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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sonst sein sollte?«
    »Ha’m Sie fünfzig Dollar?«, fragte der Anführer.
    Miller kniff die Augen zu.
    »Wer unsere Hilfe will … Wer hier’ne geführte Stadtbesichtigung haben will, der muss was beim Zahlmeister abdrücken, klar Mann?«
    »Ich habe keine fünfzig Dollar«, sagte Miller.
    »Quatsch nicht dumm rum, Mann. Du willst keine fünfzig Dollar haben?«
    Miller lachte. »Nicht bei mir. Wirklich nicht. Vielleicht dreißig oder fünfunddreißig, keine fünfzig.«
    »Lass rüberwachsen, Mister.«
    »Was?«
    »Schieb die fünfunddreißig Mäuse rüber, und wir zeigen dir den Diplomat.«
    »Ihr kennt ihn also?«
    Der Anführer drehte sich zur Seite und zeigte auf den kleinen Jungen. »Der Kleine hier weiß, wo der Diplomat sich aufhält. Rück die Mäuse raus, und wir bringen dich hin, okay?«
    Miller durchwühlte seine Taschen, stülpte sie nach außen und kramte alles zusammen, was er dabeihatte.
    »Sechsunddreißig Dollar und siebzig Cent«, sagte er. Er reichte Scheine und Münzen dem Anführer, der alles in der Hosentasche seiner Jeans verschwinden ließ.
    »Yo!«, bellte der Anführer dem Jüngeren zu. »Zeig unserem Mister hier, wo der Diplomat auf ihn wartet.«
    Der Junge grinste, drehte sich um und lief los, Miller ihm nach, gefolgt von sechs oder sieben anderen. Ein Spektakel: schreiende Kids, Miller vor ihnen, und ganz vornweg ein einzelner Junge. Es sah aus, als wollte Miller den Jungen einfangen, und der Rest der Gang war ihm auf den Fersen, um ihn davon abzuhalten. So liefen sie gute zwei, drei Minuten lang durch das Gelände, bis der Junge den Schritt verlangsamte und sich zu Miller umwandte. Er ging jetzt rückwärts weiter, den rechten Arm zur Seite gestreckt, und nach dreißig oder vierzig Metern zeigte er nach rechts. Miller blickte sich suchend um nach dem, was der Junge ihm zeigen wollte.
    Miller konnte nichts weiter entdecken als ein ausgebranntes Autowrack sowie Holzkisten und verstreut herumliegende Latten, einen umgekippten Lehnsessel, aus dessen Rücken die Füllung quoll, als sei er rituell ausgeweidet worden. Zu sehen war niemand. Er hatte keine Ahnung, was der Junge ihm zeigen wollte.
    »Und?«, fragte Miller. »Was willst du mir zeigen?«
    Der Junge fing an zu lachen. »Da steht Ihr Diplomat!«
    Der Anführer hatte zu Miller aufgeschlossen und lachte ebenfalls, während Miller gar nichts mehr verstand.
    »Stimmt«, rief der Anführer. »Da steht Ihr Scheißdiplomat.«
    Miller konnte immer noch nichts entdecken. »Wollt ihr mich verarschen?«, sagte Miller. »Was soll der Scheiß … Wir hatten einen Deal …«
    »Wir haben den Scheißdeal gehalten«, sagte der Anführer.
Er winkte den Jüngeren zu sich. »Los, erklär’s ihm«, sagte er. »Erklär dem Mister, was Sache ist.«
    »Der Dodge da«, sagte der Junge. »Ein 78er Dodge le Baron Diplomat.« Er zeigte dabei auf das ausgebrannte Autowrack.
    »Und das ist sicher ein Diplomat?«
    »Da können Sie Gift drauf nehmen«, sagte der Anführer. »Der Kleine hier kennt jede Scheißautomarke der letzten weiß der Geier wie viel Jahre. Sein Kopf ist die reinste Typenkartei, Mann, der hat nix als Autos im Kopf.«
    Miller trat näher an das Fahrzeug heran. Der Wagen war völlig verkohlt, von der ursprünglichen Lackierung war nichts mehr zu erkennen, es gab keine Fensterscheiben mehr, die Reifen waren weggeschmolzen. Das Feuer hatte gründliche Arbeit geleistet.
    Miller wandte sich wieder zu der Clique um. »Seit wann steht der hier?«
    »Seit zwei Tagen«, sagte der junge Autokenner. »Vorgestern hat den jemand hergefahren und angezündet.«
    »Also am Donnerstag«, sagte Miller.
    »Ja, am Donnerstag«, wiederholte der Junge und nickte.
    Miller sah in die leeren Fensteröffnungen hinein, ging um die geschwärzte Karosse herum. Unter seinen Schuhen knirschten Glassplitter, es roch nach verbranntem Gummi, verbrannter Farbe und verbranntem Metall. Irgendjemand hatte das Auto hier am Tag nach dem Mord an Natasha Joyce hergefahren und angezündet. Nur warum? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
    Die Kids hielten sich nah bei Miller, neugierig spähten sie in das Wrack und fragten sich, worum es hier wohl ging.
    »Ich muss einen Blick den Kofferraum werfen«, sagte Miller.
    Ein paar von den Kids liefen los, etwas Geeignetes zu suchen. Einer brachte Miller einen Reifenheber mit abgewinkeltem
Ende. Miller nahm ihn in beide Hände und schlug mehrmals auf das Schloss des Kofferraums ein, bis es brach und scheppernd in den Hohlraum dahinter fiel.

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