Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
und ihn in einen Selbstmord zu drängen. Wie krank musste Sean sein, dass er so etwas tat, um an das Erbe zu kommen? Hätte er ihn einfach gefragt, hätte Kyle ihm etwas von seinem Erbe abgegeben, denn er hatte schon vor langer Zeit gemerkt, dass Geld ihn nicht glücklich machte. Stattdessen hatte sein Cousin ein Feuer gelegt und das Leben unschuldiger Menschen riskiert, um ihn zu beseitigen. Seine Narben kribbelten, so als würde er jetzt noch das Feuer auf seinem Körper spüren. Mühsam schob er diese Gedanken beiseite, jetzt zählte nur, Alyssa hier unbeschadet herauszubringen.
Kyle zog sein Handy aus der Hosentasche und wollte gerade Sams Nummer wählen, als er merkte, dass kein Funknetz zur Verfügung stand. Verdammt!
»Hier funktionieren Handys nicht, es hat irgendwas mit der Bauweise und den verwendeten Metallstreben zu tun. Versuch es mit dem normalen Telefon.« Alyssa deutete auf den Schreibtisch.
Kyle hielt sie auf, als sie mit dem Schlüssel zur Tür gehen wollte. »Warte, ich mache das. Lass mich nur schnell Sam anrufen.« Er nahm den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr. Es gab kein Freizeichen. Ein paarmal drückte er auf die Gabel, doch das brachte auch nichts. Langsam ließ er den Hörer sinken. »Das normale Telefon ist tot.« Das schlechte Gefühl nahm zu, denn Sean hatte sich offensichtlich sehr viel Mühe damit gegeben, sie hier stranden zu lassen, ohne die Möglichkeit, Hilfe zu rufen.
Alyssa kam zu ihm. »Ich habe vorhin den Notrufknopf gedrückt, den Sam uns gegeben hat, vielleicht schickt er Hilfe.«
Kyle rollte seine verspannten Schultern. »Davon können wir nicht ausgehen, da er auch auf Funk beruht. Wenn es hier kein Funknetz gibt …«
Bei seinen Worten wurde Alyssa noch blasser. »Was machen wir denn dann?«
Er presste seine Zähne zusammen. »Wir sehen zu, dass wir hier herauskommen. Stell dich dort hinten an die Wand, falls Sean anfängt, durch die Tür zu schießen.« Er selbst näherte sich der Tür auch von der Seite, sodass er durch die Wand geschützt war, während er den Schlüssel ins Loch steckte und herumdrehte. Nach einem Blick auf Alyssa, die hinter ihm stand, aber Platz ließ, damit er im Notfall genug Bewegungsfreiheit hatte, legte er seine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Doch die Tür bewegte sich nicht. Noch einmal versuchte er es mit mehr Kraft, doch es bildete sich nur ein kleiner Spalt, bevor die Tür erneut stoppte. Kyle spähte hindurch und entdeckte ein Regal, das schräg vor dem Ausgang hing.
Dieser Bastard! Es war klar, dass Sean verhindern wollte, dass sie herauskamen, aber was sollte ihm das bringen? Irgendwann würde jemand nach ihnen suchen und sie hier finden. Außer er hatte das Gebäude auch mit Sprengsätzen versehen und würde sie hier begraben. Kyles Herz begann zu hämmern, und er blickte sich in dem Raum nach einem Ausweg um. Aber da war nichts, nur Wände und die verbarrikadierte Tür. Durch den Spalt sah er, wie sich vorn in der Bibliothek etwas bewegte.
»Hallo, wir sind hier eingeschlossen!«
Die einzige Antwort waren Lachen und ein Zischen, das er jede Nacht in seinen Albträumen hörte. Ein Schauer lief durch seinen Körper, und er versuchte verzweifelt, die Tür weiter aufzustemmen, doch sie rührte sich nicht. Sie mussten hier raus, bevor es zu spät war! Er betrachtete den Türrahmen, doch wie erwartet befanden sich die Scharniere auf der anderen Seite, er konnte sie also nicht aufhebeln. Hätte er seine Feuerwehraxt oder eine Brechstange hier gehabt, hätte er die Tür einfach einreißen und sie durch das Regal nach draußen klettern können. Doch mit bloßen Händen war das kaum möglich. Noch einmal blickte er durch den Spalt und sah die ersten flackernden Flammen, die sich durch die Bücher fraßen und langsam auf die hölzernen Einrichtungsgegenstände wie Regale, Tische und Stühle übergriffen. Da fast alles in der Bibliothek aus Papier und Holz bestand, würde ihnen nicht viel Zeit bleiben.
Er zog die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sein Blick traf Alyssas, und sein Herz zog sich zusammen. Sie hatte mit alldem nichts zu tun, aber das würde ihr auch nicht helfen. Weil sie sich mit ihm abgegeben hatte, würde sie hier zusammen mit ihm sterben, wenn nicht noch ein Wunder geschah.
»Es tut mir leid.«
Wut ersetzte die Angst in ihrem Gesicht. »Was sollte dir leidtun? Es ist nicht deine Schuld, dass dein Cousin ein Psychopath ist! Wenn wir hier rauskommen, werde ich dafür sorgen, dass er nie
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