Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
nicht einmal, wie seine Hände gierig ihre Taille umspannten, bevor er sie mit erstaunlicher Kraft in den Laderaum warf, der innen mit Matratzen ausgelegt war, die mit Plastikfolie verkleidet waren, als rechnete der Fahrer damit, eine große Sauerei anzurichten. Es roch irgendwie modrig, obwohl man den Wagen wahrscheinlich erst vor kurzem mit einem scharfen Chlorreiniger ausgewaschen hatte.
Er packte die schlaffen Handgelenke seines neuesten Opfers und legte ihr die Handschellen um, deren Ketten er in den Seiten des Wagens fest geschweißt hatte. Am Anfang hatte er noch versucht, die Frauen auf die nette Tour zu verführen, doch inzwischen war der rasende Hunger in ihm so übermächtig, dass er sie lieber wehrlos haben wollte. Essen auf Rädern . In seine Augen trat ein fanatischer Funke, während sich sein Gesicht zu einer hämischen Fratze verzog.
Nico indessen versuchte, einen Sinn in den Bildern zu finden, die auf sie einstürmten. Sie hatte keinerlei Anzeichen für die Vision verspürt, obwohl sie hellwach gewesen war. Sie raste auf ein helles Licht zu, das sich langsam als Bild aus der Vergangenheit heraus kristallisierte. Eine junge Frau, die ihr den Rücken wies, und mit wehenden Haaren irgendwo stand, von wo man einen Ausblick auf eine dichte Walddecke hatte. Sie drehte sich um und ihre traurigen Augen waren das Erste, was Nico auffiel. Cat? Sie war noch sehr jung, das Gesicht war noch kindlich gerundet und von beinahe schmerzhaftem Liebreiz. Immer wieder fiel der Name eines Jungen, das einzige, was sie in dem Gespräch zwischen den beiden verstand, da es in einer exotisch fremden Sprache geführt wurde. Dann liefen sie gemeinsam enge, sich windende Treppen herunter und stiegen in einen Wagen, der über holprige Landstraßen fuhr.
Nico fürchtete sich, als sie ausstiegen und den beißenden Geruch nach Feuer inhalierte, worauf sie auch schon durch knackendes Unterholz rannten. Ihr Herz schlug zum Zerspringen und dann wurde sie unsanft auf den harten Waldboden niedergerissen. Sie riss den Mund weit auf und danach explodierte der Schmerz in ihrem Gesicht und in ihrem Hals.
„AAAAAAHHH!“, schrie Nico zeitgleich auf, als ihr Angreifer, der die Türen des Vans hinter ihnen geschlossen hatte, seine Fänge in die zarte Haut ihrer Halsbeuge bohrte. Wieder und wieder, als wollte er nicht trinken sondern wie ein wildes Tier essen.
Sie bäumte sich auf, als würde sie unter Spasmen leiden und wollte die Arme zur Gegenwehr anheben, die jedoch von den Ketten aufgehalten wurden. Entsetzt kam sie in der Wirklichkeit an und fand sich als das nächste Opfer des irren Serienkillers wieder. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann stemmte sie sich mit aller Kraft gegen die Fesseln.
Mit einem lauten Knall gaben die Verankerungen der Kette nach und gleichzeitig wurden die Türen des Vans mit Gewalt aufgerissen. Nico vernahm ein bedrohliches Grollen, dann war der Druck auf ihren Oberkörper verschwunden. Ihr Angreifer wurde wie eine Stoffpuppe aus dem Wagen gezerrt und so heftig an die Backsteinwand neben dem unbeleuchteten Hintereingang geworfen, dass man mehrere Rippen unter dem Druck des Aufpralls knacken und brechen hörte.
Nico bedeckte die Wunden mit einer Hand und rappelte sich mühsam auf, dann war Romy schon an ihrer Seite und half ihr die Glieder um die Gelenke loszuwerden. Draußen tobte ein ungleicher Kampf zwischen einem entfesselten Wolf und einem unkoordinierten Ghoul, der noch brutaler wurde, als Brock einen kurzen Blick auf ihre Verletzung erhaschen konnte. Es dauerte nicht lange und Brock hatte ihm mit bloßen Händen das Genick gebrochen, ohne selbst mehr als wunde Knöchel davon getragen zu haben, die natürlich sehr schnell verheilen würden.
„Verdammt noch mal, Nico! Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?!“, fuhr er sie an, als er schließlich vor ihr stand, ihre Schultern umfasste und sie am liebsten für ihren vermeintlichen Leichtsinn bis zur Besinnungslosigkeit schütteln wollte. Seine Raserei ließ sofort nach, als sie entschuldigend zu ihm aufsah und er die Bisswunden mit den ausgefransten Rändern an ihrem Hals entdeckte.
Romy ließ die beiden allein, um Brocks Arbeit zu vollenden. Das Genick war vollkommen aus den Wirbeln gehoben, aber ein sauberer Schnitt würde sie trotzdem beruhigen. Den Rest würde dann die Sonne erledigen. Der Drecksack hatte das Recht, für immer zu schweigen.
„Es tut mir leid, Brock… Ich hatte eine Vision, ganz plötzlich… Ich wollte doch nur
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