Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Neckereien von seinen Waffenbrüdern. Vor dem Orchester war ein einzelnes Mikro aufgebaut worden, das nun mit einem Spot angeleuchtet wurde. Der übrige Raum war in schummriges Kerzenlicht getaucht, bestimmt um das Paar in seiner Versunkenheit nicht zu stören. Sie waren immer noch Kreaturen der Nacht und fühlten sich in der Dunkelheit am besten aufgehoben. Zudem konnte man den vollen, tief hängenden Mond zu den großen Bogenfenstern, die bis zum Boden reichten, hinein scheinen sehen.
In den Spot trat eine Frau unbestimmbaren Alters, deren dunkle Haare streng aus dem Gesicht gekämmt waren und die ein bodenlanges, schwarzes Kleid trug, das sich eng an ihre schlanke Silhouette schmiegte, die beinahe schon knochig zu nennen war. Ihre Haut war schneeweiß und ihre Lippen waren mit blutrotem Lippenstift betont. An den Ohren trug sie schwere Diamanthänger, die im Licht glitzerten. Dann setzte sie Musik ein und sie sang dazu. Es war ein langsames Lied, nicht der übliche Walzer, und ihre rauchige Stimme wob dazu geheimnisvolle Wörter unter die hypnotische Melodie. Es klang beinahe wie eine Beschwörung und dann wurde Nico klar, dass es sich um die alte Sprache handeln musste und es tatsächlich ein alter Zaubergesang sein könnte.
Das Orakel hob die Tafel auf und sie folgten ihr zur Grenze des Raumes, wo sie einen besseren Blick auf das tanzende Paar haben würde, das eine wundersame Aura einzuhüllen schien. Nico blieb das Mündchen offen stehen und sie starrte wie gebannt auf die Tänzer, da die Worte sie bis auf den Grund ihrer sehnsüchtigen Seele zu erreichen schienen. Sie spürte das unglaublich starke Verlangen danach, von Damon in die Arme genommen zu werden. Er sollte unbedingt ihre erhitzte Haut berühren, um ihr Erleichterung zu verschaffen. Sie war nicht die einzige, die heftig auf die Musik reagierte. Nach und nach formten sich weitere Pärchen auf der Tanzfläche. Nico hatte Mühe, ihre schweren Lider nicht über die Augen fallen zu lassen.
Tanzen… Ich muss tanzen…
Sie sah sich suchend nach Damon um, doch sie konnte ihn in den plötzlich verdunkelten Räumen nicht entdecken, obwohl sie doch eigentlich sehr gut in der Dunkelheit sehen müsste.
„Was ist das nur für ein Gesang? Der macht einem die Birne ja ganz weich.“, flüsterte eine tiefe Stimme an ihrem Ohr und Nico sah verwirrt zu Brock auf, der sich unbemerkt von ihr hinter sie gestellt hatte.
„Ich weiß nicht…“, wisperte sie zurück und lehnte sich unwillkürlich haltsuchend an seine breite Brust. Ihre Knie fühlten sich weich wie Butter an. „Es ist die alte Sprache der Immaculate… Ich verstehe sie leider nicht… Es klingt wie eine Beschwörung… magisch… Ihre Stimme ist unglaublich…“
Nico seufzte voller Sehnsucht auf und ihr Blick klebte förmlich an den vorbei tanzenden Paaren, die in ihrer eigenen Welt gefangen schienen.
Brock schien zu spüren, dass sie sich nicht mehr sicher auf den eigenen Beinen fühlte und deshalb legte er einen Arm um ihre schmale Taille, damit sie nicht taumelte. Er schob es auf etwas zu viel Champagner und die kleine Dissonanz zwischen den Liebenden. Er konnte nicht wissen, dass hinter dem Mikro eine Sirene sang, die alle verbundenen Paare bis tief ins Mark erschüttern würde. Es war ein ganz besonderer Hochzeitstanz.
° ° °
Romy folgte Rys beinahe wie in Trance auf die Tanzfläche, sie hörte gar nicht, was genau man ihnen nachrief. Während des Essens hatte sie sich einigermaßen entspannt, obwohl das kleine Intermezzo, während Rys sich angekleidet hatte, sie kaum genügend gesättigt hatte. Der Mond stand voll am Himmel und das Verlangen nach mehr wurde immer eindringlicher. Der Anblick der in seine Haut eingebrannten Buchstaben war wie ein sinnlicher Schock gewesen. Romy wagte sich nicht vorzustellen, wie schmerzhaft das Einbringen der Nadel für ihn gewesen sein mochte.
Sie waren nun untrennbar auf ewig miteinander verbunden und die Lettern würden auch noch nach dem Verblassen für immer auf seine Haut und in sein Herz gebrannt sein. Romy schmiegte sich an seine muskulöse Gestalt, ohne ihn aus den Augen zu lassen und ließ sich über die Tanzfläche führen. Noch niemals hatte sie sich von allem so losgelöst und doch sicher und geborgen gefühlt.
Jedes weitere gesungene Wort ließ ihr den Atem stocken, ihr war gar nicht bewusst, dass der Gesang eine magische Wirkung zu haben schien. Die zusehenden Gäste traten vollkommen in den Hintergrund und sie merkte nicht einmal, dass die
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