doch längst. Oder Sie wären nicht der Detective, für den ich Sie halte.«
Miller suchte verzweifelt nach einem Anfang. Dabei wusste er nicht einmal genau, womit er eigentlich anfangen wollte.
Robey kam ihm zu Hilfe. »Ich habe Ihnen nachgespürt«, sagte er. »Nach unserem Gespräch heute Nachmittag bin ich in die Bibliothek gegangen. Ich habe mir Zeitungsberichte über diese Catherine Sheridan herausgesucht, von der Sie erzählt haben, und jetzt weiß ich auch, für wen Sie mich halten.«
Miller öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
»Es ist okay«, sagte Robey. »Ich nehme es Ihnen nicht übel. Ich verstehe, was Sie tun, und was noch wichtiger ist, warum es getan werden muss. Sie haben einen Job zu erledigen, richtig?«
»Richtig«, antwortete Miller, »einen Job.«
»Und etwas lässt Sie vermuten, dass ich Ihnen helfen kann - entweder weil ich der Mann bin, den Sie suchen, oder weil ich die Sheridan gekannt habe und Ihnen vielleicht sagen könnte, warum sie ausgewählt wurde.«
Miller beugte sich vor und schaute Robey direkt in die Augen. »Ich habe fünf tote Frauen. Die erste starb …«
»Im März«, fiel Robey ihm ins Wort. »Die zweite im Juli und im August noch eine. Catherine Sheridan wurde vor fünf Tagen ermordet, und die andere Frau, von der Sie gesprochen haben, Natasha Joyce … die wurde vor zwei Tagen ermordet.«
»Ich dachte, Sie wissen nichts von diesen Dingen.«
»Wusste ich auch nicht. Bis Sie mir damit gekommen sind, und jetzt habe ich, wie gesagt, ein paar Recherchen angestellt.«
»Sie haben in der Bibliothek Zeitungen gelesen?«
»Ja.«
»In welcher Bibliothek?«
Robey lachte. »Was tut das zur Sache, um Himmels willen?«
»Tun Sie mir den Gefallen,
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