Verhängnisvolles Gold
Spaß macht oder es ernst meint. Sie schlägt die Beine übereinander: Leuchtend gelbe Strumpfhosen unter einem Jeansminirock und dazu pinkfarbene Stiefel. Nur Issie lässt man so was durchgehen. Sie fängt sich wieder und hebt kapitulierend die Hände. »Sorry! T’schuldigung! Peinlich, peinlich. Ich bin unwürdig.«
Devyn lächelt nur und zieht den Laptop aus seiner Tasche. »Also, Island. Willst du etwas Bestimmtes durchgehen? Irgendwelche subtilen Hinweise? Irgendwelche Ideen, warum der Elf euch eine Falle gestellt hat?«
»Bist du okay? Ich meine, gefühlsmäßig? Weil der König sich geopfert hat. Das war so unerwartet.« Issie tätschelt meinen Arm.
»Betty will nicht, dass wir Nick suchen«, platze ich heraus, ohne ihre Fragen zu beantworten. »Habt ihr das gewusst?«
Sie schauen sich an, und Devyn nickt: »Ja. Sie besteht darauf, dass wir es nicht noch einmal versuchen. Sie glaubt, dass Nick für immer weg ist, Zara.«
»Das ist nicht wahr.«
Issie nimmt meine Hand und drückt sie: »Wir wissen es. Keine Sorge. Wir haben ihn auch nicht aufgegeben.«
Eine Sekunde lang sammeln sich Tränen in meinen Augenwinkeln. Ich muss meine gesamte Willenskraft aufbringen, um nicht zu weinen, aber ich weine nicht. Nein.
»Er ist nicht tot«, flüstere ich.
»Keine Sorge. Wir geben nicht auf.« Devyn fährt seinen Laptop hoch und ist angesichts der vielen Gefühle ganz verlegen.
Issie streckt ein Bein vor sich aus und betrachtet ihre Stiefel. »Was denkst du, wie oft müssen wir Zara noch sagen, dass wir nicht aufgeben?«, stichelt sie.
»Nach meinen Berechnungen fünfhundertundachtunddreißig Mal«, antwortet Devyn und mustert mich. »Und wie fühlst du dich, Zara? Hat die Umwandlung dich emotional oder physisch beeinträchtigt? Spürst du irgendwelche Nebenwirkungen?«
Er öffnet tatsächlich ein Dokument mit der Betreffzeile »Nebenwirkungen von Elfenverwandlung«. Ehrlich.
»Nein«, stoße ich hervor.
»Kein Selbsthass? Meine Eltern meinten, das wäre normal und du könntest zu einem Beratungsgespräch kommen, wenn du magst.« Er tippt eine Zeile in sein Dokument und fügt dann hinzu. »Umsonst, natürlich.«
»Danke, mir geht’s gut«, lüge ich. »Ich bin ganz die alte Zara.«
Die beiden schauen sich an, als wüssten sie, dass ich lüge. Dev schließt das Dokument und öffnet ein anderes. »Also, wie ihr seht, habe ich ein bisschen zu Walhalla recherchiert.«
1.Walhalla kommt vom altnordischen Valhöll für »Wohnung der Gefallenen«.
2.Walhalla befindet sich in Asgard, wo nach dem alten Mythos Götter wie Odin und Thor leben.
3.Offenbar ist man sich nicht einig darüber, wo Asgard liegt. Einige Gelehrte meinen in der Nähe von Troja, andere tippen auf Asien oder Island.
»Eigentlich ist das herzlich wenig«, verkündet Issie, dann duckt sie sich. »Tut mir leid, Zara. Ich weiß, du willst, dass es einfach ist. Wir alle wollen das.«
Ich nehme einen Schluck Chai und stelle den gelben Becher zurück auf den Tisch neben eine Ausgabe des Utne Reader. Issie zieht ihre Strumpfhose hoch, die an den Knöcheln schon ausgesehen hat wie Elefantenhaut.
»Schon okay«, sage ich, obwohl die Verzweiflung in mir wächst. Meine Finger tasten nach meinem Fußkettchen. Ich will es nur berühren und an Nick denken.
Devyn zieht die Augenbrauen hoch, schaut mich aber nicht an, als ich seufze. Stattdessen konzentriert er sich auf den Bildschirm seines Laptops. »Ich finde absolut nichts zu dem Namen, den Astley mir für seine Mutter gegeben hat. Ich habe ihn durch alle Suchmaschinen geschickt…«
»Wir brauchen einen übernatürlichen Hexenaugenblick, in dem wir einen Jäger erschaffen wie Willow und Tara in Buffy oder so eine Art Transporterleitstrahl, wie sie ihn in Star Trek haben…« Issie hält inne. Wahrscheinlich hat sie bemerkt, dass wir sie ziemlich verständnislos anstarren. »Wisst ihr überhaupt, wovon ich spreche?«
Niemand wusste es. Ich fummle am Reißverschluss meiner Kapuze herum und werde dann von Callie abgelenkt, die zwischen dem Tisch und einem anderen Sofa steht und uns anstarrt, als würde sie sich daran erinnern, was sie neulich abends gesehen hat. Ich hole erst einmal tief Luft und sage dann so fröhlich wie möglich: »Hallo, Callie.«
»Ihr führt doch was im Schilde.« Sie verschränkt die Arme vor dem Körper und starrt zu uns herüber. Es ist kein böses Starren, aber sie schüttelt den Kopf so sehr, dass ihr grüner Retro-Irokesenschnitt aus den Achtzigern wackelt.
»Dauernd
Weitere Kostenlose Bücher