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Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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versuchte, sich an der Wand festzuhalten, um nicht hinzufallen. Doch die Wand bewegte sich auf sie zu, während um sie herum das Holz der Umkleidekabine barst. Oh Gott! Alyssa versuchte, durch die Tür zu entkommen, wurde jedoch zurückgeschleudert und landete auf dem Boden. Über ihr ertönte lautes Krachen, Holzsplitter und Putz rieselten auf sie nieder. Sie musste hier weg! Rasch richtete sie sich auf und kroch auf Händen und Knien in Richtung des Ausgangs. Doch bevor sie aus der Kabine entkommen konnte, brach alles über ihr zusammen.
    Alyssa schützte ihren Kopf mit den Armen und presste sich so dicht an die Wand, wie sie konnte. Der Krach war ohrenbetäubend, als immer mehr Holz und anderes Baumaterial auf sie niederregneten. Eine Staubwolke hüllte sie ein, und sie begann zu husten. Dann wurde es dunkel um sie. Es dauerte eine lange Zeit, bis – abgesehen von einem gelegentlichen Knacken – alles still war. Alyssa öffnete die Augen, schloss sie aber gleich wieder, als sofort etwas hineinrieselte. Staub drang in ihren Mund, und sie musste erneut husten. Ihre Lunge schmerzte, sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    Was war passiert? War die Umkleidekabine zusammengebrochen? Aber das hätte doch sicher nicht so viel Krach gemacht. Mit den Händen erkundete Alyssa vorsichtig ihre Umgebung. Doch nirgends fand sie einen Ausweg – sie war vollständig von Holz und allen möglichen anderen Trümmern umgeben. Nein! Es musste eine Möglichkeit geben, aus diesem Grab zu entkommen. Doch sosehr sie auch suchte, sie fand nichts. Und vor allem konnte sie sich kaum bewegen. Verzweifelt versuchte sie, die über ihr liegenden Schichten wegzuschieben, aber sie war nicht kräftig genug. Als wieder ein ominöses Knacken ertönte, erstarrte sie. Ihre flachen Atemzüge klangen laut in der engen Kammer. Würde sie hier ersticken, wenn sie nicht rechtzeitig gefunden wurde?
    Alyssa geriet in Panik und schlug mit den Fäusten gegen die Decke aus Schutt über ihr. »Hilfe! Ich bin hier gefangen, holt mich raus!« Durch die Schläge verrutschten die Trümmer und ließen die kleine Kammer weiter schrumpfen. Alyssa erstarrte. Als die Decke nicht über ihr zusammenbrach, atmete sie erleichtert durch. Wenn sie erdrückt wurde, bevor Hilfe kam, würde sie das auch nicht weiterbringen, deshalb beschränkte sie sich darauf, nur noch zu rufen. Das Herz hämmerte in ihrer Brust, und das Blut rauschte in ihren Ohren, sodass sie nichts außer ihren eigenen Schreien hörte.
    Carrie würde doch sicher bemerkt haben, dass hier etwas zusammengebrochen war, und Hilfe holen. Es sei denn, sie war auch irgendwo unter dem Schutt begraben. Tränen traten in Alyssas Augen. Nein, es musste ihrer Freundin gut gehen. Sie war gerade draußen gewesen, als das Unglück passierte, daran musste sie glauben, sonst würde sie verrückt werden. Ein Zittern lief durch ihren Körper. Wäre sie doch nur in ihrer Bibliothek geblieben! Aber nein, sie hatte ja unbedingt neue Dessous kaufen müssen. Vielleicht war jetzt das geschehen, was Carrie ihr prophezeit hatte: Die Dessous hatten das Gebäude einstürzen lassen. Ein verzweifeltes Lachen entfuhr ihr, und sie presste eine Hand auf ihren Mund. Oh Gott, sie wurde verrückt!
    Kyle Barnes rieb mit dem kalten Glas über seine Stirn, während er dem Polizeifunk lauschte, und fragte sich, warum er sich das immer noch antat. Er war schon seit Jahren kein Feuerwehrmann mehr, und in dieser kleinen Stadt passierte sowieso nichts, das das kleine Feuerdepartment nicht auch ohne seine Hilfe erledigen konnte. Meist beschränkten sich die Notfälle auf betrunkene Fahrer, die Rettung von Katzen aus Bäumen und den ein oder anderen Diebstahl. Vor einiger Zeit brannten ein paar Strohballen, und der ganze Ort war in Aufruhr. Nichts, das ihn an die Nacht erinnerte, als er sein Leben verloren hatte.
    Mit einem harschen Laut beugte er sich vor, um den Funk abzuschalten. Sein Drink schwappte über, und er stieß einen Fluch aus. Das war eine weitere Folge jener Nacht, auch wenn er es inzwischen geschafft hatte, aus dem Teufelskreis von starken Schmerzmitteln und Alkohol auszubrechen. Jetzt hielt er den Whisky nur noch in der Hand, anstatt ihn zu trinken. Ein toller Zeitvertreib, besonders weil er jetzt den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatte. Seinen Dienst konnte er nicht mehr verrichten, und er lebte jetzt von dem, was seine Eltern ihm hinterlassen hatten. Vielleicht wäre es besser gewesen, kein Erbe zu haben, dann wäre er

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