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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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selbst schon nicht außergewöhnlich war, dann wollte sie wenigstens etwas Außergewöhnliches trinken!
    Der Barmann starrte Marlene an. Sie starrte, ohne mit der Wimper zu zucken, zurück.
    »Sorry, I didn’t get your order. Whatwouldyoulike?«
    »A president!«
    »Well, Miss. I agree with you. It’s a fabulous idea to replace the one on duty. We are working on it. But I am sorry, I still don’t know what you would like to drink.«
    Langsam dämmerte ihr, dass irgendetwas mit ihrer Bestellung nicht stimmte. Ihr Tresennachbar war so freundlich, es zu erklären.
    »Rum. Lots of Curaçao. Some dry Vermouth. Then Grenadine. And that’s it.«
    »Yeah! Now I know!« Der Barkeeper klang leicht verstimmt, wohl weil er nicht selbst darauf gekommen war. Doch kurz darauf waltete er schon wieder grinsend seines Amtes.
    »Der Cocktail, den Sie wünschen, heißt ›el Presidente‹. Kommt aus Kuba. Der Karibikinsel«, informierte ihr Tresennachbar sie knapp.
    Danke, ich weiß, wo Kuba liegt, dachte sie im Stillen.
    Ihre Unwissenheit wäre ihr unangenehm gewesen, hätte sie
sich nicht längst in einen Zustand ausgelassener Euphorie getrunken, der Peinlichkeiten ausschloss.
    Der Retter ihrer Bestellung widmete sich wieder gewissenhaft dem Etikett seines Light Beers, bis er sich abermals zu ihr herumdrehte.
    »Sie spielen nicht?«
    Fast hätte sie seine Frage überhört. Alkohol beeinflusste das Sprachzentrum, aber ging er auch auf die Ohren?
    »Nein«, antwortete sie knapp. Nicht im Traum wäre ihr eingefallen, sich bereits zu Lebzeiten ihr eigenes Grab zu schaufeln, wie es Glücksritter, Abenteurer und Plünderer auf der Suche nach Gold und Schätzen seit Jahrtausenden taten. »Dazu bin ich wohl nicht … nicht …«, sie suchte nach den richtigem Wort, »mutig genug.«
    Die wahrhaft rätselhafte Erscheinung an ihrer Seite lachte.
    »Da können Sie wirklich froh sein. Ich war blöd genug, es zu versuchen, und bin mein ganzes Geld losgeworden. Es ist nichts mehr übrig.«
    Der Klassiker. Sie hatte es gewusst.
    »Ganz schön verrückt, nicht wahr?«
    »Verrückt? Nun, ich würde eher sagen, ausgesprochen dumm. Einfach idiotisch.«
    Überrascht sah er sie an. Seine meergrünen Augen zogen sie hinab in eine schier unaussprechliche Tiefe, und sie wünschte nichts sehnlicher, als dass er seine Brille wieder aufsetzte, bevor sie endgültig die Orientierung verlor. Schnell wandte sie ihm den Rücken zu und starrte konzentriert auf die Bühne, wo sich das Rat Pack mit einer lahmen Version von »I Get a Kick Out Of You abquälte.

    »Sie machen nie etwas Verrücktes, habe ich recht?«
    Ein simples »Nein« hätte genügt, aber das war wohl kaum dazu angetan, ihren Nachbarn zu beeindrucken. Da musste schon eine intelligentere Antwort her. Um eine zu finden, hätte sie nachdenken müssen, doch das war ihr zu anstrengend. Sie wollte einfach nur hier sitzen und weiter an der Kunst arbeiten, sich mit Stil und Klasse zu betrinken. Noch war sie weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber ihre bisherigen Leistungen wiesen sie als echtes Naturtalent aus.
    »Na kommen Sie. Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie noch niemals ausgeflippt sind?« Er bemerkte ihr Zögern und hakte nach. »Was war das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?«
    »Hmm.« Natürlich fiel ihr nichts ein. Verlegen nahm sie einen großen Schluck aus ihrem Glas. Wie denn auch? Die Frage war ja völlig falsch gestellt! Richtig musste sie lauten: Was ist das Verrückteste, das Sie noch nie getan haben, aber gerne einmal tun würden?« Deutlich besser. Fragte sich nur, womit sie anfangen sollte.
    Der Kerl fixierte sie immer noch, als warte er auf etwas. Richtig, auf ihre Antwort.
    »Ich habe gerade ge…, hicks …«, verdammter Schluckauf!, »geschlafen«, begann sie. Das würde er sicher auch gleich. Nach dieser phänomenalen Eröffnung.
    »Ich meine …« Sie meinte, sie sollte ganz schnell von hier verschwinden. Oder aber noch etwas trinken.
    Sie hatte Glück. El Presidente aus Kuba war noch immer derselbe. Auch wenn er ihr diesmal ein wenig süßer vorkam. Verständlich. Seit der Tourismus den Export von Zucker als Haupteinnahmequelle
der Insel abgelöst hatte, wussten die Kubaner wohl nicht mehr, wohin mit dem süßen Zeug.
    »Ich wollte, hicks, sagen … also … ich habe mich … hingelegt, konnte aber nicht schlafen. Bis jetzt bin ich nicht einmal vor die Tür … hicks … gegangen.«
    »Vielleicht auch besser.« Er nickte, als habe sie etwas

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