Vergib uns unsere Sünden - Thriller
und deshalb benötige ich Ihre Hilfe.«
»Und wieso sollte ich das tun, Robert? Das erklären Sie mir mal. Wieso zum Teufel sollte ich meine Pläne über den Haufen werfen, um Ihnen schon wieder aus der Patsche zu helfen? Ich habe eher das Gefühl, dass Sie mich schon viel zu tief in Ihre Geschichten hineingezogen haben, und ich wüsste wirklich nicht, warum …«
»Sind Sie sauer, weil ich noch nicht zurückgerufen habe?«
Marilyn Hemmings brach ganz unvermittelt in ein lautes Lachen aus. »Das ist jetzt nicht wahr, oder? Solche Diskussionen brauche ich wirklich nicht.«
»Ich ruf später noch mal an«, sagte Miller. »Ich ruf Sie an, wenn die Leiche im Institut ist.«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Robert Miller …«
Sie hatte aufgelegt, und als Miller darüber nachdachte, ob man sich womöglich noch bescheuerter hätte anstellen können, wurde er vom Sirenengeheul der anrückenden Wagenkolonne aus seinen Gedanken gerissen. Zwei Zivilfahrzeuge mit Blaulicht und der Kombi des Coroner’s Office waren um die Ecke gebogen und kamen auf ihn zugefahren.
Bis auf den Anführer hatten die Kids sich in alle Himmelsrichtungen zerstreut, und als Miller ihn anschaute, zeigte der sein Fünftausenddollarlächeln und schüttelte den Kopf.
»Ey, Mann«, sagte er. »Wir hier draußen … Kann sein, dass wir ganz schön am Arsch sind, aber wenigstens rösten wir unsere Leute nicht in ihren verfickten Blechkisten«, sagte er, drehte sich um, und war auch schon verschwunden.
53
Es war 20 Uhr 48, als die Spurensicherung den Leichnam für die Gerichtsmedizin freigab. Inzwischen hatte Miller noch einmal mit Roth gesprochen, ihm gesagt, dass es das Beste sei, wenn er sich raushielt, und falls irgendetwas bei der Sache herauskommen sollte, würde er es ihn wissen lassen. Die Erleichterung war Roths Stimme anzuhören. Lassiter und Nanci Cohen informierte er noch nicht. Für den Augenblick sollte niemand außer ihm von der Verbindung zwischen John Robey und dem ausgebrannten Dodge Diplomat wissen. Hinzu kam der merkwürdige Umstand, dass immer noch kein Bericht der Spurensicherung aus der Wohnung von Natasha Joyce eingetroffen war, und mittlerweile fragte er sich, ob da überhaupt eine kriminaltechnische Untersuchung stattgefunden hatte.
Dann meldete sich Greg Reid auf seinem Handy und fragte, wo er gerade stecke, was er mache und ob er nicht kurz in der kriminaltechnischen Abteilung vorbeischauen könne. Miller versprach ihm, um Viertel nach neun da zu sein.
Reid erwartete ihn im Korridor des Anbaus und sagte, dass es besser sei, um das Gebäude herum durch den Hintereingang zu gehen. Miller fragte nicht weiter nach, und das war auch nicht nötig; er wusste, dass Reid ihn nicht angerufen hätte, wenn es nicht etwas von Bedeutung mitzuteilen gäbe.
Er führte Miller in ein Labor am hinteren Ende des Gebäudes, dirigierte ihn an einen Untersuchungstisch, auf dem Teilchen irgendeiner Substanz lagen, daneben ein Asservatenbeutel mit nicht identifizierbarem Inhalt.
»Eigentlich sollte ich das hier besser nicht tun«, murmelte Reid leise und blickte nervös zu der Tür, durch die sie eben hereingekommen waren.
Miller gab keine Antwort. Sein Gesichtsausdruck war Aufforderung genug.
Reid nahm sich einen Latexhandschuh und hob dann mit einer Pinzette eines der Partikel vom Untersuchungstisch. »Das hier«, sagte er, »trug das Opfer um den Hals … soweit ich das sagen kann, war die Farbe ursprünglich mal orange.« Reid legte das kleine Etwas wieder ab und die Pinzette beiseite. Vorsichtig hob er den Asservatenbeutel an. »Und dieser geschmolzene Klumpen aus was weiß ich was für’nem Zeug war einmal ein Sortiment gleicher Teile in unterschiedlichen Farben …«
Er sah Miller an.
»Schnüre«, erwiderte Miller ruhig.
Reid nickte.
»Identisches Material?«
Und wieder nickte Reid zur Bestätigung.
Miller sah sich nach einem Stuhl um.
Reid kam dazu, und so saßen sie beide noch einige Minuten schweigend nebeneinander.
»Wer weiß sonst noch davon?«, fragte Miller.
»Bislang nur Sie.«
»Wann schreiben Sie den Bericht?«
»Ich bin schon eine Woche im Rückstand mit meinem Zeug.«
»Gibt es irgendwelche Hinweise im Auto oder an der Leiche, die bei einer schnellen Identifizierung helfen könnten?«
»Von den Sachen, die im Auto waren, ist nichts mehr übrig geblieben. Wir können von Glück sagen, dass diese Schnurpartikel nicht auch Asche sind.«
»Haben Sie auch die Wohnung von der Joyce
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