Vergiss mein nicht!
und das ist der Augenblick, wo ich den Zettel sehe, den er fest umklammert in seiner Faust hält.
Ich bleibe stehen, unfähig, auch nur einen Schritt weiter zu gehen.
31.
sePARAt – gewaltsam getrennt
I ch parke vor dem Minimarkt neben dem Fat Jack und gehe dann den Gang entlang, der hinter das Restaurant führt. Ich habe geplant, mich dort zu verstecken, bis Duke und seine Freunde kommen, und mich dann unter das Fenster zu hocken, das ihrem Tisch am nächsten ist. Wenn ich mein Gehör erweitere, sollte ich sie durchs Fenster belauschen können, ohne von ihren Lippen ablesen zu müssen.
Das Problem ist nur, dass Duke gar nicht auftaucht. Ich stehe mit meinem Rücken an einem übel riechenden Müllcontainer und spähe gut fünfzehn Minuten lang um die Ecke. Der Gestank, der vom Behälter ausgeht, bringt mich fast um den Verstand und alle zwei Minuten zum Würgen.
Ich entscheide mich dafür, meinen Platz unter dem Fenster einzunehmen, denn drei andere Spieler sind bereits da, einer davon Ray. Ich lehne mich gegen die Wand, sodass es für jeden, der vorbeifährt oder ins Restaurant geht, so aussieht, als würde ich bloß auf jemanden warten. Falls einer von den Passanten Duke sein sollte, hoffe ich nur, dass er nicht allzu wütend auf mich sein wird. Die Jungs unterhalten sich über irgendeine Biohausaufgabe. Ich denke schon, dass ich hier nur meine Zeit verschwende, als Ray sagt: »Wo ist Duke eigentlich?«
»Er hatte heute Abend etwas mit seinen Eltern vor und konnte nicht kommen.«
Ich reibe mir die Stirn. Was bin ich für eine Idiotin! Eine Idiotin, die ihrem perfekten Freund grundlos nachspioniert. Ich will gerade aufstehen, als Ray fortfährt: »Morgen spielen wir gegen die Jefferson High. Wir brauchen einen Plan. Ich hab diesen Kerl die Saison über nicht aus dem Auge gelassen. Er ist der Letzte, der noch zwischen mir und meinem Rekord steht, wer am meisten Yards mit dem Ball in der Hand zurücklegt. Um den müssen wir uns noch kümmern.«
»Ich sehe schon Knieprobleme auf ihn zukommen«, sagt einer der Spieler.
»Ich hatte an die Schulter gedacht, wie bei diesem Kerl aus Dallas.«
»Nein, spart euch die Schulter für die Quarterbacks; der hier ist mehr auf seine Beine angewiesen.«
»Duke ist immer noch mit von der Partie, oder? Ohne ihn schaffen wir das nicht.«
»Warum sollte er nicht?«
An dieser Stelle lachen alle, genau wie die Schurken in meinen Büchern. Meine Gedanken sind bei diesem »Kerl aus Dallas« hängen geblieben. Ein Quarterback. War es möglich, dass sie damit Trevor meinten? Duke hatte ihn an jenem Abend nach seiner Schulter gefragt. Ich brauche Antworten.
Das Gelächter verebbt und ich lausche angestrengt, doch aus dem lauten Gespräch von vorhin ist ein leises Murmeln geworden. Ich rapple mich hoch, krieche auf Knien zum Fenster und hebe langsam den Kopf, bis ich hineinschauen kann. Die Spieler haben sich über den Tisch gebeugt und schauen Ray zu, der etwas auf einen Zettel malt. Wahrscheinlich die Strategie, mit der sie irgendeinen armen Kerl zur Strecke bringen wollen.
Jetzt, wo sie noch abgelenkt sind, ist der geeignete Zeitpunkt gekommen, mich aus dem Staub zu machen. Ich stehe auf, ziehe mir die Kapuze meines Pullis über den Kopf und gehe über den Parkplatz in Richtung Minimarkt. Die Ladentüren hinter mir bimmeln und ich werfe einen kurzen Blick über meine Schulter. Bloß ein Pärchen, das in den Laden geht. Ich atme erleichtert aus, kehre um und laufe weiter zu meinem Auto.
Auf dem Weg zu Duke fühle ich mich furchtbar. Was ist los mit mir? Warum kann ich Duke nicht einfach vertrauen? Er hat heute Abend genau das gemacht, was er gesagt hat. Und ich bin mir sicher, dass er mir erklären kann, was ich eben mitbekommen habe. Wehe, er kann es mir nicht erklären.
Ich habe ein paar Häuser von Dukes Haus entfernt geparkt und sehe, wie er und seine Eltern in die Garage fahren. Ich will nicht, dass seine Eltern mich sehen. Morgen früh ist Schule und ich bin mir sicher, dass sein Dad von ihm verlangt, sofort ins Bett zu gehen, um Kraft für das Spiel morgen zu tanken. Von hier aus kann ich auch Bobbys Haus sehen, das gegenüber dem von Duke liegt, und während der zehn Minuten, die ich Duke lasse, um hinein- und nach oben in sein Zimmer zu kommen, biegt Bobbys Wagen in die Einfahrt.
Ich beiße die Zähne zusammen, als er hineingeht. Ich nehme mein Handy aus der Mittelkonsole. Als ich sehe, wie bei Duke im Zimmer das Licht aufleuchtet, wähle ich seine Nummer. Es
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