Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
einfältiger, jämmerlicher
Unsinn. Nein, so ignorant war ich nicht. Aber einmal, nur einen Augenblick lang, glaubte ich an die Möglichkeit, dass ich auf etwas zulief. Ich wusste nicht, auf was. Gnade, Vergebung, Absolution … Friede? Bis ich mir klarmachte, dass die Bewegung auf etwas zu immer das Resultat einer Bewegung von etwas fort war. Eine logische Abfolge. Man kann sich nicht von nichts fortbewegen. Catherine hätte gelacht und gesagt, ein oberflächlicher Zeitgenosse wie ich könne solch gedanklichen Tiefgangs gar nicht fähig sein. Selbstgesponnene Philosophie habe keinen Platz in mir, weder in meinem Herzen noch in meinem Leben. Leute wie wir könnten uns derlei philosophische Anwandlungen überhaupt nicht leisten. Wir taten das Richtige, davon waren wir überzeugt. So fest überzeugt, dass die Frage nach der Natur unseres Rechts sich uns nicht stellte.
    Ich lief an den Gesichtern derer vorbei, die wir in Säcke genäht, mit einem Anhänger versehen, in langen Reihen gestapelt und in Lavendel geduscht haben - gegen den Gestank, der von ihnen aufstieg, wenn sie direkt unter unseren Nasen verwesten. Aber der Gestank dringt trotzdem in einen ein, hinterlistig und unbarmherzig hat er sich mir in die Poren meiner Haut, die Haare, die Nerven und Sehnen und Synapsen und Muskeln gesetzt, sich so fest in das Fleisch meiner Nasenlöcher gegraben, dass ich ihn bis an mein Ende riechen werde, denn letzten Endes ist es der Geruch, der für alles andere steht.
    Und wenn mich jemand drei Tage nach meinem Tode findet, werde ich auch so riechen.
    Ich lief aus der Vergangenheit heraus in die Gegenwart, und der Tod kam mit mir, und ich sah ihre Gesichter, und ich hörte ihre Stimmen, und ich wusste, dass ich diese Last bis zum Ende meines Lebens tragen muss, und wenn Catherine recht hat, trage ich sie auch noch in mein nächstes Leben hinein und in das übernächste und das danach …

    Wir haben uns von ihnen zu den Idioten machen lassen, die wir waren.
    Wir haben so felsenfest an das alles geglaubt, so felsenfest, dass wir bereit waren, dafür zu töten.
    Und das haben wir getan. Und als der Krieg vorbei war, glaubten wir, dass es nun aufhören würde - die Waffen, die Drogen, die Morde, die Gier und Korruption, der hinterhältige, verlogene, trügerische, machiavellistische Schrecken all der Dinge, die wir getan hatten. Aber es hörte nicht auf. Es war nicht vorbei. Es blieb bei uns, als wir aus Nicaragua fortgingen.
    Und was Catherine Sheridan zu mir sagte …
    »Ich kann nicht länger in einer Welt leben, die blind und ignorant ist. Blind für das, was wir getan haben. Apathie ist nicht meine Lösung, John. Verstehst du, was ich meine? Du siehst das doch auch so wie ich, oder, John?«
    Und so nahmen wir das geheiligte Monster mit nach Hause … Und es war groß genug, uns alle zu verschlingen.

45
    »Wir gehen zu Fuß«, sagte Robey. Er stand auf dem Gehsteig und schaute Miller an.
    »Wohin?«, fragte Miller.
    »Da entlang«, antwortete er und drehte Miller den Rücken zu.
    Sie gingen die New Jersey Avenue hinauf, Robey so eiligen Schrittes, dass Miller Mühe hatte mitzuhalten.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Miller und wusste, dass seine Frage unbeantwortet bleiben würde.
    »Haben Sie schon mal von einem Mann namens Robert McNamara gehört?«.

    »McNamara?«, fragte Miller. »Nein, sollte ich?«
    Robey zuckte die Achseln, die Hände in den Manteltaschen vergraben. »Er kam vom Geheimdienst und wurde der erste Präsident der Ford Motor Company, der nicht aus der Ford-Familie stammte. Verteidigungsminister von 1961 bis 1968, lernte während der Vietnam-Jahre eine Menge über verdeckte Operationen, Kriegsführung. Arbeitete bis 63 unter Kennedy, dann bis 68 unter LBJ.« Robey drehte sich um zu Miller, der immer noch Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. »Wissen Sie, welche Lektion McNamara in diesen Jahren gelernt hat?«
    Miller schüttelte den Kopf
    »Dass ein fremdes Land sich nicht mit Waffen kontrollieren lässt.«
    Miller sagte nichts.
    »Wissen Sie, was er war, als Nixon ins Amt kam?«
    »Keine Ahnung.«
    »Präsident der Weltbank. Er startete ein ambitioniertes Programm, um die Finanzen so vieler Dritte-Welt-Länder wie möglich zu kontrollieren. In den ersten fünf Jahren von Nixons Präsidentschaft vergab er Aufbaukredite in einem Gesamtvolumen von siebenhundertachtzig Millionen Dollar jährlich. Und er bewies Nixon und nach ihm auch Ford und Carter, dass es eine Folgerichtigkeit gab, mit der man solche

Weitere Kostenlose Bücher