Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
und niemand wusste, was man davon glauben konnte, und eigentlich interessierte es auch kaum jemanden. Nanci Cohen tat etwas, was inzwischen nur noch wenige Staatsanwälte
taten - sie kam ins Revier, als ihre Hilfe benötigt wurde, und gab vernünftige Antworten auf die Fragen, die man ihr stellte.
    »Er sagt, er will uns lieber nicht verraten …«, fing Miller an.
    »Wo er letzten Samstag gewesen ist?«, fiel Nanci ihm ins Wort.
    »Ja, wo er gewesen ist. Und kurz bevor er gegangen ist, hat er noch gesagt, wir würden die falschen Fragen stellen, wir würden immer nach dem Was und dem Wann fragen, nicht nach dem Warum.«
    Nanci Cohen schrieb etwas auf, während Miller sprach. »Damit ich das richtig verstehe: Es war das zweite Mal, dass Sie mit ihm gesprochen haben, richtig? Heute Morgen haben Sie in dem Diner mit ihm gesprochen, danach ist er ins College zurückgegangen, hat seine Vorlesungen oder was immer gehalten, und als er wieder herauskam, haben Sie schon auf ihn gewartet, und er hat Sie auf eine Tasse Kaffee mitgenommen.«
    »Ganz genau.«
    Nanci lächelte vielsagend. »Und der Mann hat den Kaffee bezahlt, richtig?«
    Miller nickte.
    »Kluges Kerlchen«, stellte sie nüchtern fest. »Sie betrachten das Ganze aus einem anderen Blickwinkel, aber versetzen Sie sich mal in einen Richter. Wie jeden Tag betritt John Robey den Diner, um sich seinen Morgenkaffee zu holen. Ein Trupp Polizisten fällt über ihn her, um mit ihm über jemanden zu reden. Sie zeigen ihm ein Foto. Er sagt, er kann sich nicht an die Person erinnern, weder an den Namen noch an das Gesicht. Die Cops nennen ihm noch ein paar andere Namen, er behauptet, dass sie ihm auch nicht mehr sagen. Die Cops lassen ihn gehen. Er ist die Höflichkeit in Person. Nicht verschlossen. Er gibt sich ausgesprochen kooperativ,
dann geht er wieder. Dieselben Cops warten schon auf ihn, als er nachmittags aus dem College kommt. Sie wollen ihm noch ein paar Fragen stellen. Wieder ist er ein Ausbund an Höflichkeit, lädt sie in ein Café auf dem Campus ein. Gibt sich als guter Staatsbürger. Er nimmt es der Polizei nicht krumm, dass sie ihm ein bisschen Aufmerksamkeit widmet. Mich wundert nur, dass er Ihnen nicht auch noch Heidelbeer-Muffins spendiert hat.«
    Miller schüttelte den Kopf. »Da gab’s keine Muffins.«
    »Himmelarsch«, sagte Nanci Cohen, verärgert, »in eine schwierigere Lage hätten Sie sich kaum bringen können.«
    »Wieso?«, fragte Roth.
    »Wieso? Sie sind Jude, oder?«
    Roth runzelte die Stirn. »Na und? Was hat das damit zu tun?«
    »Sagen Sie am besten gar nichts mehr. Sie blamieren unser Volk. Immerhin halten die Menschen uns für die Hellsten unter Gottes Himmel.« Sie griff in eine riesige Ledertasche neben ihrem Sessel und brachte eine Wasserflasche zum Vorschein, ließ den Deckel aufschnappen und trank einen kräftigen Schluck. »Okay, okay, okay«, sagte sie leise, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schloss kurz die Augen. »Wir haben also nichts außer den Fotos und der Aussage einer toten jungen Frau aus den Projects, einer schwarzen Frau, Mutter des Kindes eines notorischen Drogenkonsumenten und mutmaßlichen Dealers, die behauptet, unser Mann sei zu ihnen rausgekommen und habe nach dem Junkie gefragt …« Ihre Stimme verhallte. Miller schaute Lassiter an. Lassiter schüttelte den Kopf und legte den Finger an die Lippen.
    »Sie haben drei Möglichkeiten«, sagte Nanci Cohen nach einer Weile. »Nummer eins: Sie nehmen ihn unter dem Verdacht der Rechtsbeugung fest, lesen ihm seine Rechte vor, er nimmt sich einen Anwalt, und dann beantwortet er entweder die Frage, wo er letzten Samstag gewesen ist, oder er beruft
sich auf Artikel fünf. Wenn er das tut, bekommen Sie möglicherweise einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung. Sie durchsuchen seine Wohnung und finden vielleicht etwas, das ihn mit der Sheridan oder einem der anderen Opfer in Verbindung bringt. Möglichkeit Nummer zwei: Sie zitieren den Fall Lansing gegen den Staat Kalifornien, wo 1989 der Beschluss, die Aussage eines verstorbenen Zeugen zu ignorieren, aufgehoben wurde. Sie können es so drehen, dass die Aussage der schwarzen Frau, Robey sei zusammen mit der Sheridan bei ihr gewesen, die Vermutung nahelegt, dass er die Unwahrheit sagt. Ein schmaler Grat - Sie bräuchten einen äußerst aufgeschlossenen Richter -, aber vielleicht wäre es einen Versuch wert. Nummer drei, und das wäre meine Wahl: Sie besuchen ihn in seiner Wohnung, um sich nett mit ihm

Weitere Kostenlose Bücher