Vergiss es Baby - Roman
er sich doch nur vorgestellt, wie gut Marlene ohne Schuhe auskam.
Sie fixierte ihn immer noch, die braunen Augen weit aufgerissen wie ein Kind, das gerade sein Geburtstagsgeschenk auspackte. Sie hatte so offensichtlich ihren Spaß, dass er es einfach nicht übers Herz brachte, den Spielverderber zu geben. Genau genommen gab es dafür auch keinen Grund.
Ein Gedanke schoss in sein Hirn, zu brillant, um ihn beiseitezuschieben.
»Vielleicht kannst du mir ja helfen?«
»Helfen?« Sie klang ehrlich entrüstet. »Nur für den Fall, dass es dir entfallen sein sollte: seit ich dich kenne, tue ich nichts anderes.«
Er ignorierte ihren Einwurf, rückte seinen Stuhl näher an sie heran und schenkte ihr einen aufmunternden Blick.
»Ich schlage vor, dass du in Zukunft meine Verhandlungen übernimmst.« Er musterte sie verstohlen, um zu sehen, wie sie reagierte. »Schließlich bist du Profi.« Ihre Miene ließ keine Interpretation zu.
»Ob du nun Käse, Tütensuppen oder sportliche Talent verscheuerst«,
fuhr er fort, »also, ich sehe da keinen großen Unterschied.«
»Da gebe ich dir recht. In vielen Fällen ist das schlichtweg das Gleiche.« Sie war verdammt schnell zu überzeugen. Warum auch nicht. Sie hatte schließlich keine Ahnung, worauf sie sich einließ.
»Ich kann also auf dich zählen?«
»Liebend gern.« Sie war wirklich Feuer und Flamme. Ihre Begeisterung war ansteckend.
»Wenn du mich einen Monat lang kreuz und quer durch die Stadt fährst, bin ich gerne bereit, mich zu revanchieren. Bolzplätze gibt es hier mehr als genug. Die können wir alle abklappern, wenn du willst. Und falls die dich da nicht haben wollen, nun, dann kannst du es immer noch im Englischen Garten versuchen. Oder in den Isarauen. Ein paar Jungs, die blöd genug sind, bei Wind und Wetter einem Ball hinterherzurennen, findest du da immer.«
»Wie beruhigend.« Beinahe hätte er laut losgeprustet. Hastig trank er einen Schluck Wasser und verschluckte sich prompt. Marlene schlug ihm heftig auf den Rücken, während sie sich nach der Rotweinflasche umsah.
»Dann sind wir also Partner?« Er schenkte sich auch ein, nachdem sie sich bedient hatte, und prostete ihr zu.
»Partner!«, wiederholte sie und stieß mit ihm an.
Der Abend verging mit nettem Geplauder. Irgendwann gesellten sich Rosanna und Florian zu ihnen. Überrascht stellte Marlene fest, dass Valentin die beiden offensichtlich schon kennengelernt hatte. Normalerweise hätte sie das beunruhigen müssen - was hatte er den beiden bloß erzählt? -, doch der
Wein lullte sie ein und ließ sie ihre Bedenken vergessen. Ihre Mitbewohner blieben ohnehin nicht lange, was eventuell daran lag, dass Valentin und Marlene sich einen Spaß daraus machten, sich mit dreckigen Witzen zu übertrumpfen. Als Marlene stapelweise Fotoalben hervorholte, ließ ihr ausgelassenes Gelächter schon bald die Kacheln an der Wand vibrieren. Mit dem Hinweis, er müsse schließlich einigermaßen über sie informiert sein, unterhielt sie Valentin mit der einen oder anderen Anekdote aus ihrer Kindheit und Jugend, bis sie zu ihrer Leidenschaft für Cabrios kam.
Es war weit nach Mitternacht, als Marlene, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre Mitbewohner bereits schliefen, Valentin in ihr Zimmer lotste. Sie zog die Couch für ihn aus. Hin und her gerissen zwischen der Erleichterung, dass er sein Lager ohne Wenn und Aber akzeptierte, und dem Wunsch, er möge zu ihr in die Federn kriechen und sich an sie kuscheln, schlief sie schließlich ein.
In dieser Nacht träumte sie von einer prachtvollen Villa irgendwo an der sonnigen Mittelmeerküste. Es war ihr Feriendomizil, vor dem ein silberner Jaguar parkte, den sie gelegentlich fuhr, wenn ihr Porsche gerade vom Chauffeur gewaschen wurde. Im knappen Bikini, der ihre makellose Figur zur Geltung brachte, sonnte sie sich auf der Terrasse. Ein sportlicher Adonis leistete ihr Gesellschaft. Dass sie ihre empfindliche Haut niemals der Sonne aussetzte, weil sie in kürzester Zeit rot wurde wie ein Krebs, spielte in ihrem Traum keine Rolle. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Gott an ihrer Seite meergrüne Augen, karottenrote Haare und ein ausgesprochen spitzbübisches Lächeln hatte.
Kapitel neun
Zugegeben. Es dauerte etwas länger. Aber irgendwann kapierte Marlene doch. Sie sollte eben öfter zum Friseur gehen. Nicht wegen ihrer Haare - ihre widerspenstigen Locken waren selbst in stundenlangen Versuchsreihen nicht zu glätten -, sondern wegen der Zeitschriften.
Sie
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