Verhängnisvolles Gold
mich unter die Dusche und lasse warmes Wasser auf mich herabregnen. Dann schlüpfe ich in Shorts und ein T-Shirt und hülle mich in einen Bademantel. Socken ziehe ich nicht an, denn der warme Fußboden fühlt sich gut an. Es ist das einzig Positive, das ich fühle.
Vom Bett her kommen ein unbekannter Geruch und ein raschelndes Geräusch, das entsteht, wenn ein Hosenbein am anderen vorbei streicht.
Ich halte inne.
Ein Unbekannter wartet dort. So wie es riecht, ist es mehr als einer. Ich fange an zu summen, als würde ich mir einfach die Haare kämmen, aber meine Zehen drücken gegen den Boden, während ich mich in dem dampfgeschwängerten Badezimmer nach einer Waffe umsehe. Eine Haarbürste? Oh, Mann. Das Messer steckt noch in meinem Rucksack und den habe ich neben dem Bett auf den Boden fallen lassen. Um mich zu schützen, schlucke ich eine Anti-Eisen-Tablette aus dem Röhrchen auf dem Waschtisch. Dann umfasse ich den Handtuchhalter, der fest in der Wand verankert ist. Ich ziehe, aber er bewegt sich nicht. Da packe ich ihn mit beiden Händen und reiße ihn mit aller Kraft aus der Wand. Die Schrauben fallen klirrend zu Boden.
Das genügt, um die Eindringlinge zu alarmieren.
Drei großgewachsene Männer in schicken Anzügen nach europäischer Mode stürzen um die Ecke. Einer von ihnen ist Vander. Ich brauche eine Sekunde, bis ich »Astley!« schreie.
Dann greifen sie an. Ich schwinge den Handtuchhalter wie ein Schwert und schreie wie am Spieß in der Hoffnung, damit den Angriff noch ein bisschen hinauszuzögern. Sie kommen immer näher, aber nur zwei können gleichzeitig hereinkommen, weil zwischen den Wänden nicht genügend Platz ist. Ich greife den links von mir an und schlage mit der Stange zu. Seine Gesichtshaut zischt, als das Eisen sie berührt, und er knurrt, gleichzeitig erlischt sein Zauber und offenbart ihn als Elf mit blauer Haut.
Er verflucht mich, und ich hole wieder aus und treffe ihn an der Brust, aber jetzt greift der andere mich an. Die Stange zwischen uns knistert. Er schreit auf, lässt aber nicht los, bis Vander sich einschaltet und mich an den Haaren nach hinten reißt. Sein dicker Arm legt sich um meine Taille, er hebt mich hoch und drückt mich an sich. Mit der anderen Hand hält er mir etwas Scharfes an den Hals. Ein Messer? Wahrscheinlich. Die beiden anderen rappeln sich gerade vom Fußboden auf, als Astley hereinstürzt. Sein Gesicht ist wutverzerrt. In der Hand hält er einen Dolch.
»Lass sie los, Vander«, befiehlt er. »Ich bin König der Birke und der Sterne. Du bist mein Untertan, und ich befehle dir, meine Königin loszulassen.«
Vander bellt. Ich glaube, es ist ein Lachen, aber ich weiß es nicht. Die scharfe Klinge an meinem Hals drückt so fest gegen meine Haut, dass sie mich tatsächlich schneidet. Der Schmerz ist gar nicht so schlimm, aber ich rieche das Blut, und sein Anblick lässt Astley zusammenzucken.
»Du kannst uns nicht herumkommandieren, König. Wir gehören zu einem anderen.«
Die Wunde auf dem Gesicht des anderen zischt immer noch. Das wird eine Narbe geben. Er sagt: »Leg deine Waffe hin, sonst tötet Vander sie auf der Stelle.«
»Er tötet sie so oder so.« Astley ist vollkommen ruhig.
Ich ringe nach Luft, Das ist ganz und gar nicht cool. Mein Herz schlingert. Ich habe ihm vertraut. Er hat gesagt, er würde mich brauchen, und jetzt? Kann er mich einfach wegwerfen? Ich kralle die Hand in meinen Bademantel und versuche den Klumpen in meinem Herzen mit meinem Willen aufzulösen, aber es gelingt mir nicht. Da treffen sich unsere Blicke und Astley bewegt die Augen ein bisschen nach rechts. Es ist nur eine Andeutung, aber ich verstehe: Ich soll aus dem riesigen Fenster springen. Wir sind im fünften Stock und ich kann nicht fliegen. Aber er kann fliegen. Wird er mich auffangen? Eine Sekunde lang frage ich mich, ob das vielleicht nur ein bizarr abgekartetes Spiel ist, auch mich zu töten. Meinen Vater töten, mich töten, das ganze Geschlecht loswerden. Aber das ist so umständlich und hier steht Astley. Ich vertraue Astley, rede ich mir ein. Ich vertraue ihm.
»Ich muss mich übergeben«, flüstere ich in dieser ausweglosen Situation.
»Was?«, knurrt Vander.
»Ich glaub, ich muss mich übergeben«, wiederhole ich und zwinge mich, mich auf meinen Magen zu konzentrieren. Ich kann mich nicht einfach übergeben, aber ich kann so tun, als würde es gleich geschehen. In einem ihrer wöchentlichen Vorträge zum Thema »Überlebensstrategien bei einem Angriff«
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