Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Geburt.
„Mein Anteil an der ganzen Sache scheint mir ziemlich vernachlässigbar zu sein, Nico. Ich muss mich nur in deine Hände begeben, in die ich vollstes Vertrauen habe. Du hast mir auf der Herfahrt erklärt, wie die Umwandlung vor sich geht… Ich kenne die Nebenwirkungen, auch wenn bestimmt nicht alle Einzelheiten, was ich auch gar nicht möchte. Ich war schon immer besser, wenn ich nicht zu viel über eine Sache wusste. Mir scheint diese Vampir-Sache in die Wiege gelegt worden zu sein, warum sollte ich mich also gegen die Biologie sträuben? Meinetwegen könnten wir es sofort angehen. Und bevor du Einwände erhebst, ich weiß natürlich, dass ich nicht gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen kann. Ich habe als Polizist schon fast alles erreicht, der Beruf bringt kaum noch Herausforderungen für mich, weder körperlich noch seelisch, da ich zudem kein Interesse an politischen Machtspielchen habe, die ein weiterer Aufstieg nach sich ziehen würde. Der Schritt in die SCU erfolgte nur, um die Rastlosigkeit in mir zu bekämpfen. Aber ich bin erst richtig aufgewacht, als dieser neue Fall bei mir auf dem Tisch landete. Und den werde ich nicht angehen können, wenn ich weiterhin der bleibe, der ich gerade bin.“
Nico beugte sich vor und flüsterte in sein Ohr, als wollte sie nicht, dass die ältere Dame ihre Worte hörte. Brock war davon überzeugt, dass deren Lauschern rein gar nichts entgehen würde, weil sie eben nicht nur damit zuhörte. Immerhin hatte sie ihn vorhin mit der Nummer im Wald ordentlich aufs Kreuz und Nicos Kräfte irgendwie lahm gelegt.
„Ich bin es genauso impulsiv wie du angegangen, Brock… Ich wollte unbedingt fähig sein, meine Pflichten als Kriegerin auszufüllen… Und zudem war Vollmond, es ging… um den Mann… den ich liebe… Aber die Umwandlung verändert nur deinen Körper, sie bringt neue Kräfte, die du zu kontrollieren lernen musst… Sie ändert nichts an deinem Charakter und löscht auch keine Erinnerungen aus… Du nimmst die Person, die du jetzt bist, in dein neues Leben mit.“
„Ich will es auch gar nicht anders, und du solltest das auch nicht wollen, da ich mir nicht vorstellen kann, du solltest auf andere Weise irgendwie besser sein, als du es jetzt bist.“, hatte Brock geantwortet. Sie schien große Selbstzweifel zu haben, die ihn ziemlich verwunderten. Fehlte ihr der Zuspruch auf privater Ebene? Hier im Castle hatte er nur Gutes über sie gehört und sogar das mächtige Orakel sprach nur wohlwollend mit ihr und über sie.
„Wie gesagt, es besteht keinerlei Zwang. Die Räumlichkeiten stehen immer bereit… Ein Wort von euch beiden genügt. Ich werde euch jetzt allein lassen, damit ihr das in Ruhe bereden könnt. Pia Nicolasa, Inspector Wolfe.“
Sein Name kam im Gegensatz zu dem von Nico schon etwas spöttischer über die Lippen des Orakels, bevor sie sich in Luft auf löste und er mit seiner „Herrin“ allein war.
. . .
Brock schlug die Augen auf und war froh, von heimeligem Halbdunkel umgeben zu sein, da selbst der Schein der Kerzen, die sich nicht in seinem direkten Blickfeld befanden, seine sich irgendwie wund anfühlenden Augen empfindlich traf. Sein ganzer Körper war noch hypersensitiv, so dass er sich wirklich wie neugeboren fühlte. Jeder seiner Sinne musste sich an das neue Leben anpassen und er musste noch sehr viel lernen.
Die erste Lektion war die der Ehrfurcht gewesen, als er sich Nico in Ketten ausgeliefert hatte. Er wusste, dass er viel von ihr verlangte. Ein neues Leben, das ihr Blut ihm ermöglichen würde, nachdem sie seines genommen hatte. Für einen erfahrenen Vampir wäre es wahrscheinlich eine weniger bedeutungsvolle Geste gewesen, doch Nico war selbst noch sehr jung in ihrem neuen Leben, was auch von Vorteil für ihn war, da sie sich sehr gut in seine Lage versetzen konnte.
Sie hatte auf jeden Fall Recht behalten, als sie die Erfahrung als sinnlich bezeichnet hatte. Der Moment, als ihre Fänge sich in seinen Hals gegraben hatten… Ihm war das Herz in die Hosen gerutscht, weil es zugleich Schock und Erlösung gewesen war. Genau das hatte er immer gewollt, seit dem Tag, als er Romys Blut gekostet hatte.
Es war ein sehr schmaler Grat, auf dem er sich danach bewegt hatte, weil es schwer war, in dem ganzen Gefühlschaos den Verstand nicht zu verlieren. Die Ketten waren in jedem Fall mehr als nötig gewesen. Nachdem der erste Schluck ihres Blutes von ihrem Handgelenk über seine ausgedörrte Kehle geflossen war, wollte er sie ganz und
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