Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Herz trommelte. Er war hungrig und konnte sich nicht vorstellen, etwas zu essen. Er wollte nicht wissen, was alles passiert war. Er wollte das geheiligte Monster nicht sehen.
Robert Miller wollte nur noch schlafen, aber er wusste, dass er das nicht konnte.
39
Zum dritten Mal innerhalb von fünf Minuten sah Nanci Cohen auf die Uhr. »Ich habe nicht ewig Zeit für Sie«, sagte sie plötzlich.
Es war kurz vor zehn Uhr morgens, Freitag, der 17. Februar.
Roth saß rechts neben Miller, Lassiter links von Nanci Cohen.
»Also, er hat mich reingelassen«, sagte Miller.
»Und was hat er Ihnen erzählt?«
»Er hat mir nichts erzählt«, sagte Miller.
Nanci Cohen zog die Stirn in Falten. Sie suchte in ihrer geräumigen Tasche nach Notizblock und Kugelschreiber. »Wie, was soll das heißen, er hat Ihnen nichts erzählt?«
»Das heißt, dass er mir nichts erzählt hat. Er hat einen Haufen Zeug an mich hingeredet, über dessen Bedeutung ich mir immer noch nicht im Klaren bin.«
»Und?«, fragte sie. »Worüber hat er geredet?«
»Über Kokain.«
»Kokain?«
»Über Kokainschmuggel in Nicaragua.«
Roth drehte sich plötzlich um. »Der Zeitungsausschnitt unter ihrem Bett.«
»Der …?«, wollte ADA Cohen fragen, um dann lächelnd zu nicken. »Unter dem Bett der Sheridan, richtig? Er hat unter dem Bett einen Ausschnitt über die Wahlen in Nicaragua liegen lassen.«
»Und der Kerl hat mit Ihnen über Nicaragua geredet?«, fragte Lassiter.
Miller nickte.
»Der verarscht uns doch, oder?«, sagte Nanci Cohen. Es schwang ein bitteres Lächeln in ihrer Stimme mit. »Er spielt mit uns. Will uns reizen. Ich meine, was zum Teufel soll das? Wir finden einen Zeitungsausschnitt über die Wahlen in Nicaragua unter Catherine Sheridans Bett, und als Sie dem Mann einen Besuch abstatten, kommt er ganz zufällig auf das Thema Nicaragua zu sprechen.«
»Es hatte durchaus Hand und Fuß.«
»Und Sie wollen mir weismachen, dass es Zufall war?«, fragte sie.
»Das weiß ich nicht … Immerhin war ich einigermaßen verwirrt, vorsichtig ausgedrückt.«
»Von was? Von ihm?«
»Nicht von ihm. Von dem, was er mir erzählt hat. Über den Koksschmuggel in Nicaragua …«
»Über Oliver North und die CIA, meinen Sie?«, fragte Nanci.
»Ja«, antwortete Miller.
»Das sind alte Kamellen, Amigo. Kennen Sie Janet Reno?«
»Natürlich.«
»Na, und die Frau ist nun wahrlich eine harte Nuss. Jedenfalls ist das Police Department in Miami dahintergekommen, dass Contras in Florida ausgebildet wurden, und bezahlt wurde das Ganze mit Geld aus Drogengeschäften. Die Cops trugen eine umfangreiche Akte zusammen, wirklich einen eindrucksvollen Wälzer, den sie an das FBI weiterreichten. Jede Seite trug einen Stempel mit der Aufschrift ›Bericht zur Verfügung von George Kosinsky, FBI‹, der Name des Agenten, mit dem sie zusammengearbeitet haben. Und trotz dieser Akte sah Janet Reno, Chefanklägerin des Staates Florida, keinerlei Veranlassung, in der Sache weiterzuermitteln. Niemand kann mir erzählen, dass eine Frau wie sie vor irgendwelchen dahergelaufenen Drogendealern gekniffen hätte. Man muss ihr nahegelegt haben, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie war höflich gebeten worden, den Blick in eine andere Richtung zu lenken, verstehen Sie mich? Aber wie gesagt, das sind alte Kamellen.«
»Wie auch immer, darüber hat Robey mit mir geredet.«
»Verdammt«, sagte Lassiter. »Wer ist dieser Kerl?«
Nanci Cohen brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Also?«, fragte sie.
»Was also? Ich weiß nicht, wie der Mann da reinpasst«, sagte Miller. »Aber die Identitäten dieser Frauen lassen mir
keine Ruhe … Warum lässt sich für keine von ihnen ein präziser Lebenslauf rekonstruieren?«
»Und die schwarze Frau?«, fragte Cohen.
Miller schüttelte den Kopf »Ich glaube nicht, dass er sie auf der Tagesordnung hatte. Es war ihr Pech, dass sie mit uns geredet hat. Vielleicht wusste sie etwas, vielleicht nicht … Gut möglich, dass wir nie erfahren, was sie und dieser Darryl King damit zu tun hatten. Jedenfalls war die bloße Tatsache, dass sie mit mir geredet hat, Grund genug, sie zu töten. Die ersten vier, die hatten etwas gemeinsam, da bin ich sicher, und Robey weiß darüber Bescheid. Er steckt da mit drin. Ob er der Mann ist, der die Frauen getötet hat, weiß ich nicht, aber er weiß etwas und versucht, es uns zu sagen, ohne sich selber damit in Verbindung zu bringen.«
»Und diese Nicaragua-Geschichte?«, fragte Nanci
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