Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
wesentlich besser, hier zu sein, als nur in meiner Wohnung zu sitzen und auf den Tod zu warten. Immerhin könnte ich hier noch auf einen tollen Mann treffen.« Phyllis zwinkerte ihr zu.
»Man weiß es nie. Viel Glück dabei!« Alyssa ging zur Tür und trat in den strahlenden Sonnenschein hinaus.
Einen Moment lang blinzelte sie in die Helligkeit, dann machte sie sich auf den Weg. Obwohl der Ort nicht besonders groß war, hatten sich viele der kleinen Geschäfte gehalten und wurden auch von den Einwohnern der Nachbarorte frequentiert. Um nicht in die mittägliche Rushhour zu kommen, war sie etwas früher losgegangen. Genau genommen wollte sie auch nicht unbedingt von so vielen Leuten dabei gesehen werden, wie sie genau diesen Laden betrat. Eigentlich konnte es ihr egal sein, aber das hier war nicht San Francisco, wo sie vorher gelebt hatte, sondern ein kleiner Ort auf dem Land, wo jeder jeden kannte – und sich auch jeder in die Angelegenheiten der anderen einmischte.
Deshalb blickte sie sich noch einmal um, bevor sie das Dessousgeschäft betrat, das sich inmitten einer kleinen Ladenzeile mit zweigeschossigen Häusern befand. Rasch ging Alyssa an den Auslagen vorbei zur Theke. Die Dessous im Laden fielen geschmackvoll, aber eher konservativ aus, deshalb hatte sie etwas Ausgefalleneres bestellt, das nun eingetroffen war.
Carrie, die Ladenbesitzerin und eine ihrer engsten Freundinnen, grinste sie an. »Da bist du ja. Ich habe die Sachen schon in die Umkleidekabine gehängt, du kannst sie gleich ausprobieren.« Sie fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Ich kann nur sagen, die Sachen sind echt heiß. Wenn du sie nicht nimmst, werde ich sie mir schnappen.«
Alyssa lachte auf. »Das glaube ich nicht, meine Größe passt dir nicht.« Während sie selbst eher mollig war, mit breiter Hüfte und großen Brüsten, war Carrie wesentlich schmaler gebaut – überall.
Ihre Freundin seufzte. »Das stimmt leider. Ich wünschte, ich hätte deine Kurven.«
»Du weißt, ich würde jederzeit gerne tauschen.«
Carrie schüttelte den Kopf. »Was ich immer noch nicht verstehen kann. Ich würde töten für Brüste, die den Männern die Augen aus dem Kopf fallen lassen.«
Alyssa spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Die Männer hier scheinen sich jedenfalls nicht dafür zu interessieren.« Im Gegenteil, sie war geradezu unsichtbar.
»Weil du sie ihnen überhaupt nicht zeigst. Woher sollen sie wissen, was du unter deiner figurverhüllenden Kleidung versteckst?«
Damit hatte Carrie unglücklicherweise recht. Sie fühlte sich einfach nicht wohl, wenn jeder ihre überflüssigen Pfunde sah, deshalb trug sie immer Kleidung, die ihre Brüste und Hüften verdeckte. »Ich kann schlecht im Minikleid in der Bibliothek arbeiten.«
Carrie hob eine Augenbraue. »Das habe ich auch nicht gesagt. Aber du könntest auch mal abends weggehen und dabei keinen Blazer tragen. Oder im Sommer ein Kleid mit tieferem Ausschnitt.«
»Dann fällt mir alles raus, sowie ich mich bücke.«
Carrie grinste sie an. »Und?«
Alyssa schnitt eine Grimasse, als sie sich das bildlich vorstellte. »Ich will niemanden erschlagen oder jemandem etwas zumuten, was er gar nicht sehen will.« Sie schnitt Carries Erwiderung mit einer Handbewegung ab. »Ich probiere jetzt die neuen Sachen an, vielleicht gefällt mir ja was.«
»Mach das. Ich bin sicher, es ist etwas dabei.«
Ihr Herz klopfte schneller, als sie in die Kabine trat und die Tür hinter sich schloss. Wie immer drehte sie dem Spiegel den Rücken zu, um sich nicht ansehen zu müssen, und berührte mit den Fingerspitzen die Dessous, die an einem Haken an der Wand hingen. Es war kaum Stoff daran, genau so, wie sie es mochte. Auf den Preis blickte sie lieber nicht, denn der würde wie immer extrem hoch sein, aber da sie sich sonst kaum etwas gönnte, konnte sie es sich leisten. Schnell zog sie sich bis auf den Slip aus und nahm das erste Ensemble vom Bügel. Es bestand aus weinrotem Satin und schwarzer Spitze. Sie zog es an und drehte sich dann zögernd zum Spiegel um. Wie immer zuckte sie zusammen, als sie die Polster sah, die um ihre Taille und Hüfte lagen. Immerhin hatte Carrie es aber geschafft, die Beleuchtung so zu gestalten, dass unschöne Dellen verborgen blieben.
Um sich nicht zu frustrieren, konzentrierte sie sich auf das Oberteil, das sich um ihre Brüste schmiegte, als wäre es dafür gemacht. Es drückte die Hügel empor, ohne sie einzuengen, und die Farbe ließ ihre helle Haut leuchten. Sie musste
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