Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Leben treten. Eine aus bestem Hause der Immaculate, da machte sich Mina keine Illusionen.
„Phantastisch!“, murmelte Mina trocken, als ihr klar wurde, dass sie diese Zentrale so kurz nach der Eröffnung gleich wieder schließen konnten. Irgendjemand aus der Garde musste geplaudert haben. Unfreiwillig, wollte Mina meinen. Aryaner verstanden sich schließlich auf fiese Spielchen und ein gewöhnlicher Mensch hielt meist nicht lange durch, wenn man ihn so grausam folterte.
„Der Lord weiß anscheinend nur, dass es sich um eine Frau handelt und hat dank seines Weltbildes bestimmt keine der feineren Damen in Verdacht. Gut für euch, Pech für mich!“
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Der Lord würde sie nur umbringen wollen, er war nicht an ihr als Frau interessiert, damit konnte sie gut leben. Lost Souls wurden sowieso niemals so alt wie Immaculate.
Nur manchmal lag sie tagsüber in völliger Dunkelheit wach und hörte immer wieder den Grafen sagen, wie sie für die Ewigkeit miteinander verbunden sein würden. Sie war stärker als viele andere Lost Souls, aber sie schob das immer auf das Blut von Manasses, dessen Krieger-Blut eben besonders nahrhaft war.
„Wenn er hinter mir her ist, dann ist die Dame Ihres Herzens aus der Schusslinie. Immer gern zu Diensten.“
Irgendwie brachte sie eine Frau, die den Sohn eines Aryaner-Lords töten konnte, nicht in Einklang mit dem Krieger, der so große Töne über ihre Züchtigung gespuckt hatte. Wäre sie leicht reizbar, dann hätte sie ihm für seine herablassenden Worte einen ordentlichen Schlag ins Gesicht verpasst. Krieger hin oder her.
„Werden Sie nicht albern, Miss Harker.“ Rys warf der Lost Soul wieder einen seiner höchst finsteren Blicke zu.
„Würde es hier in irgendeiner Weise um Herkunft oder Manieren gehen, dann hätte der Lord Einladungen zu einer Dinnerparty verschickt und nicht seine Ratten und Krähen ausströmen lassen, um den Laden hier in einen Friedhof zu verwandeln. Es geht hier einzig und allein um Macht und wenn wir ihm diesen anderen niederen Instinkt lassen wollen, um Rache. – Er würde mit jeder starken Immaculate vorlieb nehmen, sofern die Aussicht besteht, Nachkommen zu zeugen, die bei weitem stärker sind als der missratene Bastard, der seinen Kopf verloren hat. Er weiß um unseren Schwachpunkt und er wird nicht zögern, erneut anzugreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Aber ich glaube nicht, dass es dann noch um Ihre Dienste gehen wird.“
Außerdem hatte Rukh schon festgestellt, das Mina nicht die war, nach der er suchte. Oder eben das Interesse an ihr verloren, nachdem die Löwin sich gezeigt und ihre Kräfte demonstriert hatte. Cat zu unterwerfen wäre zweifellos das Highlight eines lange währenden ruchlosen Lebens. Rys’ Vorstellung wagte sogar den Vergleich, um wie viel schlimmer es sein würde als das, was Rukh Ashurs Mutter und deren Schwester angetan hatte. Und wenn er sich dann noch vorstellte, es könnte Romy sein, die Rukh irgendwo gefangen hielt, ohne Aussicht darauf, sie rechtzeitig zu finden und zu befreien, bevor ihr das Allerschlimmste angetan wurde, war er drauf und dran, die Beherrschung zu verlieren und erneut auf den gigantischen Kadaverpool am Boden einzustechen.
Oder gleich auf die finale Jagd zu gehen, um den Lord zu vernichten.
Mina tauschte einen überraschten Blick mit Morris, dem der Mund beinahe offen stand, als der Priester verkündete, dass Manasses Tochter und der rumänische Jäger Bruder und Schwester waren. Sie war eine Tatarescu?! Darüber hatte Manasses nie ein Wort verloren. Mina wurde schnell klar, dass Catalinas Mutter nur die Frau des berüchtigten Jägers sein konnte.
Das war also seine Rache gewesen! Er hatte dem Jäger ein Kuckuckskind untergejubelt!
Mina war sprachlos. Das Mädchen musste irgendetwas zwischen Mitte und Ende zwanzig sein, da sie bestimmt nicht zur der Zeit gezeugt worden war, als Thora noch lebte.
Dem Ausspruch von Jagannatha zu Folge mussten die Tatarescus über Catalinas Herkunft Bescheid wissen. War sie bei den Jägern aufgewachsen? Natürlich. Als Morris sie aufgegabelt hatte, war sie ein Häufchen Elend gewesen. Als Frau allein auf der Jagd, erst in Europa, dann in Asien, in Südamerika und schließlich in den USA. Eine Odyssee des Grauens. Sie war damals noch ein gewöhnlicher Mensch, wenn auch mit besonderer Ausstattung gewesen. Wie hatte Manasses das zulassen können? Nur weil sie nicht von Thora abstammte?
Hätte sie sie nur früher kennengelernt,
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