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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Das hat er nur einmal getan, um mich zu verwandeln. Seine Lippen öffnen sich ein wenig, aber er sagt nur: »Bleib hier. Ich schau nach dem Gepäck.«
    Weil ich nicht wusste, was man für eine Rettungsmission in ein mythologisches Land oder nach Island einpackt, habe ich viel zu viel mitgenommen.
    Ich schaue auf die Uhr. Es ist zehn Uhr und immer noch dunkel. Die Sonne geht erst in anderthalb Stunden auf und vier Stunden später schon wieder unter. Total irre. Maine ist ja schon schlimm, aber dieses Land hier liegt so nah am Nordpol, dass es noch dunkler ist.
    Astley kommt mit unserem Gepäck zurück. »Du zitterst. Ist dir kalt?«
    Ich zucke die Achseln und will meinen Koffer nehmen, aber Astley zeigt mit dem Kopf auf einen Mann in einem dunklen Anzug. Das ist wahrscheinlich unser Fahrer. Der Mann eilt herbei, verbeugt sich kurz vor Astley und nimmt schweigend unser Gepäck.
    Als wir schließlich den Zoll und die Gepäckkontrolle hinter uns haben und im Auto sitzen, geht die Sonne langsam auf. Der Himmel ist grau und wolkenverhangen. Schnee verschmilzt mit dem Boden, und es gibt keine Wälder, sondern nur gelegentlich Ansammlungen hoher weihnachtsbaumartiger Bäume. Es ist kalt wie in Maine. Gedrungene Gebäude breiten sich über dem Boden aus, als wären sie dort gewachsen.
    »Es kommt mir so unwirklich vor, dass wir hier sind«, sage ich zu Astley. Wir sitzen zusammen im Fond des Wagens. Es ist sehr bequem, auch wenn wir nicht viel Platz haben. Astley sieht wieder ganz gesund aus. Die Schramme auf seinem Gesicht ist verheilt und er hat auch wieder Farbe gekriegt. »Als ob die Welt sich auf einmal verschoben hätte, und dieser Ort unmöglich noch auf ihr liegen könnte.«
    »Ja.« Er schlägt die Beine übereinander.
    Ich schalte mein Handy an und schaue auf das schwarze Display. »Ich habe keinen Empfang.«
    »Hast du es umstellen lassen, sodass du auch international Anrufe empfangen kannst?«, fragt er.
    Natürlich nicht. Ich wusste nicht, dass ich das tun muss. Während wir nach Reykjavik fahren, kann ich nicht einmal anfangen, all die Dinge aufzuzählen, die ich hätte tun sollen. Ich versuche, sie im Kopf aufzulisten, und gebe auf.
    Er lächelt und lehnt sich zurück. »Wie schön, dass du glücklich bist.«
    »Danke, dass du mich glücklich machst«, antworte ich und rücke meinen Sicherheitsgurt zurecht. Es folgt eine unbehagliche Stille, nur der Automotor brummt vor sich hin. Wir schauen aus dem Fenster, ohne uns zu berühren, aber ich fühle mich ihm trotzdem sehr nahe. Vielleicht liegt das an der Verbindung zwischen König und Königin. Oder daran, dass der Wagen sich Meile um Meile Reykjavik nähert. Meile um Meile näher zu Nick.
    Während der Fahrt ruft niemand Astley an. Keine Hinweise. Kein Rat. Nichts. Ich übe mich in Geduld, versuche nicht enttäuscht zu sein, als wir im Hotel 1302 einchecken, einem ganz monochrom in Weiß, Schwarz und Grau gehaltenen Luxushotel – Eleganz pur. Die eichenen Fußböden sind geheizt und überall sieht man irre Bilder oder Skulpturen. Astley und ich haben je eine eigene Suite, sie sind allerdings durch eine Tür verbunden. Ich lasse mich auf das große weiße Bett fallen, starre an die schwarzen Wände und greife nach meinem Handy. Aber da ich ja vergessen habe, es international freischalten zu lassen, kann ich niemanden anrufen. Ich ziehe mich vom Bett hoch und streife die Schuhe ab, bevor ich ins Bad tapse, das nicht einmal durch eine Wand vom Zimmer abgetrennt ist, was einfach nur merkwürdig ist. Aber es ist so krass schön wie alles andere hier – am Ende der Wände aus Granit wartet eine riesige gläserne Dusche. Flauschige weiße und schwarze Handtücher liegen auf schwarzen Regalen und darüber schwebt ein modernes weißes Waschbecken. Sogar eine weiße freistehende Badewanne gibt es, aber es ist die Dusche, die mich lockt.
    Später lese ich in dem Stadtführer und betrachte durch das Fenster die lächerlich früh untergehende Sonne und die wunderschönen weißen Gebäude, in denen das Theater und das Kulturzentrum untergebracht sind. Meine Hände pressen gegen das Glas und hinterlassen Abdrücke. Das Glas an meiner Haut fühlt sich kalt an, ganz anders als das Holz unter meinen Füßen. Ich sollte Betty zu einer Fußbodenheizung überreden, die macht die Kälte sehr viel erträglicher. Beim bloßen Gedanken an Betty fühle ich mich noch einsamer. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, was sie und Issie und Devyn gerade tun, und natürlich auch

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