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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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rollt die Landebahn hinunter zu Gate eins. Einige wenige Menschen laufen herum. Es riecht nach Menschen und Metall und Gebläseluft. »Ich fasse es nicht, dass wir auf einem Flughafen sind«, sage ich.
    Astley fährt sich mit der Hand durch seine dicken Haare und zieht dann einen Laptop aus seinem dunklen Lederrucksack. »Die meisten Elfen können nicht in einem Flugzeug reisen. Sie kommen mit dem vielen Eisen nicht klar.«
    »Warum verteilst du dann nicht die magischen Eisentabletten? Wäre das nicht eine gute Tat?«
    Er reibt sich die Haut hinter seinem Ohr: »Das verschafft unseren Leuten einen Vorteil.«
    Unsere Leute. Er nennt sie »unsere Leute«, aber für mich sind meine Leute in Bedford, sie kämpfen und werden bedroht. Schuldgefühle drücken mich in den dunkelblauen Vinylsitz. Ich ziehe die Beine unter den Körper und presse die Daumen über den Augen gegen die Stirn.
    »Hast du Schmerzen?«, fragt Astley. Seine Stimme direkt an meinem Ohr klingt besorgt, tiefer als sonst.
    »Ich glaube, meine Füße stinken. Meine Füße stinken nie, nur wenn ich ein Flugzeug besteige. Woran liegt das?«
    Seine Hand legt sich auf meine Stirn. »Bist du krank? Was du sagst, ergibt keinen Sinn.«
    Ich öffne die Augen und schaue ihn an. Im Neonlicht des Flughafens sieht er bekümmert und ein bisschen verwahrlost aus. »Mir geht’s gut«, antworte ich.
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    »Okay«, gebe ich zu und reibe mir die Stirn. »Ich bin total aus dem Häuschen, aber zugleich habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich hier weggehe.«
    »Ich kann auch allein fliegen, Zara. Willst du mich wirklich begleiten?«
    Vor mir dreht sich ein kleines Mädchen in braunen Stiefeln und weißen Leggins, unter denen sich deutlich sichtbar die Unterhose abzeichnet, während sein Vater, der eine Baseballkappe trägt, mit dem Mann am Schalter spricht.
    Ich schaue zu, wie das Mädchen sich an den langen braunen Haaren zieht und die Strähnen untersucht, als könne es nicht glauben, dass sie zu seinem Kopf gehören. »Sag mal, wann hören wir eigentlich wieder von deinem Elfenfreund?«
    »Er will uns anrufen, wenn wir gelandet sind.«
    Das kleine Mädchen geht in die Hocke und versucht auf Zehenspitzen balancierend das Gleichgewicht zu halten. Einen Augenblick gelingt ihr das auch, aber dann gibt sie auf und fällt auf den schmuddeligen, bläulich grau karierten Teppichboden.
    »Ich bin total nervös«, verkünde ich.
    Auf einmal, ohne jeden Grund, verzieht sich das Gesicht des kleinen Mädchens, und es fängt an zu weinen, ein trauriges Kleinkindweinen, das einfach dem Schmerz nachgibt. Die Stimme des Mädchens ist tief und klingt gequält. Der Vater dreht sich nicht einmal um. Mein Stiefvater hätte mich auf den Arm genommen. Mein Elfenvater? Wer weiß …
    »Manchmal frage ich mich, ob es die Menschen wert sind, dass man sie rettet«, murmelt Astley.
    »Elfen sind genauso schlecht.«
    »Stimmt. Hör nicht auf mich. Ich bin einfach müde.«
    Ich schlucke, »Glaubst du, wir können gut sein?«
    »Elfen oder Lebewesen generell.«
    »Sowohl als auch.«
    »Ich muss es glauben.«
    »Warum?
    Bevor er antworten kann, beugt sich der Mann vom Bodenpersonal über das Mikrofon und sagt: »Guten Tag, Flug 5781 ist bereit zum Einsteigen. Wir bitten zunächst die Passagiere der ersten Klasse. Bitte nur Passagiere der ersten Klasse.«
    »Das sind wir.« Astley streckt die Arme über dem Kopf aus.
    »Echt?« Ich bin noch nie erste Klasse geflogen, und auch wenn ich das materialistisch finde, bin ich ganz aus dem Häuschen.
    »Wir sind schließlich Mitglieder des Königshauses.« Astley verdreht die Augen, bevor ich mich aufregen kann. Beim Aufstehen streckt er mir die Hand hin. Sie ist stark und sauber. Ich nehme sie und wir bleiben einen Moment so stehen und schauen uns einfach nur an. Dann lässt er meine Hand los, erst einen Finger, dann den nächsten. »Ich erzähle dir im Flugzeug, warum ich das glaube, und vielleicht hilft dir das ja, dich mit deiner eigenen Verwandlung ein bisschen auszusöhnen, okay?«
    Ich nicke. »Okay.«
    Während ich mich strecke und mein Handgepäck zusammensammle, beobachte ich die Menschen um mich herum. Die Stewardess hat Schuppen, die herabrieseln, als sie sich am Kopf kratzt. Das kleine Mädchen weint nicht mehr. Sein Vater hat offenbar gar nichts mitbekommen. Eine Frau mit riesengroßen lärmreduzierenden Kopfhörern liest die Glamour . Ein Mann mit Krawatte und Ehering hält einen Roman von John Grisham in der Hand.

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