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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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nicht reich, Dad verdiente nur mittelmäßig als Handelsvertreter. Zur Not war da Tante Anne. Eine Schwester von Moms Großmutter, so alt wie vermögend und meist nicht mehr ganz beisammen.
    Eine Panikwelle raubte Maggie den Atem. Was, wenn Tante Anne die Lage nicht begriff und Mom und Dad das Geld nicht auftrieben? Noch mehr Angst drehte ihr den Magen um, als sie daran dachte, dass sie gar nicht entführt worden war.
    And the games you’d play, you would always win, always win. *
    Und die Spiele, die du spielst, gewinnst du immer, immer
.
    Sie hatte sich freiwillig mit dem Mann getroffen, fühlte sich wie eine Prinzessin von ihm hofiert, hatte sein Lachen anziehend gefunden, die Art, wie er sprach und was er zu erzählen hatte. Wochenlang hatten sie nur gechattet, dann ließ sie sich darauf ein, ihm ein Foto zu schicken und von da an war er noch netter geworden und in ihrem Bauch flatterten immer mehr Schmetterlinge. Es hatte ihr nichts ausgemacht, dass er mit seinen siebenundzwanzig um elf Jahre älter war als sie, auch wenn sie später bei der ersten Begegnung den Eindruck bekam, dass er ein paar Jährchen verschwiegen hatte. Vielleicht war er Mitte dreißig.
    But I set fire to the rain. *
    Aber ich setze den Regen in Brand
.
    Ein erstickter Laut presste sich aus ihrer Kehle. Wie hatte sie nur so blöd sein können, in seinen Wagen zu steigen? Ans Meer wollten sie fahren. Lachend hatte sie ihre Tasche mit dem Schwimmzeug auf den Rücksitz geworfen, sich bereits mit ihm auf einer Strandmatte inmitten einsamer Dünen liegen sehen und die Sonne auf halb nackter Haut gespürt. Ein Beben unter der Haut bei dem Gedanken an ihren ersten richtigen Kuss – von einem echten Mann. Sie schluckte hart. Nach einer Weile drückte sie auf ein Knöpfchen ihrer Armbanduhr. Der grünliche Schimmer, den sie immer als gespenstisch empfunden hatte, wandelte sich zu einem tröstlichen Schein. Sie streckte die Arme aus, starrte auf das Licht und stellte es sich als das Ende eines Tunnels vor, den sie nur noch wenige Yards durchschreiten musste, ehe der Tag sie mit einer wärmenden Umarmung in Sicherheit empfing. Umso härter traf sie die Erkenntnis, dass sie begann, irren Hirngespinsten nachzugehen. Wenn sie verrückt würde, rettete sie das auch nicht. Sie raffte sich auf und versuchte, die Anzeige zu entziffern. 05:17:23, 24, 25, 26 … – das Datum unter der Uhrzeit bestätigte den siebten Tag ihrer Gefangenschaft. Ob sie es heute schaffen würde, zu fliehen? Sie tastete erneut nach dem Taschenmesser. Wie am Abend zuvor begann sie, ihre Umgebung gleich neben der modrigen Matratze zu erkunden. Die Wand bestand aus Holz und Maggie musste vorsichtig sein, um sich nicht wieder Splitter in die Haut zu jagen. Was erhoffte sie, heute anderes zu finden? Sie stellte sich auf, streckte sich, bis sie glaubte, ihre Zehen würden abbrechen. Akribisch fuhr sie mit den Handflächen jedes Paneel entlang. Bis ganz an die Decke reichte sie nicht. Sie schob die Messerklinge jeden Spalt entlang, ritzte, bohrte und drückte vergeblich. Keines der Bretter bewegte sich. Ein Fenster gab es nicht. Die Tür war von außen mehrfach gesichert, das Quietschen des Riegels und das Rasseln einer Kette tönten in ihren Ohren. Sie bearbeitete mit dem Messer die eisernen Türangeln, doch sie bewegten sich um keinen halben Fingerbreit. Unmöglich, die Tür einfach auszuhebeln.
    Die Hütte musste sich irgendwo im Angeles National Forest inmitten der San Gabriel Mountains befinden, sonst dürfte es nachts nicht so kalt sein. Welche Chancen hatte sie, wenn es ihr gelingen sollte, zu fliehen? Sie würde sich rettungslos verirren, von wilden Tieren angefallen werden, ehe ein Ranger sie fände. Womöglich erst, wenn sie zum Skelett abgenagt dalag. Sie schüttelte die grausige Vorstellung wogender Insektenmassen ab. Ihr letzter Rest Verstand durfte nicht schwinden.
    Cause I knew that that was the last time. The last time, oh, oh no. *
    Denn ich wusste, es war das letzte Mal, das letzte Mal!
    Nachdem sie die Wände sorgsam untersucht hatte, versuchte sie es mit dem Fußboden. Das Holz der Dielen rieb noch rauer an ihrer Haut, und auch hier wackelte nichts. Der Raum blieb leer bis auf die modrige Matratze, einen Plastikeimer ohne Henkel und eine L. A. Times vom Tag ihres Treffens, die er ihr vor die Füße geworfen hatte, damit sie sich mit dem Papier abwischen konnte. Maggie schob sich vorwärts, bis sie gegen ihr Lager stieß. Enttäuscht zog sie sich auf den Schaumstoff.

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