Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
dich überhaupt wohl in den Sachen?“, fragte sie dann doch etwas besorgt nach, weil es das Mädchen nicht gewöhnt war, sich so zu präsentieren. Das war noch einen Zacken schärfer, als Cat sie zur Hochzeit ausgestattet hatte. Diesem Outfit fehlte jegliche Eleganz, es sprach nur die niedersten Instinkte an. Sie selbst hatte ja nicht gewusst, wie das Ganze am Ende wirken würde.
Nico schob das tiefrot schimmernde Kussmündchen vor, weil sie ja nicht auf den Lippen herum kauen sollte und stützte die Hände auf der nackten Taille ab, bevor sie begann, an sich herum zu zupfen oder sich zu bedecken.
„Ich weiß nicht recht, solange ich nicht daran denke, wie ich aussehe, geht es eigentlich. Seid ihr sicher, dass es nicht besser wäre, wenn du die Rolle des Köders übernimmst? Ich meine… Man sieht mir doch bestimmt an der Nasenspitze an, dass ich das nicht ernst meine.“
Brock erhob sich lachend von seinem Stuhl und stellte sich neben Romy, die zwar auch clubtauglich aber nicht so aufreizend wie Nico angezogen war.
„Für das Ekelpaket, das wir jagen, bist du genau richtig, Schätzchen. Der schert sich einen Dreck um die Persönlichkeit der Mädchen. Du entsprichst eben viel mehr dem Beuteschema. Du siehst aus wie eine Highschoolgöre, die auf Abenteuer aus ist. Weder Männlein noch Weiblein, die auf dich abfahren, werden sich Gedanken darüber machen, ob die Unschuldsmiene echt ist oder nicht, die werden dir alle an die Wäsche oder viel mehr unter die Wäsche wollen, was ja wirklich nicht schwer erscheint.“, gab er seine fachmännische Meinung zum Besten und grinste Nico spöttisch an, die sich sichtlich Mühe gab, sich nicht unter seinem anzüglichen Blick zu winden.
„Ihr seid die Profis. Ich denke lieber nicht genauer darüber nach, welche Gedanken andere bei dem Anblick hegen.“, meinte Nico mit einem kleinen Seufzen, da sie doch ziemlich nervös war. Immerhin ging es um einen gefährlichen Einsatz, der in den Bereich der neuen Riege fiel, da Romy den Fall in ihrer Detektei gemeinsam mit Brock bearbeitete.
Sie hatten durch Romys Fähigkeiten den Opfertypus eingrenzen können, da sie natürlich die Opfer hatte sehen können, die der Polizei entgangen waren. Sehr junge, sehr zierliche und eher mädchenhafte Frauen waren dem Serientäter zum Opfer gefallen, weshalb die Wahl des Köders auf Nico gefallen war. Romy konnte nicht sagen, wohin die Frauen gebracht worden waren, da der Täter sie in seinem Wagen immer betäubt oder ohnmächtig geschlagen hatte. Das Bild von ihm war auch nicht besonders deutlich gewesen, da die meisten Opfer ziemlich angetrunken gewesen waren. Auf jeden Fall wirkte er nicht bedrohlich, viel eher schmächtig und vertrauenerweckend. Eine besonders gefährliche Mischung.
„Wir sind immer in der Nähe und bleiben in Verbindung, Nico. Halte dich einfach an den Plan. Romy sucht in den Läden immer wieder Kontakt, sie weiß, worauf es bei Undercover-Arbeit ankommt, pass dich ihr einfach an. Okay?“
Brock machte diesmal keine Witzchen und sah ihr ernst in die Augen, weil er wusste, wie er sie am besten beruhigen konnte. Sie hatte sich schließlich nicht zum Spaß verkleidet. Romy wirkte in solchen Sachen einfach zu abgebrüht, so dass sie sich dann nicht darauf verlassen konnte, dass ihr Fisch den Köder auch schnappte. Seine Opferwahl sprach für ein geringes Selbstbewusstsein und Romy war einfach zu weiblich, um wie ein Mäuschen zu wirken.
Das hier war sein letzter offizieller Fall für die New Yorker Polizei, danach würde Inspector Wolfe in den vorzeitigen Ruhestand treten. Kollegen und Vorgesetzte vermuteten inzwischen eine schwere Krankheit oder das Burnout-Syndrom hinter seiner Entscheidung. Brock hielt sich bedeckt. Die Gerüchte machten es ihm leichter, sich nach der Lösung seines letzten Falles unauffällig aus dem Polizeidienst zu verabschieden. Er hatte nun einen viel interessanteren Job gefunden.
Greenwich Village, Club „X and Y“
Brock zündete sich bestimmt die zwanzigste Zigarette des Abends an, sie waren inzwischen im vierten Club eingetrudelt und er wurde langsam nervös, da es Zeit für ihren Täter wurde, sich ein neues Opfer zu schnappen. Er schlug niemals länger als zwei Tage vor Vollmond zu. Immer im Village und immer in Clubs, in denen hauptsächlich Homosexuelle verkehrten. Die „Gay and Lesbian Community“ war deshalb schon auf die Barrikaden gegangen und der Polizei brannte der Kittel.
Wolfe grinste hämisch und ließ seinen Zippo zuklappen,
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