Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
»Nein, die Aufräumarbeiten sind schon seit Tagen vorbei.«
Nach einem tiefen Atemzug nickte Alyssa. »Dann lassen wir ihn nicht länger warten.«
7
Zögernd trat Alyssa an Kyles Seite in das Wohnzimmer, wo der Sheriff am Fenster stand und hinausblickte. Sie versuchte, ihre Hand aus Kyles zu lösen, doch er hielt sie weiter fest. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, und sie blickte ihn von der Seite an. Zum ersten Mal hatte er nicht daran gedacht, sie nur seine unverletzte Seite sehen zu lassen, und das zeigte ihr, dass er sie wirklich um sich haben wollte.
»Hallo, Miss Thomas.« Sam Mayweather trat auf sie zu und schüttelte ihre Hand. »Ich freue mich zu sehen, dass Sie sich von der Tortur so gut erholt haben.«
Alyssa spürte Hitze in ihre Wangen schießen. »Danke, Sheriff. Aber bitte, nennen Sie mich Alyssa.«
Er lächelte sie an, Lachfältchen bildeten sich um seine Augen. »Sehr gerne, wenn Sie Sam sagen.«
Kyle gab ein Grollen von sich, und Sam ließ ihre Hand los.
Fragend blickte Alyssa ihn an, aber er war damit beschäftigt, den Sheriff mit seinen Augen zu erdolchen. Besitzergreifend schlang er seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Alyssa verdrehte die Augen. Es fehlte eigentlich nur noch, dass er sich mit beiden Fäusten auf die Brust trommelte. Dachte er, sie würde sich jetzt dem Sheriff zuwenden, nachdem sie mit ihm das Bett geteilt hatte? Alyssa strich mit einer Hand unauffällig über seinen Rücken und spürte, wie er sich langsam entspannte. Trotzdem hielt er sie weiterhin fest, und Alyssa gefiel das sogar. Es war wie eine öffentliche Besitzerklärung; noch nie hatte sich ein Mann ihr gegenüber so verhalten.
»Nachdem wir die Höflichkeiten jetzt erledigt haben, sagst du uns endlich, worum es geht?«
Sam grinste ihn wegen des Tones an, bevor er sofort wieder ernst wurde. »Vielleicht sollten wir uns setzen.«
Das sagte er mit einem Seitenblick auf Alyssa, die sich gleich wie eine Invalide vorkam. Aber sie reagierte nicht darauf, sondern folgte den Männern zum Sofa. Kyle setzte sich auf die Couch und zog sie neben sich, während Sam einen der Sessel wählte.
Sam legte seinen Hut auf den Tisch und strich durch seine hellbraunen Haare. »Unsere Untersuchungen bezüglich der Ursache des Einsturzes sind jetzt abgeschlossen.« Sein Mund verzog sich grimmig. »Es war eindeutig Fremdverschulden.«
Unsicher blickte Alyssa ihn an. »Und was heißt das genau?«
Sam wechselte einen Blick mit Kyle, bevor er sich ihr wieder zuwandte. »Jemand hat das Gebäude durch eine Explosion zum Einsturz gebracht. Genau genommen mehrere; wie es aussieht, wurden die Stützpfeiler so präpariert, dass sie bei einer Detonation zusammenbrachen.«
Alyssa erinnerte sich sofort wieder an das Knallen, das sie gehört hatte, bevor alles über ihr eingestürzt war. Das Blut rauschte in ihren Ohren, und sie schwankte leicht. Sofort zog Kyle sie an seine Brust. »Aber … warum?«
»Damit das Haus wie bei einer Gebäudesprengung in sich zusammenfällt und nicht etwa Feuer fängt oder andere Häuser in Mitleidenschaft zieht.«
Alyssa schüttelte den Kopf. »Das habe ich schon verstanden, ich verstehe nur nicht, warum jemand es auf Carries Haus abgesehen haben sollte. Jeder mag sie.«
Sam rieb über sein Hosenbein. »Das waren auch meine Gedanken, deshalb habe ich sie befragt. Carrie sagte, sie wüsste keinen Grund dafür, und sie hat auch keine Drohungen oder Ähnliches erhalten. Ich habe auch in ihre Vergangenheit geschaut, aber da sticht nichts heraus.«
Alyssa lehnte sich vor. »Geht es Carrie gut? Das ist sicher ganz furchtbar für sie.«
Sam lächelte leicht. »Carrie ist nicht so schnell zu verschrecken. Wenn überhaupt, ist sie ziemlich wütend. Sie hat mich angewiesen, den Übeltäter zu finden, und zwar schnell.«
Erleichtert lächelte Alyssa ebenfalls. »Das hört sich ganz nach Carrie an. Aber ich denke, ich sollte nachher bei ihr vorbeifahren und …«
»Nein.« Das kam gleich aus zwei Richtungen.
Verwirrt blickte sie die Männer an. »Warum nicht?«
Kyle antwortete zuerst. »Wenn es irgendjemand auf Carrie abgesehen hat, könntest du in Gefahr geraten, wenn du in ihrer Nähe bist.«
»Und wenn der Anschlag nicht Carrie galt, waren Sie das wahrscheinliche Ziel.«
Es dauerte einen Moment, bis Sams Worte bei ihr ankamen. »Sie glauben, dass es jemand auf mich abgesehen haben könnte?« Ein Schauer lief über ihren Rücken. »Aber warum? Ich bin Bibliothekarin, um Gottes willen.
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