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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Mit dem flachen Ende des Reifenhebers bog er den Kofferraumdeckel auf.
    Der Gestank war unerträglich.
    Einer der Jungen schrie auf. Ein anderer drehte sich um und fing an zu würgen. Miller stand wie erstarrt da, in dem Versuch, wenigstens ansatzweise zu begreifen, was er da sah. Dabei wusste er es. Er wusste es genau, aber es war fast so, als würde sein Gehirn sich mit aller Gewalt gegen den Anblick wehren.
    Der Mann war stramm gefesselt worden, Hände und Füße nach hinten gebunden, das Seil so straff gespannt, dass sein Rücken nach hinten durchgebogen war. Über den Kopf hatten sie eine Kapuze gezogen, die jedoch in der Hitze des Feuers verkohlt war und sich aufgelöst hatte, sodass die Überreste seines Gesichts frei lagen. Eine klaffend grinsende Grimasse, die von den entsetzlichsten Qualen zeugte. Die Zähne lagen bloß, das Fleisch der Lippen war weggebrannt wie auch der größte Teil der Nase; Haare und Ohren waren zu einer mattschwarzen Masse aus Blut und Geweberesten ineinander verklebt, die aussah, als hätte sie sich auf der einen Seite des Kopfes gesammelt und wäre dann an der Wange heruntergelaufen. Der Kofferraum hatte dem Opfer so viel Deckung gegen das Feuer geboten, dass es zu Tode geröstet worden war, statt zu verbrennen.
    Die meisten der Jugendlichen waren weggerannt. Nur der Anführer stand mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund da. Zwei-, dreimal setzte er an, etwas zu sagen, dann klappte er den Mund wieder zu und schwieg.
    Miller nahm sein Handy und rief Roth an. Er teilte ihm mit, wo er war und was er hier gefunden hatte. Roth wollte wissen, wie er davon erfahren hatte, woher die Information kam. Miller vertröstete ihn auf später und rief stattdessen
das Zweite Revier an, damit sie die Leute von der Gerichtsmedizin schickten. Zu guter Letzt rief er Marilyn Hemmings noch persönlich an.
    »Detective Miller«, sagte sie.
    »Hey, ich wollte doch anrufen …«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Natürlich wollte ich anrufen …«
    »Und was gibt es, Detective Miller?« Ihr Ton war kühl, fast ein wenig abweisend.
    »Marilyn, ich brauche Ihre Hilfe …«
    »Schon wieder? Wer bin ich? Der Detective-Robert-Miller-Freundschafts-und-Förderverein?«
    »Ich habe hier eine völlig verkohlte Leiche im Kofferraum eines Wagens, die obduziert werden muss. Sofort.«
    »Sofort? Es ist Samstagnachmittag, kurz vor fünf …«
    »Ja, ich weiß, aber das hier ist wirklich wichtig.«
    »Ich will ja gar nicht bezweifeln, dass es wichtig ist, Detective Miller, aber meine Verabredung heute Abend um sieben ist auch wirklich wichtig. Und bis die Spurensicherung da draußen mit allem fertig ist, hätte ich die Leiche sowieso nicht vor neun oder zehn Uhr heute Abend auf dem Tisch, eher später.«
    »Vielleicht geht es später … Können Sie nicht später in die Pathologie kommen? Ich meine, wenn Sie mit Ihrer wichtigen Verabredung fertig sind, können Sie nicht dann noch vorbeikommen und das für mich tun?«
    Marilyn Hemmings sagte kein Wort.
    »Marilyn?«
    »Was zum Teufel denken Sie sich, Robert? Wer bin ich denn? Meinen Sie, ich bin dazu da, Ihre Marotten zu bedienen, wann und wie es Ihnen passt? Gut, es ist mein Job … aber um halb sechs habe ich Feierabend, und dann will ich ausgehen, und wenn ich fertig ausgegangen bin, will ich nach Hause, und dann wird es schon so spät sein, dass gerade
noch Zeit für einen Kräutertee und einen Blick in meine Mailbox bleibt, bevor ich ins Bett falle. So habe ich mir den Ablauf des heutigen Abends vorgestellt, Robert Miller … und nein, ich habe absolut keine Lust, mich um zehn oder elf Uhr nachts noch mal in die Pathologie zu quälen, um mir die verkohlte Leiche irgendeines armen Teufels aus irgendeinem gottverfluchten Kofferraum anzusehen …«
    »Marylin, ich bitte Sie … Ich bin in dieser Sache auf Ihre Hilfe angewiesen …«
    »Halten Sie sich doch einfach mal raus, hören Sie? Überlassen Sie es den Jungs von der Nachtschicht. Wer macht das heute Nacht?« Hemmings drehte sich vom Hörer weg und rief nach Tom Alexander. »Tom? Tom? Wer hat nachher Dienst?«
    Miller hörte, wie Tom Alexander im Hintergrund antwortete.
    »Urquhart, Kevin Urquhart. Der kann das genauso gut wie ich oder alle anderen. Er ist die ganze Nacht hier, Detective, und er erfüllt euch gerne den einen oder anderen Sonderwunsch, okay?«
    »Marilyn, jetzt mal im Ernst. Das muss jemand machen, der weiß, worum es bei der Sache geht. Es hängt viel dran für mich, wirklich ganz enorm viel,

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