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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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gesehen, was sich offensichtlich direkt vor meinen Augen abgespielt hat.
    Es kann sein, dass ich mich von meiner Mom verabschiede, daran erinnern kann ich mich nicht. Egal wie, jedenfalls lege ich auf. Als mein Handy erneut anfängt zu klingeln, bin ich kein bisschen überrascht und bereite mich auf eine Predigt vor, wie unhöflich es sei, einfach aufzulegen. Dann aber greife ich nach dem Gerät und mir leuchtet oben auf dem Bildschirm entgegen: Freakshow, Mobil.
    Mir stockt der Atem. Das Handy hört auf zu klingeln, die Stille ist gespenstisch. Wie ist Poison an meine Telefonnummer gekommen? Ich blicke mich um und wäge meine Möglichkeiten ab.
    Das Handy klingelt wieder. Ich nehme ab. »Hallo.«
    »Addie, genau das Mädchen, nach dem ich gesucht habe. Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    Ich strecke meinen Daumen aus, um den Motor des Wagens zu starten, aber meine Hand stockt in der Luft, ungefähr dreißig Zentimeter vom Anlasser entfernt.
    »Nein«, sagt Poison. »Du kannst nicht abhauen. Ich brauche dich hier.«
    Ich werfe mein Handy auf den Beifahrersitz und versuche, mit meiner freien Hand die andere Hand nach vorne zu schieben. Doch ich kann sie nicht bewegen. Stattdessen bewegt sie sich auf den Türgriff zu. Ich versuche, dagegen anzukämpfen, befehle meiner Hand, das Auto zu starten und loszufahren. Doch ich hab keinen Einfluss auf sie. Sie befolgt die fremden Befehle.
    Ich steige aus dem Auto und in diesem Moment entdecke ich Poison unter einer Straßenlaterne, gut fünf Meter entfernt. Er sieht aus wie ein dunkler Schatten. Schreien scheint meine einzige Chance zu sein, aber als ich meinen Mund öffnen will, schnürt sich meine Kehle zu.
    Keine gute Idee, sagt er in meinem Kopf.
    Ich greife nach der unsichtbaren Hand, die mich würgt. Dann laufe ich los, meine Beine tun, was sein Verstand verlangt. Meine Lungen brennen und die Straße schwankt.
    Als ich vor ihm stehe, sagt er: »Nicht schreien. Ich will bloß mit dir reden.«
    Ich nicke und der Druck auf meinen Hals lässt nach. Ich huste und schnappe nach Luft und kämpfe gegen den Schwindel und die Übelkeit an.
    »Du musst für mich ans Telefon gehen. Nur ein kleiner Anruf, nichts weiter, und dann kannst du fahren.«
    Ich glaube ihm keine Sekunde, aber um ein bisschen Zeit zu schinden, frage ich: »Wen soll ich anrufen?«
    »Keine Fragen. Du musst nur sagen ›Hallo, hier ist Addie‹. Ganz einfach.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Ich dachte, das hätte ich dir bereits begreiflich gemacht. Brauchst du eine weitere Demonstration?«
    »Nein. Okay. Ich mach’s.«
    »Braves Mädchen.« Er drückt auf eine Taste auf seinem Handy, reicht es mir dann und erinnert mich noch mal: »Wenn er sich meldet, sagst du einfach nur ›Hallo, hier ist Addie‹. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Ich nicke und versuche mir einen Fluchtplan für nach dem Anruf einfallen zu lassen, denn er wird mich nicht so einfach laufen lassen, das ist klar. Doch dann meldet sich eine Männerstimme: »Coleman«, und jeder Gedanke an Flucht schwindet.
    Ich flüstere beinahe Daddy, beiße mir aber auf die Zunge. Sobald ich etwas sage, wird mein Dad denken, dass ich in Schwierigkeiten bin. Womit er ganz recht hätte, aber ich will nicht, dass Dad sich von Poison erpressen lässt. Nicht, solange ich noch eine Chance zur Flucht habe.
    »Hallo?«, sagt mein Dad.
    Ich lasse meinen Daumen auf die Ende -Taste gleiten und drücke sie. Die Verbindung bricht ab. »Dad? Bist du’s? Hier ist Addie.« Ich gebe mir Mühe, meine Stimme panisch klingen zu lassen, was nicht schwer ist, denn mein Herz pocht mir bis in den Hals.
    »Das reicht«, sagt Poison.
    Ich nehme das Handy vom Ohr, und bevor er wieder die Kontrolle über meinen Körper erlangen kann, drücke ich auf Ende und tue so, als hätte ich aufgelegt.
    »Nicht doch, du Dummkopf«, sagt er. »Ich wollte noch mit ihm sprechen.«
    »Was willst du von meinem Vater?«
    »Er verbreitet Lügen über mich. Er soll wissen, dass ich mir das nicht gefallen lasse. Ich dachte, ich könnte ihm einen kleinen Anreiz geben, damit aufzuhören.« Er streckt die Hand nach dem Handy aus. Ich gebe es ihm, lasse es aber los, bevor es seine Hand erreicht. Scheppernd fällt es auf den Fußweg. Ich bete, dass es kaputtgegangen ist. Als er sich fluchend bückt, drehe ich mich um, renne auf Bobbys Haus zu und schreie, so laut ich kann. Ich schaffe es, »Hilfe!« zu brüllen, aber mitten im zweiten Versuch schnürt sich meine Kehle wieder zu und mein ganzer

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