Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
obwohl ihr Glühlampen in dämlichen Schlafzimmerlampen lieber gewesen wären, da sie sich doch hier auf das Sachliche konzentrieren wollten.
Oh Gott, ihr Blick fiel doch noch auf das ziemlich große, sündig rot bezogene Bett, das die Ausmaße ihres alten Schlafzimmers zu haben schien. Das war vermutlich nötig. Irgendwo runterzufallen, wenn man starb, war bestimmt nicht angenehm. Von Ketten oder Fesseln anderer Art glücklicherweise keine Spur. Das trug ebenfalls ein wenig zu ihrer Beruhigung bei. Nicht viel, aber immerhin.
Schließlich hatte sie nicht vor, auszurasten und die Umwandlung platzen zu lassen.
„Okay, fertig.“, murmelte sie. Obwohl es eher dem Zustand ihrer Nerven entsprach als der, umgezogen und bereit zu sein.
„Wenn wir uns beeilen, kannst du vielleicht noch auf die Party zurück. – Und du solltest mir am Anfang lieber den Mund zu halten. Ich kann dir nicht versprechen, nicht zu schreien, wenn du mich beißt. Das hat beim letzten Mal schon ziemlich wehgetan.“
Damit meinte sie den Angriff des Ghouls. Ray würde sie wohl kaum zu Boden werfen und am Bettkasten ausknocken und sie wollte ihm den Umstand, den sie verursachte, schon etwas leichter machen, auch wenn es schon wieder zu brutal klang.
Ray spürte ihre Nähe wie einen kleinen Stromstoß in seinem Nacken, ließ ihr jedoch Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, bevor sie sich seinen Blicken ausgesetzt sah. Als er schließlich auf sie zuging, nahm er jedes Detail an ihr mit gestochener Schärfe wahr, da für ihn hier praktisch Festtagsbeleuchtung herrschte. Sie sah für ihn nicht wie eine jungfräuliche Braut aus, da die wenigsten Immaculate-Frauen in Weiß heirateten, das ja viel mehr eine zeremonielle Farbe in ihren Kreisen war.
Die Farbe Rot war mit Bedacht gewählt, da ja sehr wahrscheinlich Blut fließen würde. Ihres und seines. Sie sah ängstlich und nervös und wunderschön aus, doch das alles durfte er ihr nicht sagen. Das würde es nur schlimmer für sie machen. Sie war nicht der Typ Frau, der sich durch Komplimente entspannte, auch wenn sie ehrlich gemeint sein sollten. Bisher hatten sie nie etwas in ihr zum Klingen gebracht und die Entdeckung ihrer Fraulichkeit würde sie tief genug erschüttern. Nach der Umwandlung würde sie sich wie neugeboren fühlen, stark und gesund. Ray dachte keine Sekunde daran, dass etwas schief gehen könnte. Sie stand nicht auf der Kippe und war durch die Fürsorge seiner Mutter und der anderen Frauen beinahe als erblüht zu bezeichnen.
Als er sie erreichte, nahm er ihre Hand in seine.
„ Es wird wieder wehtun, Gloria… Nicht vergleichbar mit einem brutalen Angriff, nennen wir es lieber einen Schock, dessen Auswirkungen durch tiefer gehende Empfindungen übertönt werden. Du darfst so viel schreien, wie du möchtest, das wirkt bestimmt befreiend… Du kannst nach mir schlagen, dich wehren… Niemand kann bestimmen, welche Reaktion für dich am besten ist. Das entscheidest du nach deinem Empfinden. Ich bin nur hier, um es so angenehm wie möglich für dich zu gestalten. Komm. Es ist wahrscheinlich am besten, wenn du dich vor mich setzt. “
Er führte sie zum Bett und setzte sich darauf, so dass er seinen Rücken an das Kopfende lehnen würde können und zog sie mit Nachdruck zu sich auf die Matratze, die kaum unter ihrem Gewicht nachgab. Es ging nicht anders, sie mussten sich sehr nahe kommen, er hatte sie ja gewarnt. Nur zögerlich folgte sie seinen Anweisungen, sich zwischen seine gegrätschten Beine zu setzen, als wäre er ein werdender Vater, der seiner Frau durch die Geburt hindurch Halt geben wollte. Da ihr Kopf an seiner rechten Schulter ruhen sollte, schob er ihr dunkles Haar in einer beinahe zärtlichen Geste über ihre rechte Schulter, damit es nicht im Weg war. Es fühlte sich seidenweich an und würde bald in neuem Glanz erstrahlen, ganz genau wie sie.
Er konnte den heftigen Puls in ihrer Aorta schlagen und ihren Duft beinahe bildlich in seine Nase hinauf wabern sehen, der sich aufgrund ihrer Nervosität Schlag um Herzschlag intensivierte. Er antwortete ihr ganz instinktiv mit der Ausschüttung seines eigenen Duftes, so dass es im Zimmer bald so sehr nach einer Mischung aus zerlassenem Karamell und gebrannter Haselnuss roch, als wären sie in Willy Wonkas Schokoladenfabrik gelandet.
Sein linker Arm legte sich um ihre schmale Taille und zog ihren zierlichen Körper eng zu sich heran, da er sie nach dem Blutverlust mit seiner Körperwärme schützen wollte. Er ignorierte das
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