Vergiss mein nicht!
musst du mir glauben.«
Er schweigt für eine lange Zeit. »Der Schmerz kam erst, nachdem sie mich schon über den Haufen gerannt hatten. Es hat sich angefühlt, als würde mir jemand den Knochen ausreißen. Ein ganzes Jahr lang habe ich versucht, mir diese Erinnerung auszureden. Ich kapier’s einfach nicht. Wie haben sie das gemacht? Irgendeine spezielle Technik?«
Ich beiße mir auf die Lippe. »Ich kann dir das eigentlich nicht sagen. Mein Dad würde mich umbringen. Du darfst es niemandem weitererzählen.«
Er nickt.
»Mal abgesehen davon, dass du mir viel zu viele Muskeln verpasst hast und ich nie im Leben ein solches Outfit tragen würde, bin ich Amender.«
Er starrt mich an und wartet wahrscheinlich darauf, dass meine Erklärung irgendeinen Sinn ergibt.
»Die Story, die wir schreiben – das bin ich, das ist meine Highschool.«
Sein Blick zieht eindeutig wieder die Grenze, die in der Zwischenzeit ein paar Lücken bekommen hat. »Findest du das witzig?«
Ich schüttle den Kopf, starre dann einen Moment lang über seine Schulter hinweg aus dem Fenster und konzentriere mich darauf, die Lichtstrahlen zu beugen, damit ich meine Augenfarbe ändern kann. Das ist eine der Fähigkeiten, die ich meiner Comicversion gegeben habe. Als ich ihn wieder ansehe, springt er vom Sofa auf und weicht zurück.
»Tut mir leid«, sage ich, ändere schnell wieder meine Augenfarbe und stehe ebenfalls auf. Ich hebe meine Hände. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Bitte nicht erschrecken. Ich bin immer noch dieselbe.«
Er schweigt ziemlich lange und bleibt zögernd zwischen Sofa und Haustür stehen.
Ich rühre mich nicht vom Fleck, weil ich nicht möchte, dass er sich noch weiter von mir entfernt. Er schaut mich jetzt schon an, als sei ich Teil einer Freakshow. Ich reibe meine Arme. Ich spüre immer noch die Kälte von draußen. »Ich kann nicht deine Gedanken lesen oder so was, also bitte, hilf mir. Was denkst du gerade?«
»Ich denke, dass ich träume«, sagt er.
»Schöner Traum oder Albtraum?«
»Ich hab mich noch nicht entschieden.« Er betrachtet prüfend mein Gesicht, als ob die Antwort darin geschrieben stände. »Wie ist so etwas möglich?«
»Es gibt viele Theorien. Einige sagen, dass es schon immer Menschen gegeben hat, die mental weiterentwickelt waren. Andere glauben, dass wir Abkömmlinge von Halbgöttern sind (das ist die einzige Theorie, die Laila anerkennt). Und dann gibt es noch die Annahme, dass wir der nächste Schritt in der Evolution sind. Wie dem auch sei, es ist auf jeden Fall genetisch bedingt – etwas, womit wir geboren sind.«
Mein Handy vibriert in der Hosentasche und ich schaue kurz auf den Bildschirm. Es ist eine Nachricht von meiner Mom: Ruf mich an. Ich muss mit dir reden. Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich schreibe zurück: Geht es um Laila? Ist alles in Ordnung mit ihr? Meine Mom antwortet: Laila? Nein, es geht um uns. Ich seufze und lege mein Handy auf den Couchtisch. Trevor verfolgt jede meiner Handbewegungen und es ist schwer zu sagen, ob er nur schockiert ist oder ob er denkt, dass ich ihn gleich mit meinen mentalen Kräften in Luft auflöse. Ich zeige aufs Handy. »Tut mir leid, das war meine Mom.« Schon wieder friere ich und mir wird bewusst, dass ich vergessen habe, die Heizung anzumachen, als ich nach Hause gekommen bin. Es ist eiskalt hier drinnen.
Trevor verschränkt die Arme vor seiner Brust und ich möchte hinlaufen und sie hinunterziehen und ihn bitten, mich nicht auszuschließen. Mir eine Chance zu geben. Mein Blick verschwimmt und ich schaue nach oben auf die Lampe, um die Tränen in Schach zu halten. »Kannst du nicht einfach ...« Ein Schluchzen, das ich mit aller Kraft versuche zu unterdrücken, lässt meine Schultern beben. »Kannst du dich nicht einfach wieder hinsetzen? Ich werde dich nicht in Luft auflösen oder sonst etwas.«
Er löst seine verschränkten Hände, bevor er sich mit einer Hand durchs Haar fährt. »Ich weiß. Es ist bloß ...« Er geht zum Sofa und setzt sich wieder. »Es ist bloß ziemlich viel zu verdauen.«
Auch ich setze mich langsam hin, wieder in die Ecke, die am weitesten von ihm entfernt ist. Mein Handy vibriert auf dem Couchtisch und von meinem Platz aus kann ich erkennen, dass es meine Mom ist. Ich seufze. »Darf ich dich um einen Rat bitten, während du deine Entscheidung triffst, ob du geschockt sein sollst oder nicht?«
»Sicher.«
Ich erzähle ihm von dem Streit, den ich mit Laila wegen Bobby hatte.
»Und dieser Bobby hat
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