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Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Duft mehr als betörend finde. Er spricht mich mehr an, als er sollte. Und wenn im Zuge der Verwandlung auch nur der kleinste Fingerzeig von deiner Seite aus kommen würde, dann wäre es um meine Selbstbeherrschung sehr schnell geschehen. Und das ist mir noch niemals zuvor passiert. Ich möchte dir in keinem Fall wehtun, Gloria. Dieser Moment sollte für dich etwas Besonderes sein, an den du dich gern erinnerst und hinterher keine Reue oder Scham empfinden musst. Kannst du mir unter diesen Umständen vertrauen? “
    Rays Gesicht lag im Schatten, man konnte nichts von seiner Miene ablesen, doch seine besonderen Augen verwandelten sich in flammende Kugeln, als hätte jemand dahinter ein Feuer angezündet. Er wollte ihr einen kleinen Ausblick auf das geben, was sie bei der Umwandlung erwarten würde. Und das war nur der Anfang. In ihm steckte ein bluthungriger Vampir, das musste ihr klar sein. Hier ging es nicht um eine Entscheidung, die der Kopf allein treffen konnte, es waren Urgewalten, die über sie hinwegfegen würden, deren Auswirkungen auf sie er für sie so erträglich wie möglich machen musste.
Ray ließ es zu, dass sein eigener Körper auf ihren lockenden Duft reagierte, so dass sich die Luft um sie herum mit den einem Hauch Karamell anfüllte, als wäre irgendwo in der Dunkelheit des Parks ein Süßigkeitenstand eröffnet worden, wo man gerade Zucker in einer heißen Pfanne zerlassen hatte.
    „Ich würde lügen, wenn ich jetzt sage, ich hätte keine Angst, Ray.“ Gloria versuchte, weiterhin ruhig zu atmen, obwohl ihr Puls plötzlich raste und ihre Augen so weit geöffnet waren, wie die eines verschreckten Kaninchens. Er testete sie. Er wollte ihr Angst machen und sehen, ob sie wirklich entschlossen genug war, die Umwandlung zu vollziehen.
    „Aber Angst vor der Umwandlung an sich, nicht vor dir.“
Um ihn wirklich dazu zu bringen, sie umzuwandeln, musste nicht nur sie ihm vertrauen.
Gloria schluckte schwer, nahm einen weiteren bebenden Atemzug, bei dem sie die Hand auf die Brust legte, als wäre es dann leichter und ging dann ein paar Schritte von ihm fort tiefer in die Dunkelheit hinein, die für sie, seit Tagen beschützt und gepflegt, hier an diesem Ort keine Gefahr sein würde. Sie würde genauso lügen, wenn sie behauptete, er ließe sie vollkommen kalt. Noch immer konnte sie seine Hand auf ihrem Kreuz spüren, als hätte er deren Abdruck mit seiner Fähigkeit hinein gebrannt. Es fühlte sich komisch an jedoch nicht unangenehm. Seinen Geruch einzuatmen, davon eingehüllt zu werden und mit geschlossenen Augen, ohne dass er es merkte, da sie ihm den Rücken zugewandt hatte und scheinbar einen Moment für sich brauchte, mehr davon aus der Luft zu holen, beruhigte sie. Es besänftigte ihre innere Unruhe, ihren Schmerz über den bevorstehenden Verlust der Tante und die Angst davor, doch das Falsche einzufordern, obwohl es Zeit war, sich den Tatsachen zu stellen.
    Entschlossen drehte sie sich wieder zu Raynor herum. Er würde den trotzig wilden Zug auf ihrem Gesicht sehen und interpretieren können. Sie würde ihn sogar mehr als freiwillig in ihre Gedanken lassen, die er sowieso jederzeit lesen konnte, wenn ihm danach war. Darin war nichts Interessantes zu finden. Nicht einmal etwas Unanständiges.
    „Es wird keine Zeichen geben, Raynor. Es ist nett von dir, das Risiko für mich so gering wie möglich halten zu wollen, aber im Anbetracht dessen, dass ich die Umwandlung immer noch nicht als wunderbar und heilig ansehen kann, werde ich sie so oder so nicht vergessen. Ich werde sterben, ich werde Schmerzen haben und ich glaube nicht, dass daran etwas Schönes ist. Es ist brutal und meine Würde und mein Leben liegen dabei in der Hand eines vollkommen Fremden. Ich kann meinen Entschluss nicht noch einmal überdenken, Ray. Allein der Gedanke an...“
Gloria unterdrückte ein würgendes Geräusch, da sie nicht in Fahrt genug war, offen und unverblümt zu sprechen. Seufzend gab sie auf und sprach weiter, weil sie genau wusste, dass er ihre Offenheit erwartete, sonst würde aus der Sache ganz sicher niemals etwas werden. Zu ihrem eigenen Besten.
    „...daran, auch nur annähernd intim zu werden, ist vollkommen absurd. Ich kann an nichts anderes denken als an meine Tante, die da unten eingesperrt in einem Kellerverlies sitzt und aussieht, als wäre sie schon Hunderte von Jahren dort. Sie mag verdient haben, was ihr nun angetan wird und sie mag dich und deine Familie mehr als verletzt haben, aber sie wird sterben.

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