Vergraben
Kühltruhe aufzubewahren?«
»Es ist auch nicht schlechter als sonstwo. Besser als dort, wo sie bisher war.«
Er sah Nathans Blick zum Kofferraum huschen und fuhr fort: »Sieh mal, wir sind ungestraft davongekommen. Wir werden nicht mal verdächtigt. Aber wir wären verdächtigt worden, wenn man sie da draußen im Wald gefunden hätte. Aber man sucht sie nicht, Nathan, man sucht sie nicht mal. Wir müssen nur dafür sorgen, dass man, sollte doch nach ihr gesucht werden, nichts finden kann. Überhaupt gar nichts. Und ich will das beste Mittel finden, um das zu erreichen.«
In einer Ecke befand sich eine Wasserleitung. Nathan ging darauf zu. Er drehte den Hahn auf. Er zog sich das Hemd aus. Das Wasser war unerträglich kalt. Er zwang seinen Kopf darunter. Seine Kopfhaut zog sich zusammen. Er streckte und schüttelte sich. Gänsehaut breitete sich über seinen ganzen Oberkörper aus. Seine spärliche Körperbehaarung stellte sich auf und seine Frisur sah aus wie das Fell einer nassen Katze.
Zitternd sagte er: »Du hast recht. Ich kann nicht klar denken. Ich weiß nicht, was das Beste ist.«
Bob nickte ernst.
Dann machte er den Kofferraum auf, hob die in Folie gepackten Überreste mit beiden Armen hoch und trug sie zur Kühltruhe. Noch immer halbnackt und zitternd öffnete Nathan den Deckel. Er nahm die Körbe mit Tiefkühlgemüse heraus. Sie legten Elise auf den Boden und hängten die Gitter mit der Tiefkühlkost wieder über ihr ein.
Dann machte Bob den Deckel zu und sicherte ihn mit einem Vorhängeschloss.
Nathan schaute ihm dabei zu. » Das sieht jetzt aber verdächtig aus.«
»Was?«
»Eine abgeschlossene Kühltruhe. Wer schließt schon seine Kühltruhe ab?«
»Was, wenn irgendwelche Kinder auf die Idee kommen, hier einzubrechen?«
Nathan vergrub seine eiskalten Hände in den Hosentaschen. Er eilte zur Motorhaube, wo seine Kleider lagen, und zog sich das T-Shirt und das Hemd über den Kopf.
»Ich gehe jetzt.«
»Soll ich dich fahren?«
»Ich nehme den Bus oder ein Taxi.«
»Bist du sicher? Du siehst übel aus.«
»Mir geht’s gut. Ich muss den Kopf freikriegen.«
»Was wirst du Holly sagen?«
»Sie wird schon weg sein, wenn ich nach Hause komme.«
»Hoffentlich ist sie dann wirklich weg.«
»Das wird sie.«
»Denn du siehst echt scheiße aus, Alter.«
»Tja, wovon das wohl kommt?«
»Kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Was?«
»Kannst du unsere Klamotten mitnehmen und sie irgendwo wegwerfen?«
Nathan sackte in sich zusammen. Er griff in den Kofferraum und holte den Müllbeutel mit den verdreckten Kleidern heraus. Er roch nach Erde. Er knotete ihn zu.
»Wirf ihn einfach vor einen Laden in der Endymion Road«, sagte Bob. »Dort liegen immer Müllhaufen.«
Nathan testete das Gewicht des Beutels. Er kam ihm schwer vor. Seine Arme waren so müde.
»Was machst du jetzt?«, fragte er.
»Schlafen. Dann den Wagen loswerden. Die Spaten. Den ganzen Rest.«
»Okay.«
Es gab nichts mehr zu sagen. Mit dem Sack voll Beweismaterial in der Faust entriegelte Nathan das Garagentor und trat hinaus in den zarten Morgen.
Hinter ihm schob Bob die Riegel einen nach dem anderen zu. Schloss sich mit den Knochen ein.
28
Nathan trug den Müllsack durch die von Bäumen gesäumte Straße mit viktorianischen Apartments.
An der Ecke mündete sie in eine Hauptstraße. Ein gelber Container stand vor den nackten Mauern eines Hauses, das sich im frühen Stadium der Renovierung befand. Der Container war halb voll mit Gipsplatten und zerbrochenen Ziegelsteinen und rostigem Drahtgitter. Es war noch früh. Nathan beugte sich darüber, hob eine Gipsplatte an und stopfte den Müllbeutel in eine untere Ecke des Containers. Dann wischte er sich die Hände ab und ging zur Hauptstraße.
An der Bushaltestelle blieb er stehen, um seine Adidas-Sporttasche aufzumachen. Er holte die Packung Nurofen Plus heraus und schluckte ohne Wasser eine Hand voll Tabletten.
Auf der anderen Straßenseite lag eine schmuddelige Imbissstube. Nathan lief hinüber. Seine Beine waren steif und kurz davor, sich zu verkrampfen. Drinnen hörte man Bratgeräusche und Heißwasserdüsen und Lokalradiogeplärre. Er bestellte ein komplettes Frühstück und eine Tasse Tee und setzte sich mit der gestrigen Ausgabe der Sun an einen Tisch. Als das Frühstück kam, betrachtete er es skeptisch. Aber dann meldete sich sein Hunger. Er aß den Teller leer, trank den Tee aus und hängte sich die Tasche über die Schulter. Er verließ das Café und fuhr mit dem
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