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Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Ganz genau. Sterben. Ist es dabei nötig, sie noch länger wie ein Tier gefangen zu halten? Wenn ich umgewandelt bin, wird die Strafe vollzogen. Man wird sie köpfen. Schnell und unkompliziert. – Dann ist es vorbei. Für dich, für mich, für deine Mutter, für alle.“
    Zumindest war das die Erklärung, die sie von Flavia Hall bekommen hatte, als sie danach fragte, worauf man noch wartete. Als sie dann allein in ihrem Zimmer im Castle zurückgeblieben war, hatte sie sich im Bad schon wieder übergeben müssen.
Heiße Tränen schossen Gloria in die Augen und sie machte keine verräterischen Gesten, um sie abzuwischen. Scham und Reue empfand sie schon jetzt. Sie nutzte den Sohn einer Freundin aus, um einer Verräterin die Gnade eines schnellen Todes zu gewähren.
    „Ich verlange das hier nicht als Frau von dir, Ray. Wären die Umstände anders gewesen, wärst du jetzt mein Bruder und du würdest mir helfen, ohne all diese Dinge zu sagen, die mir Angst machen, die ich nicht verstehen kann, ohne die Erfahrung gemacht zu haben und die mich dazu bringen, vor dir wegzulaufen, obwohl ich es nicht will. Als mein Bruder hättest du niemals zur Sprache gebracht, ob du mich anziehend findest oder nicht. Ich will das gar nicht wissen. Es ist nicht wichtig. Alles, was wir tun müssen, ist dafür zu sorgen, dass das Leben weitergeht und das wird es für niemanden, wenn ich jedes Mal, wenn es soweit sein könnte, einen Schritt zurückgehe und doch wieder Nein sage. Die Unsicherheit in mir wird immer da sein, aber eines weiß ich ganz genau. Du würdest mir niemals etwas tun. Niemals. Deine Mutter hat dich zu gut erzogen, als dass etwas anderes in dir Überhand nehmen könnte. Ich verlasse mich auf dich. –Ich brauche dich. Bitte. Wenn schon nicht als Bruder, dann wenigstens als Freund.“
Hoffnungsvoll sah sie ihn in der Dunkelheit an. Da war kein einziger romantischer Gedanke in ihrem Kopf. Weder Mond noch Nachtigall, noch sein Duft, der sie immer noch umwehte, konnte etwas anderes in ihr auslösen, was die Traurigkeit, die Angst vor der Zurückweisung und die daraus resultierende Ungewissheit vertreiben könnte.
    Die Umwandlung war nun einmal an seine Person gekoppelt, wenn sie Angst vor der einen Sache hatte dann auch vor der anderen. Ray widersprach ihr jedoch nicht, schließlich wollte er es ihr nicht noch schwerer machen. Das war nicht seine Aufgabe. Er hatte Einfluss auf sie, das konnte er sehen und spüren, ohne seine mentalen Fähigkeiten gegen sie einzusetzen. Ein Grund mehr, jetzt den Mund zu halten. Ray hätte beinahe aufgelacht, da er diesen Vorsatz beim Sprechen sowieso immer erfüllte. Wusste Gloria das? Musste er sie über gewisse Tatsachen aufklären? Aber hier ging es nicht um diese Art von Intimität, also sparte er sich das.
Dann allerdings ernüchterten ihn Glorias Worte, die über die Verwandlung so wenig verklärt sprach, dass ihm auf einmal ein wenig romantisches Gesülze als gar nicht mal so schlecht erschien. So wie sie die Sache darstellte, hörte es sich an, als wollte sich ein Unhold in einem finsteren Verlies an ihr vergreifen. Das war zu analytisch im Ansatz, wenn man bedachte, dass sie zwar viele Fakten gesammelt hatte, das Bild aber weit düsterer malte als nötig war.
Schnell und unkompliziert , als würde man ein Festmahl bestellen und einen faden Burger serviert bekommen.
Natürlich wäre die Hemmschwelle eine andere gewesen, wenn sie als Geschwister aufgewachsen wären, doch sie waren nicht blutsverwandt und würden es auch niemals sein. Wer wusste schon, wie ihre Beziehung sich entwickelt hätte? Beschützerinstinkte hätte er in jedem Fall gehabt und jeden Kerl unter die Lupe genommen, der sich der erblühenden Gloria genähert hätte. So wie sich das für einen Bruder gehörte. Und natürlich auch für den Krieger, der er war.
    „ Gloria, du denkst einfach zu viel nach. “, sagte Ray mit einem leisen Lachen in der Stimme. Er nahm ihre Hand und zog sie wieder in seine Armbeuge.
    „ Komm, lass uns einen kleinen Spaziergang durch den Garten machen… Die Nacht ist zauberhaft. Hör auf die Musik und lass den Mond auf dich wirken. Du kannst mir jederzeit Einhalt gebieten, wenn du dich nicht wohl fühlen solltest. Ich werde veranlassen, dass ein Raum für uns vorbereitet wird, in dem wir ungestört sind, wenn du das möchtest. Wir können aber auch jemand dir Vertrauten dazu rufen… Mutter oder Nico… Das ist durchaus üblich. Es soll geschehen, so wie du dich am sichersten fühlst.

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