Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
„–Zeps“ auf seinen Armen und Schultern waren perfekt modelliert aber nicht unschön aufgepumpt. Manche Männer wurden mit den Jahren einfach nur attraktiver. Romy griff nach ihrem kastrierten Bier und öffnete es mit einem leisen Zischen, wobei sich ihr Mund unwillig zur Schnute verzog, während sie sich im Geiste selbst mit Schimpfworten bedachte.
„Nein, eigentlich nicht!“, antwortete er mit einem weiteren schiefen Grinsen, wurde aber dann schlagartig ernst, weil er sie eigentlich schon genug aus dem Konzept gebracht hatte. Er wollte es nicht zu weit treiben, das würde seinen Zwecken wenig nutzen.
Brock stellte seine Flasche ab und stapelte die leer geputzten Essensbehälter ineinander, um sie zurück in die Tragetasche aus Papier zu stellen. Er war schließlich kein Schwein. Als er sich erhob, zog er sein Zigarettenetui aus der Gesäßtasche seiner Jeans und nahm die Flasche zu Romys Tisch rüber, auf den er sich setzte und ihr die aufgeklappte Box auffordernd hinhielt. Romy seufzte schwer auf und angelte dann eine Zigarette heraus, die ihr Brock abnahm und ihr in den Mund steckte, wobei er ihren Blick gefangen hielt.
„Alte Laster lassen sich nur schwer ablegen, nicht wahr?“
Er hielt die flackernde Flamme seines Zippos vor ihrem Gesicht auf Höhe der Zigarettenspitze, so dass sie nur den Kopf drehen musste, um sie hineinzuhalten und dann einen ersten gierigen Zug zu nehmen, den sie tief in die Lunge zog. Das Rauchen verlernte man nicht, wenn man es mal exzessiv betrieben hatte, ohne gesundheitlichen Schaden davon zu tragen. Ihr Arzt hatte jedenfalls nicht den kleinsten Schatten auf der Lunge entdeckt. Nun wusste sie natürlich warum.
Sie zog noch zwei Mal, ohne zu ihm aufzublicken, bis er ihr einen der unbenutzten Plastikbecher hinhielt, die sie nicht für ihr Bier gebraucht hatten, weil sie kein Dämchen war, das nicht fähig war, aus der Flasche zu trinken. Romy schnipste ihre Asche hinein und musste dann doch zu ihm aufsehen.
Brock hätte sich beinahe an seinem nächsten Zug verschluckt, weil sie diesen Blick nicht oft durchblitzen ließ. Ihre Augen waren von einem glänzenden Film überzogen und sahen ihn unendlich traurig an. Irgendwie verloren. Er erinnerte sich zu gut daran, wann er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Sie dachten wahrscheinlich beide daran.
° ° °
Ein gefährliches Grollen stieg in der Kehle der Bestie auf und entschlüpfte den kaffeegeschwängerten Lippen, bevor Rys diesen Laut herunterschlucken und wieder tief in seinem Inneren vergraben konnte. Nicht das kleinste Detail der sich vor ihm abspielenden Szene entging den über Jahrhunderte in Aufmerksamkeit und Wachsamkeit trainierten grauen Augen, deren Mitte bereits orangerot glühte.
Eine falsche Bewegung und der Gegner würde tot sein, bevor ihm die letzte Pommes geschmeckt hatte. Noch ein Grollen. Tief und dunkel. Unheilvoll wie das Gewitter, das die letzten Nächte über der Stadt gewütet hatte. Er war schlimmer. Er war Blitz und Donner zugleich. Und wo er hinschlug, wuchs nie wieder Gras.
Judikative und Exekutive.
Das waren sicher Worte, die der Bulle an Romys Tisch gleich verstehen würde, wenn Rys sie ihm rechts und links um die Ohren haute. Es gab nicht die kleinste Lücke im Gesetz der Warrior.
Zähne blitzten. Perlweiß. Messerscharf. Nicht die einzigen Waffen, die er stets bei sich trug. Rys hob den Starbucksbecher und trank noch einen letzten Schluck. Extrastarke Kaffeemischung ohne Milch und vorsichtshalber auch ohne Zucker, da er seine gute Stimmung durch nichts zu trüben gedachte, um dem Typen hinter der Scheibe so richtig eins aufs Maul zu hauen, sollte er doch noch das tun, was ihm klar und deutlich auf die Stirn geschrieben stand: Zudringlich werden.
Bei der ersten ängstlichen Verunsicherung Romys, die allein in die Anstalt von vorgeblicher Zucht und Ordnung gegangen war, hatte sich die unsichtbare Verbindung zwischen ihnen bei ihm gemeldet. Gespannter als jedes Drahtseil, sicherer als jede Satellitenverbindung und in einer absoluten Dringlichkeit, die Rys dazu veranlasst hatte, die früher als sonst angesetzte Besprechung der Krieger zu verlassen, um nach ihr zu sehen.
Und sehen konnte er. Sehr gut. Zu gut.
In hohem Bogen und immer noch dieses eifersüchtige Knurren in der Kehle sitzen habend, warf er den Kaffeebecher fort. Braune Brühe spritzte beim Aufschlag auf die Kante des öffentlichen Mülleimers in alle Richtungen.
So wie das Blut dieses Inspectors spritzen würde, wenn er ihm an den
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