Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
Vom Netzwerk:
erreicht haben, hört er auf zu zittern. Ich tue so, als hätte ich nichts bemerkt und unterdrücke den Drang, mir den Schweiß von den Händen zu wischen, als er endlich loslässt.
    Als die Stewardess uns Cran-Apple-Saft eingegossen und uns unsere Kekstüte gereicht hat, räuspert sich Astley und erzählt. Ich weiß sofort, dass es um die Geschichte geht, die er auf dem Flughafen erwähnt hat, denn sein ohnehin schon förmlicher Ton wird noch beherrschter und irgendwie noch majestätischer.
    »Als ich zwölf war, starb mein Vater. Irgendwann wirst du mir vielleicht auch erzählen, wie dein Vater gestorben ist, wenn du magst«, beginnt er. Erst jetzt, wo er es ausspricht, wird mir wirklich bewusst, dass unsere Väter ja beide gestorben sind. »Aber jetzt erzähle ich dir erst mal meine Geschichte.«
    Sie waren auf der Queen Mary 2 über den Atlantik nach Spanien gefahren, was ich mir sehr romantisch vorstelle. Astley hatte sich sehr auf die Reise gefreut und darauf, eine Weile allein mit seinem Vater zusammen zu sein, ohne seine Mutter.
    »Sie war nicht …« Er zögert und sucht die richtige Worte, was ihm selten passiert. »Sie war anders, als sie heute ist. Sie liebte meinen Vater sehr. Sie liebte ihn mehr als alles andere, mehr als Uhren oder Schmuck oder mich oder sich selbst.«
    Die Reise war gut verlaufen. Keiner von beiden war seekrank geworden und sie waren einander nicht auf die Nerven gegangen. In Spanien reisten sie über Land weiter nach Madrid.
    »Wir waren auf einem Bahnhof. Es war schrecklich voll. Dann schien die Erde zu beben. Ich freute mich, denn ich dachte, das sei der nahende Zug. Aber es war viel mehr. Mein Vater fluchte und packte mich am Arm, direkt hier über dem Ellbogen.« Er berührte seinen Ellbogen, als würde er sich erinnern, und seine Stimme wurde weicher. »Als ich ihn ansah, wusste ich, dass ich mich auf schreckliche Weise geirrt hatte. Das Grollen wurde lauter und dann roch es nach Feuer und brennenden Körpern. Nur wenige Augenblicke bevor es uns erreichte, fingen die Menschen an zu schreien. Sie rannten panisch weg von dem Tunnel und zurück zur Treppe«, erzählt er.
    Ich erinnere mich, dass ich auf CNN etwas über den Terroranschlag gesehen hatte. Fast zweihundert Menschen starben damals.
    »Wir steckten in dieser massiven Woge aus Menschen fest. Aus dem Tunnel drang eine gewaltige Hitze und dann kam die Feuerwolke. Aber ›Wolke‹ ist eigentlich nicht das richtige Wort. Es war eine massive Feuerwalze.«
    In mir verkrampft sich alles und ich greife wieder nach Astleys Hand. Er scheint es gar nicht zu bemerken. »Konnte er nicht fliegen?«, frage ich.
    »Nein. Er gehörte zu den wenigen Königen, die es nicht können. Er hat es mir auch nicht beigebracht, vielleicht sind meine Landungen deshalb so grottenschlecht. Aber ich schweife ab.« Er holt tief Luft, als ein steif wirkender Mann im Anzug sich losschnallt und zur Toilette geht. »Er sah, was da auf uns zukam, und packte meinen anderen Arm. Dann hob er mich hoch über seinen Kopf und warf mich in Richtung Treppe. Statt sich selbst zu retten, warf er mich, Zara. Er warf mich die ganze Treppe hinauf.«
    Seine Gefühle überwältigen ihn und seine Stimme wird ganz brüchig, rau und zerklüftet. Sein Schmerz ist so groß und so real, und ich kann es kaum glauben, dass er ihn mit mir teilt. Ich muss an Nick denken, der mir nie so vertraute, dass er mir von seinen Eltern erzählte.
    »Fällt es dir schwer, mir das zu erzählen?«, frage ich.
    »Ziemlich.«
    Ich warte. »Warum erzählst du es mir dann? Ich meine das nicht böse. Ich will … ich will nur wissen, warum du es tust, wenn es dir so wehtut, verstehst du? Das ergibt keinen Sinn, oder?«
    »Doch. Was du sagst, ergibt meistens einen Sinn, Zara. Ehrlich. Ich erzähle dir das, weil du meine Königin bist und ich dich als Freundin betrachte. Und weil du es verdienst, es zu wissen.« Er nimmt einen Schluck von seinem Saft. Was habe ich Astley nicht erzählt, das er über mich wissen sollte? Und was habe ich Nick nicht erzählt? Astleys Hand zittert, als er die Geschichte fertig erzählt. Er war auf einem Menschenmeer gelandet, hatte sich den Kopf gestoßen und das Bewusstsein verloren. Als er wieder zu sich kam, lag er in einem spanischen Krankenhaus. Ihr Butler Bentley beugte sich über ihn. Seine Mutter war vor lauter Kummer wahnsinnig geworden und sein Vater war einfach weg.
    »Er hat mich gerettet, Zara.«
    Ich nicke und umfasse seine Hand noch fester. Er erwidert den

Weitere Kostenlose Bücher