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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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die Seitentreppe. Sein Auto stand einen halben Block entfernt.
    Es konnten nur Natasha Joyces Projects gemeint sein. Gab es überhaupt noch andere in der Art?
    Plötzlich hielt Miller mitten in der Bewegung inne, den
Zündschlüssel schon im Schloss, und versuchte, sich über die Bedeutung des Anrufs, den er eben bekommen hatte, klar zu werden. Er war von John Robey angerufen worden, dem Mann, der von der Polizei und den Bundesbehörden gejagt wurde, der über alles, was in letzter Zeit passiert war, besser informiert war als jeder andere mit dem Fall Betraute, dem Mann, der gerade erst untergetaucht war, und nach dem staatsweit von der Polizei und über das Fernsehen gefahndet wurde …
    Die Frage, die sich ihm stellte, war denkbar einfach. Konnte er sich wirklich sicher sein, dass Robey nicht der Schnurmörder war? Hundertprozentig? So sicher, dass er umstandslos tun konnte, was Robey von ihm verlangte, ohne Verstärkung zu holen, ohne auch nur jemandem Bescheid zu sagen?
    Millers Hände waren schweißnass. Er trocknete sie am Fensterleder, ließ das Fenster auf seiner Seite runter und atmete tief durch. Es kostete ihn Mühe, ruhig zu bleiben und seine Gedanken so weit zu sammeln, dass er darüber nachdenken konnte, was John Robey von ihm wollen könnte, warum sich John Robey ausgerechnet ihn ausgesucht hatte, oder ob er nur Glück gehabt hatte? Glück? Miller musste grinsen. Er glaubte nicht an Glück. Zufall, glückliche Fügung? Himmel, wieso glückliche Fügung? Was konnte dabei schon Gutes für ihn herauskommen? Jetzt gerade im Moment stand er im Begriff, eine Ermittlung ohne Mandat fortzusetzen und dabei den Anweisungen genau desjenigen Mannes zu folgen, den er ursprünglich hatte aufspüren und festnehmen sollen. Es war seine Rückkehr in die reale Welt gewesen, und sie hatte sein Leben vollständig mit Beschlag belegt. Jetzt bot sich ihm die Gelegenheit, alles hinter sich zu lassen. Zum ersten Mal, seit dieser Albtraum begonnen hatte, gab es eine reelle Chance, alles hinter sich zu lassen, etwas ganz anderes zu tun, dem Wahnsinn und diesem Komplott zu entkommen, das jemand hier inszeniert hatte …

    Und genau das war ihm unmöglich.
    Harriet Shamir wusste das. Und John Robey wusste es auch.
    Millers Hände zitterten. Er klammerte sich fest ans Lenkrad und beugte den Kopf so weit nach vorn, dass seine Stirn die Fingerknöchel berührte.
    »Mein Gott«, stöhnte er.
    Und gegen seine innere Stimme, ungeachtet der in ihm aufkeimenden Angst, legte er den Gang ein und lenkte den Wagen in den fließenden Verkehr.
     
    Vierzig Minuten später war er wieder in der trostlosen Gegend, in die er, zusammen mit Roth bei ihrem Besuch bei Natasha Joyce, zum ersten Mal gekommen war. Miller saß in seinem Auto, lauschte dem Klicken des sich abkühlenden Motors und blickte auf das wilde Areal vor den Sozialbauten, dieselbe trostlose und unbarmherzige Wüstenei, und er konnte sich nicht wehren gegen den Gedanken an Natasha Joyce, das Bild, das sich ihnen dargeboten hatte, als ihr lebloser Körper gefunden worden war. Er dachte an Chloe und was aus ihr werden würde. Dachte an all die Hinterbliebenen der Mordopfer … die nach den Morden an Margaret Mosley, Barbara Lee und Ann Rayner zurückgeblieben waren, und wie viele es da noch geben mochte …
    Dort wartet ein Diplomat auf Sie.
    Miller kontrollierte noch einmal seine Waffe und stieg aus dem Auto.
     
    Zwanzig Minuten später, er hatte bereits mit drei oder vier Leuten gesprochen, stieß er an der Straßenecke vor einem Haus, das wie die Kulisse aus einem Kriegsfilm aussah, auf eine Gang Jugendlicher.
    »Hier gibt’s keinen, der sich so nennt«, sagte der Vorlauteste. Es gab immer einen selbsternannten Anführer, der
überall voranging und für die ganze Gruppe sprach. Er grinste. Jeder zweite Zahn war aus Gold. Ein Mordslächeln.
    »Wir ha’m von jedem etwas hier, aber’n Diplomat is’ keiner dabei.«
    Einer der Jungs im Hintergrund, er konnte kaum älter als vierzehn oder fünfzehn Jahre sein, trat einen Schritt vor und winkte den Anführer zu sich her. Der ließ Miller stehen, tuschelte ein paar Takte mit dem Kleinen und beglückte Miller dann wieder mit seinem Fünftausenddollarlächeln. »Jemand hat Sie also geschickt, den Diplomat suchen, richtig?«
    Miller nickte. »Ganz genau.«
    »Und das soll eine Person sein, richtig?«
    »Das nehme ich an.«
    »Ich will ja nur sagen, wenn’s nun keine Person ist.«
    Miller schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, was es

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