Vergib uns unsere Sünden - Thriller
gemacht?«
»Nein, das war ein anderes Team«, antwortete Reid.
Miller spürte das Rumoren im Bauch, das Blut pochte gegen seine Schläfen.
»Wie haben Sie von dem Auto erfahren?«, fragte Reid.
»Ein Anruf.«
»Von wem?«
»Anonym.«
»Er?«
Miller schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht … Die Stimme war verstellt.« Er schaute Reid dabei nicht an; er war kein guter Lügner und wusste, dass Reid es ihm ansehen würde.
»Also, was soll ich für Sie tun?«, fragte Reid.
»Was Sie sonst auch tun würden … Aber wenn Sie die noch ausstehenden Berichte vorziehen könnten, wäre ich sehr dankbar.«
»Kein Problem«, sagte Reid. »Offiziell muss ich Rückstände sowieso streng nach Datum in chronologischer Reihenfolge abarbeiten.«
»Na wunderbar.«
»Und was tun Sie jetzt als Nächstes?«
»Die Hemmings dazu bringen, dass sie ihn obduziert.«
»Damit alles schön in der Familie bleibt, was?«
»Und das heißt?«
Reid schüttelte den Kopf. »Je weniger Leute damit zu tun haben, desto besser.«
Miller sah Reid fragend an: »Wie kommen Sie darauf?«
»Hier hat sich doch jemand sein privates Watergate geschaffen, oder?«, erwiderte er. »Und langsam holt der Albtraum ihn ein?«
»Ich hatte gehofft, dass es nicht so ist«, sagte Miller. »Inständig gehofft, dass es nicht so ist.«
»Sie arbeiten noch an der Sache?«
»Offiziell nicht, nein.«
»Und inoffiziell?«
»Das ist schon Ihre zweite Frage, auf die Sie eigentlich keine Antwort hören wollen.«
»Haben Sie eine Ahnung«, sagte Reid mit ironischem Lächeln.
Miller stand auf.
»Na, dann viel Glück!«
»Daran glaube ich nicht«, gab Miller zurück.
»Vielleicht sollten Sie langsam damit anfangen.«
Um kurz nach elf Uhr rief Miller Marilyn Hemmings an.
»Ich bin wieder zu Hause«, sagte sie.
»Wo wohnen Sie … Dann hol ich Sie ab.«
»Wo sind Sie jetzt?«
»An Ihrem Arbeitsplatz.«
»Ist Urquhart nicht da?«
»Doch.«
»Dann soll er die Obduktion da machen … Ich war bei einem Abendessen und habe getrunken. Meine Hände sind nicht so ruhig, wie sie sein sollten. Aber das tut ja auch nichts zur Sache. Ich habe frei, und gleich ist es Viertel nach elf. Also lassen Sie mich aus dem Spiel.«
»Marilyn … Sie müssen das für mich tun. Und zwar aus mehreren Gründen, und ich würde sie Ihnen auch gerne nennen, nur eben nicht am Telefon. Ich komme Sie abholen, okay? Ich muss einfach wissen, wer der Kerl ist …«
»Morgen …«
»Vielleicht gibt’s für mich kein morgen …«
»Bitte, verschonen Sie mich mit so was. Geben wir das Stück jetzt als Kinoschnulze?«
Miller blieb einen Moment die Spucke weg. »Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen getan habe, Marilyn …«
»Das wissen Sie nicht? Hören Sie sich mal selber zu! Sie wissen nicht, was Sie getan haben? Wie wär’s mit Unterschlagung von Beweismitteln oder Beihilfe zur Unterschlagung von Beweismitteln … oder Verleitung einer städtischen Bediensteten zur Beihilfe zum Diebstahl von Beweismitteln … reicht das für den Anfang?«
»Hören Sie, ich weiß … Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid. Ich wollte Sie da nicht mit hineinziehen, aber in diesem Augenblick gibt es gerade mal drei oder vier Leute, die überhaupt eine Vorstellung davon haben, worum es bei der Sache gehen könnte, und dabei sollte es bleiben, jedenfalls vorerst. Ich darf nicht zulassen, dass noch mehr Leute davon erfahren, zumal jetzt, nachdem die Feds mir den Fall weggenommen haben …«
»Was …?«
»Haben Sie das nicht gewusst? Das FBI führt jetzt die gesamtem Ermittlungen.«
»Nein. Um Himmels willen, seit wann das denn?«
»Seit gestern.«
»Und … was nun? Es ist also gar nicht mehr Ihr Fall, und Sie bitten mich, eine Obduktion durchzuführen, und obendrein noch an der Leiche von jemandem, der mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in direktem Zusammenhang mit einem Fall steht, den Ihnen das FBI gerade abgenommen hat?«
»Nach dem jetzigen Stand der Dinge sind die beiden Fälle nicht miteinander verbunden. Marilyn …«
»Sie meinen, genauso wenig mit dem Fall verbunden wie beim letzten Mal, als Sie mich um einen Gefallen gebeten haben, oder sind Sie diesmal auf irgendeine andere Art und Weise nicht verbunden?«
»Okay, ich sehe schon …«, sagte Miller. »Wir streiten bereits vor unserem ersten Date.«
»Robert, das hier ist nicht witzig.«
»Nein, entschuldigen Sie. Es sollte auch nicht witzig sein. Ich bin nur etwas irritiert darüber, dass Sie sich so
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