Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Justizministerium einen Pakt geschlossen. Und der bekam diese Bezeichnung. Verständigungsvereinbarung. Darin ist ausdrücklich festgehalten, dass die CIA von der Pflicht entbunden ist, alle mit Drogen im Zusammenhang stehenden Aktivitäten ihrer Agenten dem Justizminsterium zu melden.«
»Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Miller.
Robey lachte. »Nein, das ist nicht mein Ernst. Mit Ernst wird man der Geschichte nicht gerecht. Wahrscheinlich ist es viel gescheiter, über den Schwachsinn zu lachen, der hier gewaltet hat. Jack Blum hätte es nicht besser ausdrücken können.« Robey schaute wieder in die Papiere. »›Haben mit der US-Regierung in Verbindung stehende Personen im Zuge des Krieges gegen die Sandinisten Kanäle geöffnet, die es Drogenhändlern erlaubten, Drogen in die Vereinigten Staaten zu schaffen? Wussten diese Personen, dass Drogenhändler solche Kanäle nutzten? Haben sie die Drogenhändler vor Strafverfolgung bewahrt? Die Antwort auf alle diese Fragen ist ja.‹ Und anschließend legte er dar, dass alle diese Entscheidungen von Personen getroffen wurden, die zu der Zeit Regierungsgewalt innehatten. Entscheidungen, die zu diesem Opfer führten - und er gebrauchte tatsächlich das Wort Opfer . Er sagte, die amerikanische Regierung habe die bewusste Entscheidung getroffen, einen Teil der amerikanischen Bevölkerung
zu opfern, um Geldmittel für den Krieg gegen die Sandinisten in Nicaragua zu generieren. Das Opfer wurde als tolerierbar erachtet, weil die Menschen, die an dem in die Vereinigten Staaten gebrachten Kokain sterben würden, als in hinreichendem Maße entbehrlich klassifiziert wurden.«
Miller schüttelte langsam den Kopf und lehnte sich zurück.
Robey hielt ein anderes Blatt Papier in die Höhe. »Das ist das Memorandum des Senatsausschusses. Es lautet: ›Aussagen einer Reihe von Individuen, die die Contras unterstützt und an Contra-Aktivitäten in Texas, Louisiana, Kalifornien und Florida teilgenommen haben, legen die Vermutung nahe, dass das Kokain auf denselben Transportwegen in die Vereinigten Staaten gelangte, auf denen Waffen, Sprengstoffe, Munition und militärische Ausrüstung aus den USA zu den Contras geschafft wurden.‹ Und noch eine Passage: ›Weiter brachte die Untersuchung ans Tageslicht, dass die Contras direkte Nachschubkanäle zu schwarzen Jugendbanden wie Crips oder Bloods in Los Angeles hatten, und ebendieser gigantische Nachschub an Kokain war der Auslöser für die Crack-Epidemie der achtziger Jahre. Die CIA hat die Anstrengungen der nationalen Drogenbehörde, des amerikanischen Zolls, des L. A. County Sheriff’s Department und der kalifornischen Drogenbehörde, die drei Hauptverantwortlichen für diesen gewaltigen Zufluss von Kokain nach L. A. zu ermitteln und dingfest zu machen, blockiert und ins Leere laufen lassen.‹«
Robey lächelte, wieder dieser Ausdruck, der alles oder nichts bedeuten konnte. »Das, Detective Miller, ist eines der wenigen Monster, die wir erschaffen haben. Und Ihr Mörder, Ihr Schnurmörder, nun, der ist auch nur ein Produkt dieser Gesellschaft, die es gestattet, dass Dinge wie diese ungehindert passieren können. Es ist ein langsamer Zerfall der Freiheiten, ein schleichender Zermürbungskrieg …« Robey
lächelte. »Wissen Sie, was Machiavelli über den Krieg gesagt hat?«
»Nein.«
»Er hat gesagt: ›Krieg ist nicht zu vermeiden. Man kann ihn allenfalls zum Vorteil des Feindes hinauszögern.‹ Diese Maxime haben wir uns in Nicaragua zu Herzen genommen. Wir haben den Krieg weder hinausgezögert noch den Sandinisten irgendeinen Vorteil gelassen. Wir haben ihnen den Krieg gebracht.«
Miller bekam Kopfweh. »Wir sind vom Thema abgekommen«, sagte er. »Es wird langsam spät …«
»Tut mir leid, Detective Miller. Manchmal gerate ich über solche Themen etwas in Erregung.«
»Dürfte ich Ihr Bad benutzen, bevor ich gehe, Professor?«
»Selbstverständlich. Zur Tür hinaus rechts, am Ende des Flurs.«
Miller verließ den Raum, und als er in dem schwach beleuchteten Flur einen Augenblick stehen blieb und sich umschaute, kam er sich wie ein Dieb, ein Außenseiter vor. Er war müde, keine Frage, und er fühlte sich wie erschlagen von Robeys Informationen -, die er nicht wissen wollte und die keine Antworten auf seine Fragen waren. Jetzt saß er seit über einer Stunde in dieser Wohnung und verließ sie so klug wie zuvor.
Er betrat das Badezimmer und verschloss die Tür.
Sekunden später, er stand vor dem Waschbecken, konnte er
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