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Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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strich sie mit ihren Fingern über die Narben. »Wie ist es passiert?«
    Kyles Rücken hob sich, als er tief einatmete. »Ein Supermarkt ist in Flammen aufgegangen. Während andere Feuerwehrmänner den Brand von außen bekämpft haben, ist mein Team reingegangen, um mögliche Opfer herauszuholen. Wir hatten nicht viel Zeit, durch die Regale waren die Räume verwinkelt, außerdem gab es so viel brennbares Material, das die Flammen nährte.« Er schwieg einen Moment, vermutlich durchlebte er in Gedanken dieses furchtbare Erlebnis noch einmal.
    Alyssa legte ihre Wange auf seine Narben und wartete geduldig darauf, dass er weiterredete. Es tat ihr gut, seine regelmäßigen Herzschläge zu hören und seine warme Haut zu fühlen. Beinahe wäre er damals gestorben, und sie hätte ihn nie kennengelernt. Tränen traten in ihre Augen, und sie biss auf ihre Lippe, um sie zurückzuhalten.
    »Wir schafften es, alle Leute rauszubringen. Mein Partner und ich machten einen letzten Rundgang, um sicherzugehen, als plötzlich das Dach über uns einstürzte. Manolo wurde von einem Balken getroffen und ging zu Boden. Ich habe versucht, ihn darunter herauszubekommen, doch der Balken ließ sich nicht bewegen. Das Feuer kam immer näher, ich konnte ihn dort nicht verbrennen lassen. Seine Frau erwartete gerade ihr erstes Kind.« Seine Stimme klang erstickt, und Alyssa wusste, wie schwer es ihm fiel, darüber zu reden. »Ich habe alles versucht, doch es hat nicht gereicht. Das Feuer und die Trümmer hatten uns eingeschlossen, die anderen kamen nicht mehr zu uns durch. Zumindest nicht schnell genug, um uns zu retten. Ich habe mich über ihn gebeugt, um ihn vor den Flammen zu schützen, aber …« Er brach ab und schauderte. »Ich höre immer noch seine Schreie, als uns das Feuer erreichte. Es war so heiß, dass unsere Schutzkleidung einfach geschmolzen ist. Hinterher habe ich erfahren, dass der Brandstifter Brandbeschleuniger verwendet hat; durch die vielen Kunststoffe und anderen Materialien kam es zur Freisetzung von Pyrolysegasen, die sich dann entzündet haben.« Ein Schauer lief durch seinen Körper, und Alyssa presste sich dichter an Kyle, um ihn durch ihre Gegenwart zu beruhigen.
    »Wie bist du rausgekommen?«
    Kyle gab einen unartikulierten Laut von sich. »Ein paar meiner verrückten Kollegen haben sich in die Hölle gewagt, um uns rauszuholen. Sie hätten es lassen sollen, es war viel zu gefährlich.«
    Alyssa setzte sich ruckartig auf. »Aber sie haben dich gerettet! Wie kannst du sagen, dass sie es nicht hätten tun sollen?«
    Kyle schwieg einen Moment. »Manolo ist an seinen schweren Verletzungen gestorben, und ich …« Er brach ab und schluckte schwer. »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich auch gestorben wäre.«
    Wut kam in ihr auf. »Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe! Ja, du hast Schlimmes erlebt, und du hast Narben davongetragen, aber du lebst und bist fit genug, um in Trümmer zu kriechen und mir zu helfen. Glaubst du nicht, dass dein Freund gerne an deiner Stelle gewesen wäre?«
    Kyle drehte sich wieder auf den Rücken, einen Arm hatte er über seine Augen gelegt. »Ja, das glaube ich, und ich hätte gerne mit ihm getauscht. Zumindest hätte seine Tochter dann einen Vater.«
    Alyssa beugte sich über ihn und ließ ihre Stimme möglichst sanft klingen. »Es war nicht deine Schuld, Kyle. Du hast alles versucht, mehr konnte niemand von dir erwarten.«
    Er stieß ein Lachen aus, das keinerlei Fröhlichkeit enthielt. »Seltsam, das haben mir mein Vorgesetzter und die Psychologin auch gesagt, aber ich fühle mich schuldig. Ich hätte irgendetwas tun müssen …«
    Alyssa legte ihre Finger über seine Lippen. »Du musst akzeptieren, dass du nicht mehr tun konntest, sonst reibst du dich nur auf. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass du noch lebst.«
    Zu ihrer Überraschung küsste Kyle ihre Finger, bevor er sie von seinem Mund wegzog und mit seinen Fingern verschränkte. »Ob du es glaubst oder nicht, im Moment bin ich das auch.« Seine andere Hand ließ er über ihre Schulter gleiten. »Es war mir noch vor einer Woche tatsächlich egal, ob ich lebe oder sterbe. Als ich dachte, dass du bei dem Hauseinsturz getötet worden sein könntest …« Er brach ab, und ein Ausdruck reiner Qual legte sich über sein Gesicht. »Ich wollte dich unbedingt retten, weil ich wusste, dass ich ohne dich nichts mehr zu verlieren hatte.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Oh, Kyle, du hast so viel, wofür es sich zu

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